INSA: Bündnis Sahra Wagenknecht könnte die FDP als „Königsmacher“ ablösen

Auch die zweite INSA-Meinungsumfrage zur Sonntagsfrage innerhalb weniger Tage bescheinigt der Wagenknecht-Partei BSW gute Chancen, in den Bundestag einzuziehen. Womöglich sogar als das Zünglein an der Waage für eine neue Koalition.
Die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hatte ihre Partei am 8. Januar gegründet.
Die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gründete ihre Partei am 8. Januar 2024. Schon jetzt stehen die Chancen auf den Einzug in den Bundestag gut.Foto: Lando Hass/dpa
Von 30. Januar 2024

Das erst vor wenigen Tagen gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht – für Vernunft und Gerechtigkeit (BSW) erreicht bei der Sonntagsfrage nach wie vor stabile sieben Prozent. Das geht aus der neuesten Wahlumfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA hervor, die für den „Wahltrend“ der „Bild“ erstellt worden war.

Die Statistiker hatten zwischen dem 26. und 29. Januar gut 2.000 wahlberechtigte Bürger gefragt, wen sie wählen würden, wenn am kommenden Sonntag eine Bundestagswahl stattfinden würde.

BSW-Gesamtpotenzial bei 18 Prozent

Dem INSA-Wahltrend zufolge hätte das Wagenknecht-Team sogar das „mögliche Potenzial“, 18 Prozent zu holen, wie die „Bild“ schreibt. Im schlechtesten Fall würde das Bündnis laut INSA-„Potenzialanalyse“ nur vier Prozent bekommen. Mit anderen Worten: Selbst bei Messfehlern könnte sich das Wagenknecht-Team sicher sein, von mindestens jedem 25. Deutschen gewählt zu werden.

Erst wenige Tage zuvor hatte INSA für den „Sonntagstrend“ der „Bild am Sonntag“ schon einmal gut 1.200 Personen befragt, nämlich im Zeitraum vom 22. bis zum 26. Januar 2024. Auch dabei wurde ein Wert von sieben Prozent für das BSW festgestellt. An den Präferenzen für andere Parteien änderte sich ebenfalls nicht viel. INSA weist selbst auf eine „maximale Fehlertoleranz“ von schätzungsweise 2,5 Prozent hin. Die Prognose zeigt also nur eine ungefähre Momentaufnahme.

AfD bei 21 Prozent – aber noch ohne Koalitionspartner

Ebenso stabil wie das BSW bleibt trotz der seit Wochen andauernden Straßenproteste „gegen rechts“ die AfD: Sie würde 21,0 Prozent aller Stimmen hinter sich vereinigen, also genau dreimal so viel wie Wagenknechts Oppositionsangebot. Das Bündnis Sahra Wagenknecht lehnt eine Koalition mit der AfD allerdings wie alle übrigen Parteien ab.

Die WerteUnion (WU) rund um den Ex-Verfassungsschutzchef Dr. Hans-Georg Maaßen wäre als bislang einzige Partei offen für eine Zusammenarbeit mit der AfD. Die WU soll aber erst im Laufe des Februars gegründet werden. Sie könnte wohl vorwiegend im Lager der Unions-, FDP- und AfD-Wähler wildern. Im INSA-Wahltrend wurde die WU bisher nicht berücksichtigt.

Eine erste Umfrage von INSA hatte der WerteUnion ein Potenzial von 15 Prozent bescheinigt. Dabei hätten immerhin 5 Prozent erklärt, die WerteUnion „sicher“ wählen zu wollen.

„Sonstige“ als Gewinner ohne Aussicht auf Parlamentssitze

Immerhin 6,5 Prozent der Deutschen (plus 2,5 Prozentpunkte) wären laut INSA-„Wahltrend“ bereit, ihre Stimme einer Splitterpartei zu geben, darunter 2,5 Prozent zugunsten der Freien Wähler. Bei der Sitzverteilung würde ihr Wählerwille allerdings keinerlei Beachtung finden: Um in den Bundestag einziehen zu dürfen, bräuchte jede einzelne Partei mindestens fünf Prozent, andernfalls würden ihre rechnerisch eigentlich eroberten Sitze auf die übrigen Parteien verteilt. Protestwähler würden damit genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie anstreben.

Die zuletzt stark geschwächte FDP konnte einen Prozentpunkt gutmachen und käme aktuell auf 5,0 Prozent, also denkbar knapp ins Parlament.

Union klar stärkste Partei, leichte Verluste für Grüne

Umgekehrt verlor die CDU einen Punkt in der Wählergunst: Genau 30 Prozent stehen noch zu Buche. Das reicht allerdings für Platz eins, und das mit einem Neun-Punkte-Abstand zu den Zweitplatzierten von der AfD.

Wagenknechts Ex-Partei, die Linke, käme aktuell auf 3,5 Prozent – drei Tage zuvor hatte INSA noch 4,0 Prozent gemessen.

