Fall Strache: Mutmaßlicher Drahtzieher des Ibiza-Videos in Berlin verhaftet

Der ehemalige österreichische Vizekanzler und Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Foto: Hans Punz / APA / AFP via Getty Images
Der mutmaßliche Drahtzieher des berüchtigten Ibiza-Videos, das in Österreich eine Regierungskrise ausgelöst hatte, ist in Berlin verhaftet worden. Der 40-jährige österreichische Staatsbürger sei am Donnerstag im Berliner Stadtteil Pankow verhaftet worden, sagte eine Polizeisprecherin. „Die Berliner Beamten handelten aufgrund eines Rechtshilfegesuchs der Wiener Staatsanwaltschaft und auf Basis eines europäischen Haftbefehls.“ Laut Polizeisprecherin befand sich der Mann am Freitagmorgen noch in Berlin, das weitere Verfahren werde jedoch in Wien geführt.
Nach Informationen der österreichischen Tageszeitung „Presse“ handelt es sich bei dem Mann namens Julian H. um einen Privatdetektiv, der das Ibiza-Video eingefädelt haben soll. Nach der Veröffentlichung des Videos sei er untergetaucht. Dem Bericht zufolge werden ihm die illegale Herstellung von Ton- und Filmaufnahmen und der Handel mit knapp drei Kilogramm Kokain vorgeworfen. Nach dem Mann sei mehr als ein Jahr lang gefahndet worden.
Die „Ibiza-Affäre“ hatte im Mai 2019 ein politisches Erdbeben in Österreich ausgelöst, zum Bruch der Regierungskoalition und zu vorgezogenen Neuwahlen geführt. Hintergrund war ein heimlich auf Ibiza gedrehtes Enthüllungsvideo, das zeigt, wie der damalige FPÖ-Parteichef Hans-Christian Strache vor der Parlamentswahl 2017 einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte im Gegenzug für Wahlkampfhilfe Staatsaufträge in Aussicht stellt.
Deutsche Medien brachten geschnittenes Video in Umlauf
Das Video war auch in Deutschland nicht unbemerkt geblieben. Deutsche Medien hatten im Juni 2019, eine Woche vor der EU-Wahl, Teile des Videos gezeigt, um damit die vermeintliche Affinität Straches zu Korruption zu illustrieren. Im August dieses Jahres wurden schwere Vorwürfe laut, man habe das Video bewusst in sinnentstellender Weise zusammengeschnitten.
Strache trat im Anschluss sowohl vom Posten des Vizekanzlers als auch dem des FPÖ-Parteichefs zurück, um eine Fortführung der Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ zu ermöglichen. Das Bündnis zerbrach dennoch wenige Tage später. (afp/nmc)
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