Für den Schutz des Klimas nehmen sie auch den Tod in Kauf

Aktivisten sind seit dem 7. März in der Nähe des Kanzleramtes in Berlin im Hungerstreik. Sie wollen von Scholz eine Regierungserklärung erzwingen, in der er aussprechen soll, dass kein CO₂ mehr emittiert wird. Der Kanzler fordert ein Ende der Aktion.
Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick befindet sich seit dem 7. März im Hungerstreik.
Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick befindet sich seit dem 7. März im Hungerstreik. Das Foto entstand vier Wochen nach dem Beginn der Aktion.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Von 27. Mai 2024

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„Hungern bis ihr ehrlich seid“ – unter diesem Motto streikt seit dem 7. März eine kleine Gruppe von Klimaaktivisten in Berlin. Sie fordern eine Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz, in der er aussprechen solle, dass kein CO₂ mehr emittiert werden solle. Scholz hat nun die Männer aufgefordert, den Hungerstreik zu beenden.

Scholz lehnt Gewalt auch gegen sich selbst ab

„Ich wünsche, dass dieser Hungerstreik abgebrochen wird“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag, den 26. Mai, bei einem „Bürgerdialog“ in der Bundeshauptstadt. „Ich lehne Gewalt ab, Gewalt gegen andere Menschen ist etwas, vor denen wir in unserer Gesellschaft jeden beschützen müssen“, betonte der Kanzler.

Er fügte hinzu: „Aber ich halte auch Gewalt gegen sich selber für keine gute Angelegenheit.“ Scholz wies am Sonntag auf wichtige klimapolitische Weichenstellungen seiner Regierung hin. „Wir sind aus der Beschreibung des Problems weggekommen zum Handeln“, sagte er. Es dürfe und müsse darüber gestritten werden, ob das, was die Bundesregierung in der Klimapolitik mache, richtig sei. Ein Hungerstreik sei aber der falsche Weg.

Derzeit sind vier Aktivisten im Hungerstreik, wie aus deren Internetseite hervorgeht. Am längsten ist Wolfgang Metzeler-Kick im Ausstand. Der Mann ist ein bekanntes Gesicht in der Klimaaktivisten-Szene. Er gehört zur sogenannten „Letzten Generation“, schreibt „BR24“ auf seiner Internetseite. Sein Zelt steht derzeit im Invalidenpark unweit des Kanzleramtes.

Wolfgang Metzeler-Kick ist seit März im Hungerstreik. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Der Ingenieur des technischen Umweltschutzes nimmt seit dem 7. März 2024 keine feste Nahrung mehr zu sich. Wie er auf YouTube erklärte, wolle er die Regierung so dazu zwingen zu erklären, „in welchem Ausmaß die Menschheit von der Klimakatastrophe bedroht ist“. Die Fakten um die Gefahren durch den CO₂-Ausstoß würden verdrängt. „Um diese Verdrängung endlich zu beenden, bin ich bereit, meinen Hungerstreik bis zum Äußersten zu eskalieren“, kündigt er in dem Video an.

Aktivist Metzeler-Kick: Falle Scholz als Leiche vor die Füße

In einem am 25. April 2024 veröffentlichten Interview mit der „Abendzeitung München“ sagte der 49-Jährige, dass er seinen Hungerstreik bis zur Europawahl am 9. Juni 2024 fortsetzen wolle. Diese Zeitspanne sei realistisch und erreichbar: „Das schaffe ich sicher“, zitiert ihn die Zeitung. Bislang habe er sich von Saft, Tee, Vitaminen und Salz ernährt, doch seit vergangenem Freitag, den 24. Mai, hat er seinen Protest verschärft.

Wie das „Sonntagsblatt“ mitteilt, trinkt er seither nur noch Wasser und nimmt Vitamine und Salz zu sich. Auch seinen Tod will der Aktivist offenbar in Kauf nehmen. „Entweder falle ich Scholz als Leiche vor die Füße, oder er spricht die Regierungserklärung aus“, sagte er gegenüber „t-online“.

Moralische Unterstützung erfahren die derzeit vier im Hungerstreik befindlichen Aktivisten laut „BR24“ vom ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell (Grüne). Demnach hätten Worte eines Bundeskanzlers einen großen Einfluss auf die Bevölkerung. Aus Fells Sicht ist es wichtig, dass die Fakten zur „drohenden Klimakatastrophe“ von Scholz benannt würden.

Damit schaffe er sich außerdem „den nötigen Rückhalt, um die Gesetzgebung zum Klimaschutz an entsprechenden Gerichtsurteilen auszurichten“, heißt es bei „BR24“ weiter. Fell ist Initiator der Energy Watch Group (EWG) und seit 2014 deren Präsident. Er gehört zu den Schöpfern des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, erläutert das Portal „Telepolis“.

Hungern fürs Klima: Michael Winter im Hungerstreik in Berlin am 7. Mai 2024. Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images

Bedenklicher Gesundheitszustand

Die mittlerweile mehr als 80 Tage andauernde Hungeraktion hat ihre Spuren hinterlassen. Bereits im April sprach Metzeler-Kick gegenüber der „t-online“ von Problemen mit dem Kreislauf und der Konzentration. Die Symptome des Hungerns hätten sich seither verschärft. Das „Sonntagsblatt“ berichtete, dass ein ehemaliger Aktivist im Krankenhaus behandelt werde (Stand: Donnerstag, 23. Mai).

Neben Metzeler-Kick befinden sich mit Richard Cluse, Adrian Lack und Titus Feldmann im Camp. Während die beiden letztgenannten erst seit einigen Tagen die Nahrungsaufnahme verweigern, hungert Cluse bereits seit dem 25. März. Sein Zustand sei – ebenso wie der von Metzeler-Kick – sei „mittlerweile als kritisch zu bewerten“, sagt die Ärztin Dr. Susanne Koch, die die Streikenden medizinisch betreut, im Verlauf einer Pressekonferenz (ab 28:55 Minuten).

Sie könnten jederzeit Synkopen (Ohnmacht) oder Herzversagen kommen. Es sei aber mit einem Voranschreiten der gesundheitlichen Probleme zu rechnen, wenn Metzeler-Kick auf die Einnahme von Saft verzichte. Trotz aller Belastungen seien sie psychisch jedoch stabil, „weder suizidal, noch sonst irgendwie auffällig“. Sie formulierten „klar und deutlich ein politisches Anliegen aus freien Stücken“. Bei den im Mai hinzugekommenen Aktivisten seien derzeit noch keine gesundheitlichen Einschränkungen zu befürchten, so die Ärztin.



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