Kramp-Karrenbauer löst zweite KSK-Kompanie auf
Seit dem Bekanntwerden von rechtsextremistische Vorfälle steht das Kommando Spezialkräfte unter besonderer Beobachtung. Die Verteidigungsministerin hat ein drastisches Reformkonzept aufgelegt. Die Auflösung der 2. Kompanie des KSK gehört dazu.

Das Abzeichen des Kommandos Spezialkräfte (KSK) ist auf dem Kasernengelände an einem Barett zu sehen.
Foto: picture alliance / dpa/dpa
Die 2. Kompanie des Kommandos Spezialkräfte der Bundeswehr ist am Donnerstag als Reaktion auf rechtsextremistische Vorfälle aufgelöst worden.
Dieser von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bereits vor vier Wochen angekündigte Schritt sei mit einem Appell in der KSK-Kaserne im baden-württembergischen Calw vollzogen worden, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage in Berlin. Einige der Soldaten der Kompanie bleiben im KSK, andere werden an andere Standorte versetzt.
Die 2. Kompanie ist eine von insgesamt vier Kompanien mit Kommandosoldaten beim KSK, die für Spezialoperationen wie Geiselbefreiungen ausgebildet sind. Wieviele Soldaten der Kompanie angehören, gibt das Ministerium nicht bekannt. Insgesamt soll es beim KSK Schätzungen zufolge etwa 300 Kommandosoldaten geben. Hinzu kommen mehrere hundert Kräfte unter anderem für die logistische Unterstützung.
Die 2. Kompanie hatte die berüchtigte „Schweinekopf-Party“ veranstaltet, mit der im April 2017 die Rechtsextremismus-Affäre beim KSK begann. Bei der Abschiedsfeier für einen KSK-Kommandeur hatten Soldaten mit Schweineköpfen geworfen, Rechtsrock gehört und den Hitlergruß gezeigt. Im Mai 2020 wurde auf dem Grundstück eines Soldaten der Kompanie in Sachsen ein Waffenversteck mit Munition und Sprengstoff von der Polizei ausgehoben.
Kramp-Karrenbauer ließ daraufhin ein Konzept zur Unterbindung rechtsextremistischer Tendenzen im KSK erarbeiten, das 60 Einzelmaßnahmen umfasst. Die spektakulärste ist die Auflösung der Kompanie. Bis zum 31. Oktober soll die Elitetruppe nun Zeit bekommen, sich zu bewähren. Gelingt das nicht, droht die komplette Auflösung.
Kritik von ehemaligem KSK-Kämpfer
In einem Interview mit dem „Focus“ übte der frühere Kämpfer des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr, Mario Pröhl, scharfe Kritik am Umgang von Politik, Medien und eigener Truppenführung mit der Eliteeinheit.
Pröhl, der unter anderem für seinen Einsatz bei der Kriegsverbrecherjagd auf dem Balkan und gegen die Taliban in Afghanistan Auszeichnungen in Deutschland und in den USA erhalten hatte, spricht von einer pauschalen Kriminalisierung der Truppe.
Die jüngste Formulierung der Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die Einheit habe nach mehreren als „rechtsextrem“ eingeordneten Vorfällen bis Ende Oktober Zeit, sich zu „bewähren“, seien innerhalb der Truppe als „bodenlose Frechheit“ empfunden worden
Eine Auflösung des gesamten KSK, wie sie für die Bundesregierung immer noch im Raum steht, wäre aus Pröhls Sicht „fatal, für die Bundeswehr und für Deutschland“. (dpa/sua)
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