Linke kritisiert fehlendes Konzept für Digitalunterricht – Lehrerverband: „Teilweise katastrophales Krisenmanagement“

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Lüftungssystem in einer Mainzer Schule.Foto: DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images
Epoch Times15. Dezember 2020

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch hat fehlende Konzepte für Digitalunterricht an deutschen Schulen kritisiert. „Es ist bezeichnend, dass wir in Deutschland eher einen Impfstoff gefunden haben, bevor wir es geschafft haben, qualifizierten Digitalunterricht in allen Schulen zu realisieren“, sagte Bartsch dem Nachrichtenportal Watson. „Wenn die Bundesregierung entscheidet, dass es iPads für Schüler geben soll und das dann später, wie die Bundeskanzlerin erklärt, an der Realität scheitert, ist das ein Problem, das nicht zu akzeptieren ist“, sagte er weiter.

Dass es eine zweite Welle geben würde, sei absehbar gewesen. „Trotzdem wurde im Vorfeld zu wenig getan. Es zeigt sich jetzt, dass die Bundesregierung den Sommer schlecht genutzt hat, um sich vorzubereiten“, so Bartsch.

Es sind weder ausreichend Masken gekauft, noch Testmöglichkeiten für Altenheime organisiert worden. Schulen und Klassen sind nicht ausreichend belüftet. Vieles wurde versäumt. Nahezu jedes Restaurant hat sich besser auf die zweite Welle vorbereitet als die Bundesregierung.“

Weiter kritisiert Bartsch die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Schüler sollten sich durch Kniebeugen in den kalten Klassenzimmern warmhalten: „Das ist eine Aussage, die die Kanzlerin so nicht hätte tätigen sollen. Gute Ratschläge aus dem Bundestag in die Klassenzimmer sind unangemessen und helfen nicht, sondern können die Stimmung eher verschlechtern.“

Bartsch bekräftigt seine Forderung, Schulen mit Luftfiltern auszustatten:

Es ist viel geleistet worden, von den Bürgerinnen und Bürgern, vielen Verantwortlichen, im medizinischen Bereich und so weiter, gerade auch, was Hygienekonzepte betrifft. Aber die Bundesregierung hätte besser unterstützen können. Luftfilter für alle Schulen zum Beispiel hätten 1,5 Milliarden Euro gekostet.“

Unterdessen verteidigte Bartsch die Bonuszahlungen an Mitarbeiter des Deutschen Bundestages. „Der Bundestag richtet sich für seine Beschäftigten nach den Tarif-Abschlüssen der Gewerkschaft Verdi. Das ist wichtig und richtig. Die Linke wirbt dafür, dass Tarif-Abschlüsse eingehalten werden, das ist Teil sozialer Politik“, sagte er Watson.

Bartsch richtet sich außerdem an Kritiker der Bonuszahlungen: „Ich bin strikt dagegen, dass so etwas instrumentalisiert wird, um Stimmung gegen Politikerinnen und Politiker und Beschäftigte des Bundestages zu machen. Es wurde von Mitgliedern von Verdi erkämpft und auch hier im Bundestag sind viele Mitarbeiter Verdi-Mitglieder, weshalb diese Regelungen selbstverständlich auch für Mitarbeiter des Bundestages gelten müssen.“

Zur Entscheidung einiger Mitarbeiter, die Boni zu spenden, sagte Bartsch, dass es die Entscheidung jedes Einzelnen sei. „Wir bei der Linken spenden zurecht vergleichsweise viel Geld. Es gibt keinen Bundestagsabgeordneten der Linken, der weniger als zweitausend Euro im Monat spendet.“

Lehrerverband: „Teilweise katastrophales Krisenmanagement“ im Schulbereich

Der Deutsche Lehrerverband übt scharfe Kritik am Corona-Krisenmanagement der Länder bei der Schulpolitik und fordert klare Konzepte für die Zeit nach dem 10. Januar. „Große Vorwürfe muss man den Landesregierungen und den Schulministerien für ihr teilweise katastrophales Krisenmanagement im Umgang mit der Pandemie im Schulbereich machen“, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der „Passauer Neuen Presse“ vom Dienstag. “

ei der Versorgung der Schulen mit schnellem Internet stehen wir nicht viel besser da als im März diesen Jahres.“

Es habe bisher „eine unsägliche und alle Betroffenen demotivierende Hüh-Hott-Politik“ gegeben, kritisierte Meidinger. Bis zuletzt sei trotz exponentiell steigender Infektionszahlen am vollständigen Präsenzunterricht unter allen Umständen festgehalten worden. Von Politik und Behörden seien die Schulen „als quasi coronafreie Zonen dargestellt“ worden. Das rapide Wachstum der Infektionsfälle und der dramatische Anstieg der Quarantänemaßnahmen an Schulen habe diese Behauptung widerlegt, so der Verbandspräsident.

Gleichzeitig seien bisherige Hygienestufenpläne außer Kraft gesetzt worden und man habe es versäumt, sich auf eine neue Phase des Wechselunterrichts vorzubereiten, etwa durch mehr Tempo bei der digitalen Modernisierung der Schulen. „Das rächt sich jetzt“, sagte Meidinger. „Wir brauchen ganz dringend ein klares Konzept für den Umgang der Schulen mit der Pandemie auch nach dem 10. Januar.“

Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte im ZDF-„Morgenmagazin“ zu dem Vorwurf des fehlenden Fortschritts im Bereich Schule, es habe „an vielen Stellen eine Weiterentwicklung“ gegeben. „Es hängt sehr daran, wie die einzelnen Schulen das machen, wie die Priorität in den Ländern ist“, sagte sie. „Aber wir sind ein Stück weiter als im Frühling“, betonte Giffey.

Wenn sich nach dem 10. Januar das Infektionsgeschehen hoffentlich wieder verbessere, werde sie sich dafür einsetzen, „dass wir ganz klar Schule und Kitas nach vorne stellen, dass es die ersten sind, die auch wieder vollständig ihr Angebot machen“, sagte die Ministerin. (afp/dts/sza)



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