Freie Bauern: „Notlage der bäuerlichen Familienbetriebe nicht ernst genommen“ + Video

Reinhard Jung ist Mitorganisator der Bauernproteste in Berlin und Referent für Politik und Medien bei dem Verein Freie Bauern. Im Gespräch mit Rebecca Sommer kritisiert der Landwirt die enge Verflechtung des Bauernverbands mit Wirtschaft und Politik. Er spricht über „verlogene Umweltpolitik“ und ein sinnloses Insektenschutzpaket der Bundesregierung, das verhindert werden muss. Das Video vom Interview finden Sie sowohl oben im Bild als auch am Ende des Textes.
Epoch Times6. April 2021

Rebecca Sommer: Herr Jung, Sie sind von den Freie[n] Bauern. Interessanter Name, der besagt schon viel. Worum geht es da? Wann haben Sie sich gegründet?

Sie sind heute Mitorganisator für diese Protestkundgebung in Berlin, die von sehr vielen Bauern, darunter sowohl nicht institutionalisierte Bauern als auch Verbände, seit 58 Tagen aufrechterhalten worden ist. Worum geht es Ihnen?

Reinhard Jung: Wir haben seit Oktober 2019 große Bauernproteste, die jenseits der etablierten Interessenvertretung des Deutschen Bauernverbandes Bahn brechen. Was macht die [Initiative] Freie Bauern besonders? Wir sind eine organisatorische Struktur mit inhaltlichem Fundament als eine reine Protestbewegung. Das liegt einfach daran, dass wir nicht von ungefähr kommen.

Wir sind aus dem Bauernverband Brandenburg entstanden, der als Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe bereits seit 1993 im Bundesland Brandenburg aktiv ist. Wir haben uns weiter ausgedehnt, als wir bemerkt haben, dass sich die Agrarpolitik bundesweit weiter verschlechtert und der Bedarf an einer wirklichen bäuerlichen Interessenvertretung groß ist. Das haben wir im März 2020 dann gemacht.

Wir sind bundesweit aktiv geworden und haben uns von anfangs 480 Mitgliedern bis heute mit 1.230 Mitgliedern hochentwickelt und es werden beständig mehr. Wir sind zwar nicht diejenigen, die auf einmal 1.000 Trecker auf die Straße bringen, aber wir sind die, die nachhaltige Agrarpolitik machen. Wir glauben, dass genau das fehlt – eine Berufsvertretung, die nachhaltig und konstruktiv gegenüber Politik und Gesellschaft die Interessen der Bauern vertritt.

Sommer: Aber Sie vertreten doch keine landwirtschaftlichen Großkonzerne?

Jung: Nein, das sind sozusagen die beiden Unterschiede zum Deutschen Bauernverband, die wirklich fundamental sind. Hier vertreten wir nur bäuerliche Familienbetriebe, das heißt Betriebe, wo der Eigentümer mit eigenen Händen seinen eigenen Hof bewirtschaftet. Wir sind davon überzeugt, dass es die richtige und ökonomisch sowie ökologisch erfolgreichste Agrarstruktur ist.

Das Zweite ist, dass wir unabhängig sind. Wir haben bei uns eine ganz klare Regel: Wer bei uns ein Amt hat, darf kein Parteimandat haben, darf keinen Aufsichtsratsposten in der Industrie haben. Wir finanzieren uns ausschließlich aus Beiträgen, das heißt, wir wollen unabhängig die Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe vertreten. Das ist eine Marktlücke in Deutschland und damit werden wir langsam größer.

Sommer: Der Bauernverband hat sich ja nicht unbedingt positiv in die Demonstration eingebracht. Würden Sie etwas dazu sagen?

Jung: Der Bauernverband interessiert sich im Prinzip nicht dafür. Wir haben ihn zur Protestkundgebung angefragt, er hat sich offenbar nicht mit unseren Zielen, das Insektenschutzprogramm zu stoppen, identifizieren können.

Sommer: Was sind Ihre Forderungen hier auf der Demonstration?

