Merkel will Lockdown noch einmal verschärfen – Einstellung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs im Gespräch
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will in der kommenden Woche, möglicherweise am 20. Januar, in einer vorgezogenen Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) die bestehenden Maßnahmen im ganzen Land vereinheitlichen, berichtet die „Bild“ (Freitagausgabe) unter Berufung auf eigene Informationen. Dazu gehören demnach Kontaktbeschränkungen sowie die Schließung von Schulen und Kitas.
Auch Ausgangssperren sind im Gespräch, berichtet die „Bild“. Grund ist laut Zeitung die Angst vor einer Ausbreitung der B117-Corona-Mutation. Auch weitere Maßnahmen seien im Gespräch, unter anderem die Einstellung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Dies sei aber noch nicht endgültig entschieden, hieß es.
Im Verkehrsministerium werde bereits geprüft, welche Konsequenzen für Mobilität und Logistik ein kompletter Shutdown des Landes hätte. Man arbeite daran, trotzdem die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wollte sich gegenüber der „Bild“ dazu nicht äußern.
RKI: Präsident Wieler für „Verschärfung“
Die Einhaltung der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des SARS-CoV-2 in Deutschland ist nach Einschätzung des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, derzeit „wichtiger denn je“.
Es sei noch nicht abschätzbar, wie sich die auch in Deutschland aufgetretenen Mutationen vom SARS-CoV-2 verbreiten, sagte Wieler am Donnerstag (14. Januar) in Berlin. „Es besteht also die Möglichkeit, dass sich die Lage noch verschlimmert.“
Wieler appellierte nachdrücklich, die bereits seit Monaten bekannten Abstandsregeln einzuhalten. Wer sich jetzt mit einem Arbeitskollegen zum Mittagessen treffe und sich beim Essen gegenüber sitze, könne nicht behaupten, die Maßnahmen würden nicht funktionieren. Diese müssten schon richtig genutzt werden, damit sie wirken.
Wie der RKI-Präsident sagte, lässt sich die Infektionslage wegen der Feiertage und der damit verbundenen geringeren Zahl von Arztbesuchen derzeit nicht einfach interpretieren. Es gebe aber eine positive Entwicklung. „Der Anstieg ist vermutlich nicht mehr so steil wie im Dezember.“ Die Fallzahlen hätten sich stabilisiert.
Wieler zeigte sich zuversichtlich, dass das SARS-CoV-2 im Jahresverlauf in den Griff zu bekommen sei. „Am Ende dieses Jahres werden wir diese Pandemie kontrolliert haben“, sagte er.
Derweil hat RKI-Epidemiologe Dirk Brockmann am Donnerstag in Berlin gesagt, es sei eine „totale Konsensaussage“ aller Modellberechnungen, dass die Maßnahmen weiter verschärft werden müssten, um das Infektionsgeschehen einzudämmen.
Auch RKI-Präsident Wieler befürwortete eine Verschärfung als „Option“. Das RKI ist angesichts der derzeitigen Infektionslage für eine Verschärfung des bisherigen Lockdowns in Deutschland.
Immer weniger COVID-19-Intensivpatienten
Die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen ist am Donnerstag den elften Tag in Folge gesunken.
Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wurden gegen 10 Uhr bundesweit 5.102 Patienten mit einer Corona-Infektion intensiv behandelt,
Zur Lage auf den Intensivstationen sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der „Rheinischen Post“ (Onlineausgabe), es sehe so aus, „als hätten wir den Höhepunkt bei den intensivpflichtigen Patienten überschritten“.
Derzeit scheine es zudem so, als ob die befürchtete Verschärfung der Lage auf den Intensivstationen durch Treffen an Weihnachten und Silvester ausbleiben würde, fügte der Verbandschef hinzu.
Das Divi-Intensivregister, das bundesweit Daten zur Belegung der Intensivstationen sammelt, meldete am Donnerstagmittag 5.125 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Betreuung. 2.943 von ihnen mussten demnach invasiv beatmet werden. Insgesamt waren 22.616 Intensivbetten in Deutschland belegt und 4.383 frei.
Dies waren somit 684 oder elf Prozent Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen weniger als am 3. Januar – dem Tag mit dem bisher höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Das RKI zeigte sich dennoch zurückhaltend.
„Ich möchte es noch nicht bewerten, weil es ja erst seit wenigen Tagen so der Fall ist“, sagte Wieler der dts Nachrichtenagentur. Zudem sinke die Zahl der Intensivpatienten ausgesprochen langsam.
„Wenn das ein dauerhafter Trend sein sollte, dann ist das ein schöner Indikator, dass die Maßnahmen eben doch besser wirken, aber wir können das momentan noch nicht sagen“, sagte Wieler. In der nächsten Woche will das RKI eine fundierte Abschätzung abgeben, ob die jüngsten Corona-Maßnahmen Wirkung zeigen oder nicht.
Kretschmann: Merkel sollte Bund-Länder-Treffen vorziehen
Verschiedene Politiker sprechen sich für eine Verlängerung und eine Verschärfung des Lockdowns aus. Armin Laschet (CDU; NRW) schließt eine Verlängerung des Lockdowns bis Ostern nicht aus, wie er im „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hält ebenfalls eine Verlängerung des Lockdowns bis Ostern für wahrscheinlich, wie sie im ZDF-Morgenmagazin erklärte: „Es ist so, dass jeder weiß, wenn die Zahlen so bleiben wie jetzt, dass der Shutdown fortgesetzt werden muss.“
Winfried Kretschmann (Grüne, Ba-Wü) geht ebenfalls davon aus, dass der Lockdown verlängert werden müsse. Der Grünen-Politiker werde sich für „weitere und schärfere Maßnahmen“ einsetzen. Zudem will er Kanzlerin Merkel dazu drängen, die ursprünglich für den 25. Januar geplante Ministerpräsidenten-Konferenz auf kommende Woche vorzuziehen. (afp/sza/ks)
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