Einen leichten Verlust von 0,5 Prozentpunkten mussten auch die Grünen hinnehmen: Sie kämen laut INSA-Wahltrend momentan auf 12,5 Prozent.

„Brandmauer“ verhindert konservative Wende

Welche Koalitionsoptionen für ein Regierungsbündnis täten sich damit auf? Vorausgesetzt, CSU und FDP überspringen überhaupt die Fünf-Prozent-Hürde, müssten die Schwarzen auf eine Partnerschaft mit mindestens zwei Parteien zurückgreifen, sofern sie ihre Brandmauer zur AfD aufrechterhalten wollen. Grundsätzlich infrage kämen als nächstgrößte Parteien also die SPD, die Grünen, eventuell auch die FDP und das BSW. CDU-Parteichef Friedrich Merz hatte laut „Bild“ vor gut einer Woche offen gelassen, ob er die Wagenknecht-Partei als Koalitionsoption sieht.

Folgende Konstellationen wären damit theoretisch denkbar:

  • Union (30 Prozent) + SPD (14,5) + Grüne (12,5) = 57,0 Prozent („Kenia-Koalition“)
  • Union (30 Prozent) + SPD (14,5) + FDP (5,0) = 49,5 Prozent („Deutschland-Koalition“)
  • Union (30 Prozent) + Grüne (12,5) + FDP (5,0) = 47,5 Prozent („Jamaika-Koalition“)
  • Union (30 Prozent) + SPD (14,5) + BSW (7,0) = 51,5 Prozent
  • Union (30 Prozent) + Grüne (12,5) + BSW (7,0) = 49,5 Prozent

Die aktuelle regierende Ampel aus SPD, Grünen und FDP hätte mit insgesamt 32,0 Prozent derzeit keine Chance mehr. Die aktuellen Regierungsoptionen aber zeigen: Wer der Union seine Stimme gibt, wird weitere vier Jahre lang automatisch auch grüne oder linke Politik bekommen.

Pistorius nach wie vor beliebtester Politiker, Merz auf Rang 5

Und genau danach sieht es momentan aus. Denn im „INSA-Politiker-Ranking“ der „Bild“ konnte Friedrich Merz, CDU-Boss und möglicher Spitzenkandidat für die nächste Kanzlerschaft, Punkte gutmachen. Mit 40,5 Prozent rangiert Merz in puncto Beliebtheit zwar nur auf Platz fünf, verbesserte sich allerdings im Vergleich zur letzten Befragung um zwei Plätze.

Beliebtester Spitzenpolitiker Deutschlands bleibt mit 51,9 Prozent Zustimmung Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Dahinter rangieren der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder (45,1 Prozent), der nordrhein-westfälische CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst (43,3 Prozent) und die Ex-Linke Sahra Wagenknecht (BSW, 40,5 Prozent).

Auf den Plätzen sechs bis zehn stehen der hessische Regierungschef Boris Rhein (CDU/40,4 Prozent), die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (40,1 Prozent), der SPD-Co-Parteivorsitzende Lars Klingbeil (39,3 Prozent), der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (39,0 Prozent) und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann (37,9 Prozent).

Köpfe der Ampel unter ferner liefen

Die prominentesten Gesichter der Ampelregierung stehen noch hinter Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (35,6 Prozent, Platz 12): Außenministerin Annalena Baerbock verbessert sich mit 34,9 Prozent leicht auf Platz 13, Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) stagniert mit 34,4 Prozent Zustimmung auf Platz 15, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, 34,3 Prozent) auf Platz 16. Bundesinnenministerin Nancy Faeser folgt mit 32,2 Prozent als Siebzehnte.

Noch weniger beliebt ist ausgerechnet der Chef des Kabinetts, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er schafft es zurzeit mit 31,8 Prozent nur auf Platz 18, genau 0,3 Prozentpunkte vor AfD-Co-Bundessprecher Tino Chrupalla. Alice Weidel, die zweite Vorsitzende der AfD, rangiert mit 34,8 Prozent auf Platz 14 – und damit vier Positionen vor Scholz.

Wird Merz der nächste Bundeskanzler?

Falls die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen dürften, läge Oppositionsführer Merz nach Auswertung des jüngsten „INSA-Sonntagstrends“ für die „Bild“ vom 27. Januar 2024 mit 28 Prozent erstmals deutlich vor Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD), der nur auf 21 Prozent käme. Merz legt damit im Vergleich zur letzten Umfrage vor drei Wochen um zwei Punkte zu, Scholz verliert zwei Punkte. 46 Prozent würden sich für keinen der beiden Kandidaten entscheiden.

70 Prozent der Wähler waren zuletzt mit der Arbeit von Scholz unzufrieden, sogar 76 Prozent mit der Arbeit der Ampel-Koalition (zufrieden: 22 Prozent sowie 17 Prozent).



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