
Gefloppt: Impfwerbung der Bundesregierung für Jugendliche
Mit Werbe- und Informationskampagnen will die Bundesregierung mehr Mitbürger zur Impfung bewegen. Die Werbeoffensive unter dem Hashtag "lass dich impfen", die für Jugendliche gedacht war, war ein Misserfolg.

Zwei Jugendliche nach einer COVID-Impfung (Symbolbild).
Foto: iStock
Die Bundesregierung hatte im Sommer eine Werbekampagne in Auftrag gegeben, die erreichen sollte, mehr Jugendliche dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen. Für dieses Projekt engagierte die Regierung fünf bekannte Influencer. Unter dem Hashtag „lass dich impfen“ warb die Politik auf den gängigen Plattformen für die Impfung.
Die für User eher provozierend wirkenden Aufrufe ernteten viel Kritik, Spott und Häme. Es ging laut Medienbericht sogar so weit, dass einer der Influencer Morddrohungen erhielt.
Hauptkritikpunkt: Spott statt Aufklärung
Gemäß dem Werbekonzept sollten die Influencer Alicia Awa, Diademlori, Inscope21, SelfieSandra und Twenty4Tim, Argumente der Jugendlichen, warum sie sich nicht impfen lassen, in den Kurzvideos widerlegen.
Entsprechende Einwände wurden zu Beginn der Werbespots vorgetragen. Zum Beispiel: „Ich lasse mich nicht impfen, weil ich Angst vor der Nadel habe“ oder „Ich lasse mich nicht impfen, weil ich nicht weiß, ob es sicher ist.“ Mit Gegenargumenten wie „Komm damit klar“ oder „Gib dir den Stich“ oder „Du musst der Gesellschaft unter die Arme greifen“ konnte das Zielpublikum aber nicht überzeugt werden.
Im Gegenteil, die Nutzer lehnte den auffordernden Ton ab und meinten sogar, die „arrogante und respektlose Sprache“ der Influencer sei der Hauptkritikpunkt gegenüber der Kampagne der Bundesregierung.
Das Video von „SelfieSandra“
„SelfieSandra“ sagte in ihrem Kurzclip auf Instagram etwa: „Ich lass mich nicht impfen, weil ich Angst vor der Nadel hab! – Hattest du auch Angst, als du dich botoxen lassen hast?“ Hahaha. „Oder bei den Tattoos auf deinem Körper? Ich glaube nicht! – Also lass dich impfen!“
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Die Reaktionen auf dieses und andere Videos fielen nicht so aus, wie sich die Regierung das erhofft hatte. An den Kommentaren war abzulesen, dass die provokanten Kurzvideos eher schlecht ankamen.
Auf Anfrage der FAZ räumte die Bundesregierung diese Tatsache selbst ein. Sie verwehrte sich jedoch gegen die Kritik einzelner Internetnutzer, deren „Beleidigungen und Gewaltandrohungen in diesem Zusammenhang völlig inakzeptabel“ seien.
„Herr Anwalt“ versuchte zu vermitteln
Auch der bekannte TikTok-Nutzer „Herr Anwalt“ kommentierte die Kampagne der Bundesregierung. Er glaube nicht, dass sich Menschen von etwas überzeugen ließen, indem man sie als dumm darstelle oder ihre Argumente verfälsche.
Sein Appell an die Regierung: „Macht nicht solche Kampagnen. Ihr schafft doch nur die Grundlage dafür, dass die Extreme wieder aufeinander draufhauen können. Euer Ergebnis: Junge Influencer bekommen jetzt Hate, und aufgrund eurer Kampagne wird sich kein Mensch mehr impfen, der das nicht vorher auch schon getan hätte.“
@herranwaltLasst ihr euch impfen, oder seid ihr geimpft? Bitte basht meine Kollegen nicht. ? ##1minutejura ##lernenmittiktok ##bundesre gierung ##anwaltreagiert♬ Originalton – Herr Anwalt
(nw)
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