Personalisierte genbasierte Medizin
Gentherapien: Krankenkasse erwartet Kosten zwischen 26 und 35 Milliarden Euro
Gesundheitspolitiker der Ampel-Parteien warnen vor einer Überforderung des Gesundheitssystems durch teure Gentherapien und halten Reformen der Finanzierung für nötig.

Gentherapie erfordert personalisierte Medizin – das ist kostspielig.
Foto: via dts Nachrichtenagentur
„Die Einführung innovativer und durchaus sehr teurer Gentherapien stellt zweifellos eine ernsthafte Gefahr für die bestehende Finanzierung des Gesundheitssystems dar“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Andrew Ullmann, den Zeitungen der „Mediengruppe Bayern“.
Die enormen Kosten könnten die Solidarität untergraben und den Zugang zu lebensrettenden Behandlungen für viele Patienten erschweren.
Kosten zwischen 26 und 35 Milliarden Euro
Laut „Arzneimittel-Fokus“ der Techniker-Krankenkasse wird bei Zulassung der 49 in Studien am weitesten fortgeschrittenen Gentherapien mit Kosten zwischen 26 und 35 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem gerechnet.
Ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte: „Insbesondere bei potenziellen neuen Gentherapien gegen Erkrankungen, die häufiger vorkommen als die (Nischen-)Indikationen, für die Gentherapien bisher zugelassen wurden, bestehen weiterhin Herausforderungen für das Gesundheitswesen.“
Das Gesundheitsministerium plant deshalb im Herbst ein Symposium zu „Potenzialen und Auswirkungen von Biotech-Innovationen auf die Versorgung“.
SPD: Nutzen von Medikamenten bewerten
Die SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich sieht die Notwendigkeit, die bisherige Preisbildung von Medikamenten zu ändern. „Damit das System weiterhin funktioniert, müssen wir die Nutzenbewertung methodisch weiterentwickeln.“
Derzeit sei die Nutzenbewertung darauf ausgerichtet, die Wirksamkeit von Wirkstoffen in groß angelegten klinischen Studien zu bewerten.
„Der Trend in der Medizin geht aber hin zu einer personalisierten Versorgung. Gerade bei Gentherapien gibt es nur sehr kleine Patientengruppen, weshalb wir hier neue Bewertungsmethoden brauchen.“
Grüne: Gentherapien sollten für alle Betroffenen zugänglich sein
Die Grünen-Gesundheitsexpertin Paula Piechotta sagte der Mediengruppe Bayern: „Wir müssen stärker das honorieren, was tatsächlich hilft oder sogar teurere Therapien überflüssig machen kann.“
Ullmann sieht eine hohe Dringlichkeit für eine Reform: „Gerade bei Gentherapien kann ein geringer Zusatznutzen einen enormen Fortschritt bedeuten. Diesen Zusatznutzen festzusetzen oder vergleichbar zu machen ist eine große Herausforderung, der wir uns dringend annehmen müssen.“
Man müsse dringend innovative Lösungen finden, um sicherzustellen, dass Gentherapien nicht nur das volle Potenzial der personalisierten Medizin entfalten könnten, sondern für alle betroffenen Patienten zugänglich seien. (dts/red)
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