Klimaaktivisten kritisieren Habeck: LNG-Terminals seien „überdimensioniert“
Die Sprecherin der deutschen Sektion von „Fridays for Future“, Luisa Neubauer, ist mit der Amtsführung des grünen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck nicht zufrieden. Vor allem der Ausbau deutscher LNG-Terminals, mit deren Hilfe die Gasversorgung gesichert werden soll, wird zum Stein des Anstoßes.
Insgesamt sollen neben drei Anlagen an Land insgesamt acht schwimmende Terminals Flüssiggas unter anderem aus Katar aufnehmen und weitergeben können. Mitte November weihte Habeck das erste neue schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven ein. Zum Jahreswechsel sollen ein weiteres LNG-Terminal in Brunsbüttel und ein privates Projekt in Lubmin einsatzbereit sein.
Neubauer erhält Rückendeckung aus Kölner Institut
Wie das „t-online“-Portal berichtet, sind Neubauer die Kapazitäten der deutschen Flüssiggas-Terminals zu groß. Sollten sie alle in Betrieb und voll ausgelastet sein, könnten sie jährlich bis zu 73 Milliarden Kubikmeter LNG aufnehmen. Dies wären um 50 Prozent mehr Gas, als Deutschland vor dem Ukraine-Krieg aus Russland bezogen habe.
Die Ansicht, dies sei „massiv überdimensioniert“, untermauert sie mit einem Gutachten des sogenannten New Climate Institute aus Köln. Diese Einrichtung, die aus sieben Personen besteht, die auch deren einzige Anteilseigner und Beschäftigte sind, finanziert sich eigenen Angaben zufolge aus Forschungsprojekten.
Gründer und Leiter der Einrichtung ist Niklas Höhne, ein Professor an der Universität Wageningen. Er ist seit Anfang der 2000er-Jahre Mitautor von IPCC-Berichten und der sogenannten UNEP Emissions Gap Reports. Zudem gilt Höhne als einer der Protagonisten der Verankerung des „Null-Emissions-Ziels“ in globalen Klimaschutzvereinbarungen. Seine 2013 dazu vorgelegten Entwürfe trugen zur Aufnahme des Ziels in das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 bei.
LNG-Pläne von Habeck gefährden angeblich Klimaziele
Im Widerspruch zu dessen Klimazielen stünden auch die LNG-Ausbaupläne von Minister Habeck, heißt es aus dem Institut. Der Gasverbrauch in Deutschland sei in diesem Jahr bereits 12 Prozent niedriger als im Jahr zuvor. Unerwähnt bleibt, dass zu den Gründen dafür die Angst bei Unternehmern und Verbrauchern vor den hohen Gaspreisen und ein milder Herbst gehört hat.
Den Autoren der Studie reicht das auch nicht aus: Um die Klimaziele zu erreichen, müsse der Verbrauch weiter sinken – bis auf fast null im Jahr 2045. Bis dahin reiche es, den Gasbedarf über Landimporte aus Nachbarländern zu decken. Sollten alle elf ins Auge gefassten Anlagen auf voller Kapazität arbeiten, könnte Deutschland um bis zu zwei Drittel mehr an LNG importieren, als es selbst verbrauche.
Zudem hätten sich unter anderem die veranschlagten Kosten für den Bau des Terminal-Anlegers in Wilhelmshaven deutlich erhöht. Anfang November bestätigte das niedersächsische Wirtschaftsministerium, dass diese mit 56 Milliarden Euro um elf Milliarden höher ausfielen als geplant. Dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge verteuere sich der Gesamtausbau der LNG-Infrastruktur um mindestens dreieinhalb Milliarden Euro gegenüber der ursprünglichen Planung.
Bundesnetzagentur: LNG-Importe auf dem Seeweg nicht ersetzbar
Dass kurzfristige – und teure – Gaslieferungen auf dem Landweg nach dem Bruch mit Russland als Energiepartner den deutschen Bedarf decken würden, gilt jedoch als illusorisch. Energie-Ökonom Andreas Fischer vom Institut der Deutschen Wirtschaft macht darauf aufmerksam, dass ausbleibende russische Lieferungen ohne LNG-Importe auf dem Seeweg nicht kompensierbar seien.
Die ersten drei geplanten LNG-Terminals, die das New Climate Institute für ausreichend halte, reichten dafür einfach nicht aus. Selbst bei vollständiger Auslastung sei damit nur etwa ein Viertel der russischen Lieferungen vergangener Jahre ersetzbar.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, verwies zudem auf die deutsche Verantwortung für Binnenstaaten wie Österreich oder Tschechien, die über keinen Zugang zum Meer verfügten. Im ARD-„Morgenmagazin“ äußerte er, nur Gas aus Russland oder mehr Gas aus Kohle wären die Alternative zu LNG gewesen.
Darüber hinaus gäbe es auch eine Anschlussverwendung für die Terminals, sobald die Krise überwunden sei. Die geplanten Terminals ließen sich auf regenerativen Wasserstoff umrüsten. In diesem liege ohnehin „die Zukunft Deutschlands“.
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