Currywurst adé
Klimafreundliches Mittagessen: Berliner Uni und VW verbannen Fleisch aus den Kantinen
Es geht nicht um die Gesundheit des Einzelnen, sondern um den Klimaschutz. Aus diesem Grund verbannen immer mehr Kantinen das Fleisch aus ihrem Angebot.

Currywurst Adé. Deutsche Kantinen setzen immer mehr auf fleischlose Kost.
Foto: iStock
Ab dem Wintersemester soll das Mensa-Essen an Berliner Universitäten „ökologischer“ werden. Fleisch und Fisch sollen künftig nur noch vier Prozent des Speiseplans ausmachen, das restliche Angebot wird vegetarisch oder vegan sein.
Wie Daniela Kummle vom Studierendenwerk sagt, sei das neue Ernährungskonzept ausdrücklich auf Wunsch der Studenten entwickelt worden. Es sollte „klimafreundlicher“ werden.
Bereits seit fast zehn Jahren wird in den großen Mensen laut Kummle täglich ein veganes, sogenanntes Klimaessen, aus frischen, saisonalen Hauptzutaten serviert. „Dieses zeichnet sich durch einen besonders geringen CO2-Fußabdruck aus.“
Momentan sind die Mensen allerdings geschlossen, Essen gibt es auf Bestellung zum Abholen.
Der Klimaschutz wird an den Berliner Hochschulen immer mehr zum Thema. Die Humboldt-Universität will bis 2030 klimaneutral werden und hat dazu jetzt zwei Klimaschutzmanager engagiert. Die Technische Universität plant Klimaneutralität bis 2045. Dazu sollen unter anderem Gebäude energetisch saniert werden. Hunderte Mitarbeiter wollen zudem bei Dienstreisen auf Kurzstreckenflüge verzichten und haben dazu eine Selbstverpflichtung unterschrieben.
VW verbannt Currywurst
Auch die Kantine vom Wolfsburger Autohersteller VW will die Arbeiter aus Gründen von Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf eine fleischlose Diät setzen. Daraufhin kam es zu einem Currywurst-Eklat, bei dem sich vor allem Altkanzler Gerhard Schröder für die Rettung des traditionellen Gerichts starkmachte.
„Wenn ich noch im Aufsichtsrat von #VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben“, ärgerte sich dieser in den sozialen Netzwerken. „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben“, schrieb der SPD-Politiker vergangene Woche auf Linkedin.
Viele Mitarbeiter wünschten sich vegetarische und vegane Alternativen, hieß es in einem internen Info-Schreiben. Schröder bezweifelt das. „Vegetarische Ernährung ist gut, ich selbst mache das phasenweise auch. Aber grundsätzlich keine Currywurst? Nein!“, machte Schröder klar und fragte, ob die Beschäftigten das wirklich wollten.
Vor Corona gab es jährlich rund 7 Millionen Currywürste aus der VW-Fleischerei, dazu kamen mehr als 550 Tonnen Ketchup, wie ein Sprecher sagte. In der Kantine wenige Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite soll es sie auch weiterhin geben.
Essen ans Band geliefert
Dass es VW bei all seinen Neuerungen nicht um die Gesundheit der Mitarbeiter geht, lässt die neueste Idee des Konzerns verraten. Die angedachte Veggie-Kost und fettarmen Speisen sollen künftig durch einen Roboter den Mitarbeitern direkt an den Arbeitsplatz geliefert werden. Die Belegschaft soll nicht mehr bis zur Kantine laufen müssen, sondern kann Zeit und Bewegung sparen.
„Wir bauen einen Prototyp, um demnächst die Mitarbeiter auch direkt an den Produktionslinien zu versorgen“, sagte der zuständige Gastronomie-Chef Nils Potthast. (nmc) 
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