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Gespaltenes Land

„Kuschelkurs mit der linken Szene“: Kritik nach Ausschreitungen bei Demonstration zu 1. Mai in Berlin

Die politische Diskussion um die Deutung der Geschehnisse vom 1. Mai in Berlin hält weiter an. Führende Bundespolitiker übten am Montag deutliche Kritik an den Ausschreitungen vom Samstagabend.

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Die Polizei steht vor einem Feuer, das am 1. Mai 2021 während der sogenannten "Revolutionären 1. Mai" -Demonstration im Berliner Bezirk Kreuzberg gelegt wurde.

Foto: TOBIAS SCHWARZ / AFP über Getty Images

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Lesedauer: 4 Min.

Die politische Debatte um die Deutung der Geschehnisse vom 1. Mai in Berlin hat sich auch am Montag fortgesetzt. Führende Bundespolitiker übten deutliche Kritik an den Ausschreitungen vom Samstagabend. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik betonten im Berliner Innenausschuss hingegen das insgesamt weitgehend friedliche Demonstrationsgeschehen am Tag der Arbeit.
Laut Slowik demonstrierten am 1. Mai in Berlin insgesamt rund 20.000 Menschen, überwiegend seien die Teilnehmer friedlich gewesen und hätten sich an Hygienevorschriften gehalten. Geisel betonte, es sei wichtig, „nicht den Gewalttätern die Möglichkeit zu geben, mit ihren Gewalttaten die Berichterstattung über den 1. Mai zu dominieren“.
Insgesamt kam es am 1. Mai zu 354 Freiheitsbeschränkungen, hauptsächlich wegen Verstößen gegen Hygienevorschriften. 93 Polizisten wurden verletzt, vier von ihnen mussten vom Dienst abtreten. Ab 21.00 Uhr sei es im Bezirk Neukölln zu eineinhalb Stunden „deutlicher Gewalt“ gekommen, sagte Slowik. Die Darstellung, dass es sich um „die schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren“ handle, könne sie jedoch „nicht nachvollziehen“.
Der Linken-Abgeordnete Niklas Schrader sagte im Berliner Innenausschuss, es sei ein „positives Signal“, dass am Tag der Arbeit Menschen friedlich auf die Straße gegangen seien. Er kritisierte die Polizei für das Einkesseln von Demonstranten. Dies habe mit dazu beigetragen, dass die Situation eskaliert sei.

„Kuschelkurs mit der linken Szene“

Der CDU-Abgeordnete Burkard Dregger kritisierte den Polizeieinsatz dagegen als „Niederlage für den Rechtsstaat“. Er zitierte zudem aus einem anonymen Brief von Berliner Bereitschaftspolizisten, die die Planung des Einsatzes deutlich kritisierten. „Wirklich dramatisch“ sei gewesen, dass bereitgehaltene Wasserwerfer nicht eingesetzt worden seien, „obwohl Kollegen über Funk um Hilfe schrien“, hieß es darin.
Der CDU-Politiker wirft dem Senat einen „Kuschelkurs mit der linken Szene“ vor. Zugleich schwäche die Regierung aus SPD, Linker und Grünen die Polizei und den Rechtsstaat, indem sie den Einsatzkräften wichtige Befugnisse verweigere. „Mit dem Polizeibeauftragten und dem Antidiskriminierungsgesetz wurde Misstrauen gegen unsere Beamten gesät“, schimpft Dregger. „Solange Rot-Rot-Grün mit gewaltbereiten Chaoten sympathisiert, wird es keinen friedlichen 1. Mai geben.“

„Wider den demokratischen Konsens“

Auch aus der Bundespolitik kam deutliche Kritik an den Ausschreitungen. „Barrikaden anzuzünden und gewaltsam auf Polizistinnen und Polizisten loszugehen, ist kriminell und in keinster Weise akzeptabel“, sagte die Grünen-Vorsitzende und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock der „Bild“-Zeitung vom. Wer Gewalt anwende, handle „wider den demokratischen Konsens und schwächt das Anliegen jener friedlichen Kundgebungen, die am 1. Mai auch stattgefunden haben“.
Der CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak kritisierte die Ausschreitungen in der „Bild“ als „aggressive Gewaltexplosion linker Staatsfeinde“. SPD und Linkspartei warf Ziemiak vor, gegenüber „linksextremer Gewalt“ zu schweigen. Dies sei eine „politisch-moralische Bankrotterklärung“, sagte er.
In der „Welt“ forderte der SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Dirk Wiese, indes „die volle Härte des Gesetzes“ gegen jene, die sich nicht an Auflagen hielten oder an Gewalttaten beteiligt hätten. Dies gelte sowohl für Proteste sogenannter Querdenker als auch für Demonstrationen am 1. Mai in Berlin.

FDP und Linke warnen vor Einschränkung des Demonstrationsrechts

Abgeordnete der Links- und der FDP-Fraktion im Bundestag betonten die Relevanz des Demonstrationsrechts. Der rechtspolitische Sprecher der Linksfraktion, Friedrich Straetmanns, warnte in der „Welt“ davor, die Hürden für die Genehmigung von Demonstrationen zu erhöhen.
Auch FDP-Vizefraktionschef Stephan Thomae betonte die Unantastbarkeit des Demonstrationsrechts.„Unser freiheitlicher Verfassungsstaat kennt keinen Ausnahmezustand. Wir setzen die bürgerlichen Freiheitsrechte und die demokratischen Grundrechte nicht außer Kraft, um die Pandemie zu bekämpfen. Das unterscheidet uns von autoritären Staaten.“ Demonstrationen und Versammlungen dürften also nicht gänzlich verboten, sondern müssten unter Auflagen erlaubt werden, die dann konsequent überwacht würden.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft erklärte, dass die Demonstration am Samstagabend hätte verboten werden müssen. Es sei „völlig unverständlich“, weshalb die Versammlung noch in den Abendstunden habe stattfinden dürfen, erklärte der Vorsitzende Rainer Wendt. (afp/nmc)

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