Jung: Wir haben umfangreiche Forderungen für die gesamte Landwirtschaft. Speziell auf dieser Demonstration geht es natürlich darum, das Insektenschutzprogramm der Bundesregierung zu verhindern. Wir halten dieses für falsch. Nicht nur oberflächlich falsch in dem Sinn, dass wir uns darüber streiten, wie viel davon Ordnungsrecht ist und wie viel man über Förderprogramme freiwillig hinbekommen kann, die dann auch bezahlt werden.

Wir halten es für grundsätzlich falsch, die Landwirtschaft mit Auflagen, die sinnlos sind, zu reduzieren. Auflagen, die auch den Insekten nichts nützen. Damit wird im Endeffekt nur erreicht, dass wir in Deutschland weniger Erträge haben und in unserem Land weniger Lebensmittel produzieren. Da wir weiterhin so viel essen wie bisher, werden Lebensmittel aus Übersee eingeführt und dafür brennt gerade in Brasilien der Regenwald.

Das wollen wir nicht. Wir halten das für eine verlogene Umweltpolitik und für absolut nicht zielführend. Deshalb wollen wir dieses gesamte Insektenschutzpaket der Bundesregierung stoppen.

Sommer: Warum ist der Bauernverband heute nicht hier? Warum ist er seit den ganzen 58 Tagen der Demonstration hier nicht präsent?

Jung: Wir haben den Eindruck, dass der Bauernverband die Notlage der Betriebe nicht ernst nimmt. Das fing schon mit der Düngeverordnung an, aber auch bei Mercosur [Gemeinsamer Markt im südlichen Lateinamerika] und genauso ist es jetzt beim Insektenschutzprogramm. Der Bauernverband sieht nicht, dass Entscheidungen getroffen werden, die ganz gravierend in die Wirtschaftlichkeit und auch in die Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe eingreifen.

Womit kann man das begründen? Wir sehen einfach eine enge Verflechtung des Bauernverbands mit politischen Parteien, vor allem mit der CDU. Das hindert natürlich daran, Interessen wahrzunehmen. Wir sehen das genauso wie in anderen Bereichen. Beim Bauernverband besteht auch dieses Grundproblem. Es gibt eine enge Verflechtung mit der Wirtschaft, Aufsichtsratsposten, Industrie, in den vor- und nachgelagerten Bereichen. Wie soll ich meine Faust ballen, wenn ich die Finger überall drinnen habe?

Einerseits kann man sagen, tolle Vernetzungen, wunderbar, läuft. Die Frage ist bloß, ob am Ende wirklich bäuerliche Interessen vertreten werden. Wir haben bei uns gleich einen Riegel vorgeschoben und gesagt: Wer bei uns ein Amt bei den freien Bauern hat, der darf definitiv keinen Aufsichtsratsposten in der Wirtschaft haben, darf definitiv kein Parteimandat haben, sondern der muss wirklich unabhängig nur die Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe vertreten können. Dafür stehen wir, dass wir einzig und alleine unabhängig bäuerliche Interessen vertreten.

Sommer: Nun ist es ja so, dass viele von den Politikern, immer wieder auf die EU zeigen. Nach dem Motto: „Die EU sagt, dass wir dies und das zu tun haben“. Ich vermisse ein bisschen, dass sich die Bauern hier auch mal über das EU-System Gedanken machen und verbinde eigentlich mehrere Fragen damit.

Wer ist eigentlich von den Familienbetrieben vertreten in der EU, der Bauernverband? Wie wird eine Vertretung dann von Ihnen – den freien Bauern – gesehen? In der EU werden ja sehr viele Gesetze, Normen, Verordnungen entwickelt und verabschiedet, die dann auf uns in Deutschland herabregnen.

Jung: Ich will nichts vorflunkern, wir sind mit 1.230 Mitgliedern einfach noch eine etwas kleine Organisation. Wir haben noch kein Büro in der EU. Wir haben Kontakte zu EU-Abgeordneten, aber das ist sicherlich eine Stelle, die in unserer Arbeit noch ausbaufähig ist.

Die EU insgesamt wird erstmal neutral gesehen. Wir sehen, dass da politisch sehr viele Entscheidungen gefällt werden, die uns betreffen. Die aktuelle Situation der gemeinsamen EU-Agrarpolitik ist, dass es auch eine nationale Umsetzung gibt, in der wir uns sehr intensiv einmischen.

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