Linken-Arbeitsmarktexpertin: „Wer nicht ausbildet, soll zahlen“
Auch wenn der Fachkräftemangel als ein Hauptrisiko für Deutschlands Wirtschaft gilt, bilden immer weniger Betriebe ihren eigenen Nachwuchs aus. Das geht aus der Antwort des Bildungsministeriums auf eine Linken-Anfrage hervor, über welche die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet. Der Antwort zufolge hatte 2017 nur knapp jeder fünfte Betrieb Auszubildende.
Die sogenannte Ausbildungsbetriebsquote – also der Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – lag im vorvergangenen Jahr bei 19,8 Prozent. 2007, also zehn Jahre zuvor, war die Quote mit 24,1 Prozent noch deutlich höher gewesen.
Seitdem ist sie kontinuierlich gesunken. Zahlen für 2018 und 2019 konnte das Ministerium noch nicht nennen. Besonders schlecht ist es im Osten um den eigenen Fachkräfte-Nachwuchs bestellt. In den alten Ländern betrug die Ausbildungsbetriebsquote 2017 noch 21,3 Prozent.
In den neuen Ländern einschließlich Berlin waren es lediglich 13,8 Prozent. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe nahm bundesweit von 482.439 im Jahr 2005 auf 427.227 im Jahr 2017 ab.
Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann forderte in der NOZ einen Rechtsanspruch auf Ausbildung und eine Umlagefinanzierung, die alle Betriebe für die Ausbildung in die Pflicht nehme: „Wer nicht ausbildet, soll zahlen. Auszubildende sind die Fachkräfte von morgen, diese alte Wahrheit ist aktueller denn je.“
Es könne nicht sein, dass zunehmend Arbeitgeber über Fachkräftemangel klagten, gleichzeitig aber nur wenige Betriebe ausbildeten, kritisierte Zimmermann weiter. „Dieser vermeintliche Fachkräftemangel ist hausgemacht.“ Anstatt von mangelnder Ausbildungsreife zu schwadronieren, gelte es, „Jugendlichen erst einmal eine Chance zu geben“. (dts)
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