Institut der Deutschen Wirtschaft: November-Lockdown kostet rund 600.000 Jobs
Das wiederholte Ab- und Anschalten weiter Teile einer Volkswirtschaft verursacht strukturelle Schäden - und wird mindestens 600.000 Arbeitsplätze kosten. Das BIP wird voraussichtlich um einen Prozentpunkt sinken, so das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln.

Der November-Lockdown wird nach Schätzungen 600.000 Menschen den Arbeitsplatz kosten.
Foto: Rolf Vennenbernd/Symbolbild/dpa
Der November-Lockdown wird nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln dramatische Folgen für Wirtschaft und Arbeitsplätze haben. „Der Lockdown light bis Ende November, den wir jetzt haben, wird das BIP voraussichtlich um einen Prozentpunkt senken“, sagte IW-Direktor Michael Hüther der „Bild am Sonntag“.
Demnach werden für dieses Jahr dadurch rund 591.000 Menschen ihren Job verlieren, im nächsten Jahr noch einmal 15.000 Menschen – „vorausgesetzt, der Lockdown geht wie angekündigt zu Ende.“
Dauere der Lockdown noch länger, könnte das BIP um zwei Prozentpunkte sinken, so Hüther weiter. „Dann können wir für nächstes Jahr mit 180.000 zusätzlichen Arbeitslosen rechnen.“
Zudem verursache das wiederholte Ab- und Anschalten weiter Teile einer Volkswirtschaft strukturelle Schäden. „Die daraus folgenden Verluste müssten hinzuaddiert werden.“
Es wird rund 19,3 Milliarden Euro kosten
Der zweite Lockdown wird die deutsche Wirtschaft rund 19,3 Milliarden Euro kosten. Mit Einbußen von 5,8 Milliarden Euro sind Gastronomie und Hotels am härtesten betroffen, ist das Ergebnis von Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für die „Welt am Sonntag“. Das wäre ein Verlust von 55 Prozent der üblichen Wirtschaftsleistung in einem Vierteljahr.
Die Bereiche Sport, Kultur und Unterhaltung müssen demnach einen Rückgang von 2,1 Milliarden Euro verkraften, den Handel kostet der zweite Lockdown 1,3 Milliarden Euro.
Die deutsche Industrie muss mit einem Minus von 5,2 Milliarden Euro rechnen. Ein Großteil der übrigen Summe entfällt auf Unternehmensdienstleister, Logistikunternehmen und auch Kinobetreiber.
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung rechnet mit 100.000 zusätzlichen Arbeitslosen
Auf dem Arbeitsmarkt dürfte der zweite Lockdown zunächst noch wenig spürbar sein: Die Zahl der Beschäftigten wird nach der Prognose des DIW im vierten Quartal um knapp 100.000 Menschen sinken. Im ersten Lockdown lag der Rückgang bei 630.000. Die Zahl der Kurzarbeiter werde bis Ende des Jahres um 400.000 auf 3,2 Millionen steigen.
Im kommenden Jahr erwartet das DIW eine deutliche Erholung: „Wir gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2021 wieder deutlich wird zulegen können – allerdings nur, wenn die zweite Infektionswelle bald gestoppt werden kann“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der Zeitung. Gleichzeitig dürfte sowohl die Zahl der Unternehmensinsolvenzen als auch die der Arbeitslosen steigen. Letztere wird aktuell noch durch die Kurzarbeit abgemildert.
(afp)
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