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Forschung zu Tod durch Medikamententests vor 70 Jahren – Menschenbild in der Medizinforschung

In einem Forschungsprojekt, dass sich mit den ethischen Prinzipien in der Medikamentenforschung in ihrer historischen Entwicklung bis heute befasst, werden jetzt Todesfälle in einer Tuberkuloseklinik vor 70 Jahren untersucht. Wird in der medizinischen Forschung der Mensch als Individuum oder nur als Träger biologischer Eigenschaften wahrgenommen?

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Foto: über dts Nachrichtenagentur

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Der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen lässt den Tod von mindestens vier Kindern durch Medikamententests vor rund 70 Jahren wissenschaftlich aufarbeiten. Das berichtet die „Frankfurter Rundschau“ (Dienstagsausgabe). Danach hat der LWV den Gießener Medizinhistoriker Volker Roelcke beauftragt, der bis Mitte nächsten Jahres Ergebnisse vorlegen solle.
Der LWV zahlt dafür nach Angaben der „Frankfurter Rundschau“ 111.000 Euro an die Universität Gießen, von denen 50.000 Euro vom Land Hessen übernommen werden. Nach bisherigen Erkenntnissen waren in Königstein in der Tuberkulose-Heilanstalt Mammolshöhe in den Jahren nach Kriegsende mindestens vier Kinder an Medikamentenversuchen gestorben.
Der LWV war erst durch die Berichterstattung vor zwei Jahren auf die Vorgänge aufmerksam geworden. Roelcke sagte der „Frankfurter Rundschau“ jetzt, er und sein Team wollten die Akten des Personals und der Patienten sowie relevante Verwaltungsakten auswerten, soweit sie noch vorhanden seien.
Erforscht werden solle auch, wer vom Personal der Mammolshöhe Mitglied von nationalsozialistischen Organisationen oder an NS-Medizinverbrechen beteiligt gewesen sei. Roelcke nennt das Projekt „eine wichtige Ergänzung der bisherigen Forschung zur Kontinuität eines Denkens in der Medizin, das Menschen über ihren vermeintlichen biologischen Wert definiert und auch bereit ist, die Produktion von neuem wissenschaftlichem Wissen über das Individualwohl von Patienten zu stellen“. (dts)

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