Heizungstausch nur ein künstlicher Aufreger? Twitter-Nutzer: „Nein, es kommt noch schlimmer“
Die Debatte um den gesetzlich verordneten Heizungstausch verunsichert weiter die deutsche Bevölkerung. Dem jüngst veröffentlichten Trendbarometer von RTL und ntv zufolge bezeichnen 58 Prozent der Deutschen die Energiepreise als ihre größte Sorge. Nur neun Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die meisten privaten Haus- und Wohnungseigentümer einen Heizungstausch ohne Weiteres leisten könnten.
Demgegenüber erklären 88 Prozent, dass sie glauben, ein Einbauverbot von Heizsystemen, die auf fossilen Energieträgern beruhen, würde die Betroffenen überfordern. Auch unter den Anhängern der Grünen gehen 73 Prozent von einer Überforderung aus.
Hat die FDP Falschinformationen zum Heizungstausch verbreitet?
Unterdessen haben Aussagen des Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, in der Talkshow von Markus Lanz für Verwirrung gesorgt. Befürworter der Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes werfen der Partei sogar vor, „Fake News“ im Zusammenhang mit dem Heizungstausch betrieben zu haben.
Lanz sprach Dürr auf Formulierungen wie „Heizungsverbotsgesetz“ an, die von den Liberalen ausgegangen seien. Der FDP-Politiker verteidigte diese. Beim ursprünglichen Entwurf sei der Eindruck entstanden, man müsse grundsätzlich noch funktionstüchtige Heizungen herausreißen und auf eigene Kosten durch Wärmepumpen ersetzen. Im aktuellen und vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf stehe dies nicht drin.
Allerdings sei bei Verbänden oder Stadtwerken, so Dürr, „der Eindruck entstanden“, dass dem so sei. Auf Nachfrage von Lanz rang sich der FDP-Politiker jedoch nicht zu der Aussage durch, es sei explizit von einem Zwang zum Ersatz funktionstüchtiger Heizungen die Rede gewesen. Er betonte erneut, es sei „das Gefühl entstanden“ in der Bevölkerung, dass dem so sei. Anschließend gab er die Frage zurück:
Warum hätte das Bundeskabinett eine neue Fassung beschlossen, wenn das nicht dringestanden hätte?“
Habeck: Bestehende Heizungen darf man „heile machen“
Ein Twitter-Nutzer warf der FDP daraufhin vor, diese habe „die falsche Vorstellung vom Heizungsverbot absichtlich herbeigeredet“. Ein anderer schrieb:
Fürs Protokoll: ES GEHT NICHT UM #Heizungstausch oder #Heizungsumbau AUF ZWANG! Es geht ausschließlich um Austausch bei ohnehin notwendigem Austausch bei – irreparabel – Defekt (eher selten) und Neuinstallationen! Nicht weitersagen…“
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck selbst betonte, Gasheizungsbenutzer könnten ihre bestehenden Anlagen mehrfach „heile machen“, wenn dies möglich sei. Allerdings werde – und das betonte auch Dürr – Erdgas kontinuierlich teurer. Die EU habe bereits beschlossen, auch das Beheizen von Räumlichkeiten der CO2-Bepreisung zu unterwerfen.
Dies werde entsprechend auch die Kosten des Betriebs einer Gasheizung in die Höhe schnellen lassen. Dürr erneuerte das Bekenntnis, wonach es keinen „Wärmepumpen-Zwang“ im Zusammenhang mit dem Heizungstausch geben werde. Hauseigentümer könnten weiterhin Gasheizungen auch neu einbauen lassen – und darauf bauen, diese später mit Wasserstoff betreiben zu können:
Die Hoffnung muss erfüllt sein, weil wir die Menschen nicht auf den Kosten sitzen lassen können. Wenn wir klimaneutral werden, wird CO2 auf dem Weg dorthin teurer.“
Kritiker der geplanten Gesetzesnovelle bleiben skeptisch
Befürworter gesetzlicher Vorgaben zum Heizungstausch sehen die Aussagen Dürrs als Anlass für Entwarnung bezüglich der damit verbundenen Befürchtungen. Kritiker bleiben hingegen weiterhin argwöhnisch und sehen diese in keiner Weise zerstreut. Sie weisen weiterhin auf die immensen Kosten hin, die mit einem Heizungstausch verbunden sind.
Dazu komme, dass zahlreiche weitere Fragen ungeklärt blieben. Dies betreffe das Fehlen von Handwerkern für den Einbau von Wärmepumpen ebenso wie ausreichende Kapazitäten im Stromnetz für deren Versorgung. Die EU hatte zuletzt auch für Verunsicherung gesorgt, als sie ein mögliches Verbot sogenannter fluorierter Gase ins Spiel brachte. Diese spielen beim Betrieb von Wärmepumpen häufig eine Rolle.
Lauterbach und der Städtetag warnen vor übers Knie gebrochenem Heizungstausch
Mehrfach werfen Nutzer Einwände auf, die auch vonseiten mehrerer Regierungspolitiker oder Verbände zur Sprache kamen. So verwies ein Twitter-Nutzer auf einen Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Dieser erklärte, explodierende Kosten im Zusammenhang mit dem Heizungstausch könnten „die Existenz der Krankenhäuser gefährden“. Dies gelte erst recht mit Blick auf private Haushalte.
Auch der Deutsche Städtetag hatte auf eine Verlängerung der Fristen für den gesetzlich vorgeschriebenen Heizungstausch gedrängt. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sprach von fehlenden Handwerkern und geeigneten Heizsystemen, zu engen Fristen und zu hohen Kosten, die Betroffene überforderten.
Die Städte seien auf „eine klimaneutrale Wärmeversorgung mit machbaren Fristen und einem Technologiemix“ angewiesen. Eine Wärmepumpe arbeite nur in hochgedämmten Häusern effizient. In älteren Häusern sei dies hingegen meist nicht der Fall.
Schweizer Fernsehen will alte Einfamilienhäuser schleifen lassen
Auch CDU-Mittelstandspolitikerin Jana Schimke meldete sich zum Heizungstausch zu Wort. Sie kritisierte die „Selbstgerechtigkeit“, mit der politische Erstsemester in Interviews davon ausgingen, „dass man sich mal schnell ne neue Heizung leisten könne“. In einem weiteren Beitrag ergänzte sie:
Es ist nicht allein der Heizungstausch mit 30.000 Euro. Hinzu kommen Sanierungen der Fenster, Dämmung, Fußboden. Die Kosten steigen ins Unermessliche. Man sollte Politik sein lassen, wenn sie Menschen in Angst und Panik versetzt.“
Ein weiterer Nutzer gab seiner Befürchtung Ausdruck, die Neuregelungen zur Beheizung von Gebäuden könnten nur der Anfang sein. Der öffentlich-rechtliche schweizerische SWR spricht in einem Beitrag davon, dass „großes Potenzial [darin] besteht […], Einfamilienhäuser durch Mehrfamilienhäuser zu ersetzen“.
Der Architekt Christoph Giger von „Raumpioniere“ stützt diese These in einem Beitrag des Senders. Vor allem vor 1980 erbaute Einfamilienhäuser würden Möglichkeiten in dieser Richtung eröffnen. Einziges Problem:
Grundeigentümer:innen sind selten willig, ihr Haus aufzugeben.“
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