In Bayern und Thüringen leben die meisten Nesthocker

Mit deutschlandweit 26 Prozent ist der Anteil der jungen Männer, die noch im Haushalt der Eltern leben, fast doppelt so hoch wie jener der jungen Frauen. Als einen Grund für den Geschlechterunterschied vermutet Tim Leibert vom Leibniz-Institut, dass Eltern Töchter oft stärker kontrollieren als Söhne und von ihnen auch mehr Mithilfe im Haushalt erwarten.
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SymbolbildFoto: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images
Epoch Times11. Januar 2017

In Bayern und Thüringen leben die meisten Nesthocker. In diesen Bundesländern lebt mehr als ein Viertel der 25- bis 29-Jährigen noch zu Hause bei den Eltern, wie das Leibniz-Institut für Länderkunde am Dienstag in Leipzig mitteilte. Spitzenwerte erreicht die Nesthocker-Quote demnach in den bayerischen Landkreisen Freyung-Grafenau und Straubing-Bogen sowie im thüringischen Eichsfeld.

Dort leben in dieser Altersgruppe die Hälfte der Männer und fast ein Drittel der Frauen noch im Elternhaus. In den Stadtstaaten und in Schleswig Holstein logieren dagegen nur zwischen zehn und 15 Prozent der jungen Erwachsenen im „Hotel Mama“.

Bundesweit gibt es demnach einen deutlichen Stadt-Land-Unterschied, wie auch schon das Statistische Bundesamt im November festgestellt hatte. Nach Angaben der Leibniz-Forscher liegt das vor allem an der Konzentration der Hochschulen in den Städten, denn die Aufnahme eines Studiums ist ein wichtiger Auszugsgrund. Auszubildende bleiben dagegen häufig so lange im Elternhaus, bis sie einen festen Job haben oder eine eigene Familie gründen.

Mit deutschlandweit 26 Prozent ist der Anteil der jungen Männer, die noch im Haushalt der Eltern leben, fast doppelt so hoch wie jener der jungen Frauen. Als einen Grund für den Geschlechterunterschied vermutet Tim Leibert vom Leibniz-Institut, dass Eltern Töchter oft stärker kontrollieren als Söhne und von ihnen auch mehr Mithilfe im Haushalt erwarten. Für junge Frauen bedeute der Auszug folglich einen größeren Autonomiegewinn. Zudem hätten junge Frauen allgemein eine höhere Neigung zum Abwandern.

Die allgemeine Wahrnehmung, wonach in Deutschland immer mehr junge Erwachsene immer länger im Haushalt ihrer Eltern leben, bestätigt sich nach Ansicht der Forscher aber nicht. Zwar lebten 2015 etwa 60 Prozent der 18- bis 24-Jährigen noch im Elternhaus. Der Anteil der sogenannten Nesthocker ging im Vergleich zu 2005 jedoch leicht zurück.

Der Auszug aus dem Elternhaus ist indes nicht immer endgültig. Schätzungen zufolge kehrt jeder Zehnte der 18- bis 32-Jährigen wieder zu den Eltern zurück, nachdem er eine Zeit lang allein, mit Partner oder in einer WG wohnte. „In Phasen erhöhter Unsicherheit und des sozialen Abstiegs dient der Haushalt der Eltern als Sicherheitsnetz“, erklärte Bevölkerungsgeograf Leibert. Es spreche viel dafür, dass die Mehrzahl der Nesthocker aus ökonomischer Notwendigkeit im Hotel Mama residiere und nicht, weil sie dort umsorgt werde. (afp)



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