IW: Berliner Mietendeckel ist Hindernis für Wohnungssuchende

Titelbild
Neubau in Berlin.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times23. November 2020

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht im Berliner Mietendeckel ein Hindernis für Modernisierung und Instandhaltung bestehender Wohnungen. Die Maßnahme verringere außerdem die Anzahl verfügbarer Mietwohnungen.

Der Wohnungsmarkt würde durch „schwerwiegende Eingriffe in die Eigentumsrechte“ nicht entlastet, erklärte das Institut am Montag.

Seit Anfang des Jahres sei in Berlin die Anzahl verfügbarer Mietwohnungen, die 2014 oder früher gebaut wurden, bereits um 47 Prozent gesunken. Der Anteil von Eigentumswohnungen stieg hingegen um 4,7 Prozent. Der Mietwohnungsmarkt würde somit kleiner und „schwerer zugänglich für einkommensarme Haushalte“.

Problem des Mietendeckels ist laut IW, dass nach entsprechenden Eingriffen in Eigentumsrechte kaum noch in die Qualität bestehender Wohnungen investiert werde. Energetische Modernisierungen oder altengerechter Umbau würden somit unwahrscheinlich, auch grundlegende Instandhaltungsmaßnahmen würden seltener durchgeführt.

Eigentümer: Zustand von Wohnungen und Häusern wird sich verschlechtern

Scharfe Worte kamen von den Eigentümern: Bereits jetzt gebe es „spürbar weniger Mietwohnungen im Angebot in Berlin und ab heute werden auch keine Investitionen mehr vorgenommen in Gebäude“, sagte der Präsident des Wohnungseigentümervereins Haus & Grund, Kai Warnecke, dem Sender rbb. Dadurch werde sich der Zustand von Wohnungen und Häusern verschlechtern.

Warnecke äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass das Bundesverfassungsgericht dem Mietendeckel „einen Riegel vorschieben wird“. Dabei komme es nicht auf Fragen des Mietrechts oder das Recht auf Wohnen an, sondern es werde darauf ankommen, ob das Land Berlin mietrechtliche Regelungen treffen darf. „Wir gehen davon aus, dass allein der Bund zuständig ist für diese Regelung.“

CDU: Mietendeckel untergräbt den Wohnungsneubau

Auch die Berliner CDU kritisiert den Mietendeckel. Dieser untergrabe den Wohnungsneubau und somit „das Fundament eines stabilen Wohnungsmarktes“, wie der Vorsitzende der Berliner CDU, Kai Wegner, am Montag erklärte. Ziel müsse sein, mehr bezahlbare Mietwohnungen zu bauen. „Mehr Bauland, weniger Bürokratie und ein mittelstandsfreundliches Vergaberecht gehören ganz nach oben auf die Tagesordnung“, erklärte Wegner weiter.

Der Berliner Mieterverein empfahl den Mietern in der Hauptstadt , selbst zu überprüfen, ob sie zu viel für ihre Wohnung zahlen. „Es wird einen großen Teil von Vermietern geben, die das missachten wollen und deshalb müssen Mieter überprüfen, ob tatsächlich ab 23. November eine Senkung vorgenommen wird“, sagte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, dem rbb.

„Wir empfehlen den Mietern, zunächst noch ein paar Tage zu warten, und wenn bis zum 2. Dezember keine Reaktion des Vermieters da ist, dann selbst aktiv zu werden.“ Dann müsse der Mieter den Vermieter auffordern, die Miete zu senken. Allerdings sollten die Mieter das eingesparte Geld bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts erst einmal zurücklegen.

Mit der zweiten Stufe des Mietendeckels müssen Vermieter in Berlin Bestandsmieten senken, welche die im entsprechenden Gesetz festgeschriebenen Obergrenzen um mehr als 20 Prozent übersteigen. Den Eilantrag eines Vermieters gegen die Absenkung hatte das Bundesverfassungsgericht Ende Oktober abgewiesen. Sollte es das Gesetz im kommenden Jahr für verfassungswidrig erklären, könnten allerdings rückwirkend Mieten nachgefordert werden.

Bislang ignorieren laut einer Umfrage der Online-Plattform für Verbraucherrechte Conny viele Berliner Vermieter offenbar den Mietendeckel. 73,6 Prozent der befragten Mieter gaben nach einem Bericht des „Handelsblatt“ an, bis zum 19. November noch nicht über die anstehende Mietsenkung samt Einsparungsbetrag von den Vermietern in Kenntnis gesetzt worden zu sein. (afp/sza)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion