Es geht nicht um Türkisch oder Englisch, sondern um unsere Kinder – Pressestelle dementiert Gerüchte
„Türkisch statt Englisch“ so liest man in einigen Medien. Grund dafür ist eine Debatte, die durch den Vorschlag des Vorsitzenden des NRW-Integrationsrats, Tayfun Keltek, ausgelöst wurde. Laut Medienberichten soll Keltek die Abschaffung des Englisch-Unterrichts in den Grundschul-Klassenstufen ein und zwei zugunsten des Türkisch-Unterrichts vorgeschlagen haben. Diese Aussage trifft allerdings nicht den Kern.
Es ging vielmehr um folgenden Punkt, wie die Pressestelle des Landesintegrationsamtes NRW zusammenfasst:
„An den Grundschulen sollten die Sprachen gelehrt werden, die die Kinder auch tatsächlich in ihrem Alltag verwenden. „Welchen Sinn ergibt es, siebenjährigen Kindern Englisch beibringen zu wollen, wenn sie diese Sprache nur aus dem Fernsehen kennen?“, fragt Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW. Völlig absurd sei dies zudem, weil über 43 Prozent der unter 15-Jährigen in NRW einen Migrationshintergrund haben und nicht mit Englisch, sondern beispielsweise mit Polnisch, Russisch oder Türkisch aufwachsen. „Ich begrüße daher die Initiative von Schulministerin Gebauer, den Englisch-Unterricht in den ersten beiden Schuljahren wieder abzuschaffen.“
„Es geht nicht ums Türkische. Es geht darum, den Lebensrealitäten der Kinder in unserem Land gerecht zu werden. Angenommen, ein Kind spricht von Haus aus Italienisch und Deutsch, wäre es für die sprachliche Entwicklung dieses Kindes von großem Vorteil, diese Kenntnisse gerade in den ersten Schuljahren zu vertiefen und Italienisch auch in der Schriftsprache zu beherrschen. Es gibt ausreichend Studien darüber, dass auf diesem Weg das Erlernen bzw. Verbessern der deutschen Sprache leichter fällt und die kognitiven Fähigkeiten der Kinder ausgebaut werden.“
In der Presseerklärung vom 11. Februar 2019 betont er ausdrücklich:
„Selbstverständlich muss jeder, der in Deutschland lebt, die Landessprache beherrschen, das steht nicht zur Debatte“, stellt Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW, klar. „Darüber hinaus bleibt Englisch die bedeutsamste Fremdsprache für alle Schülerinnen und Schüler.“
Deutsch schon im Vorschulalter fördern
Zülfü Gürbüz, Vorsitzender des Verbands der Lehrer aus der Türkei in NRW (TÖB) bezieht gegenüber der „WR“ ebenfalls klar Stellung: Es mache keinen Sinn, Englisch als Fremdsprache in den Grundschulen abzuschaffen, damit eine andere Fremdsprache unterrichtet wird. Sein Ansatz ist:
Für uns ist es wichtig, dass Kinder mit Migrationshintergrund zunächst sehr gut Deutsch sprechen.“
Und genau das müsste nicht erst in der Schule, sondern bereits im Vorschulalter gefördert werden. Dass Englisch weiterhin an den Grundschulen eine wichtige Stellung einnimmt und unterrichtet werden muss, ist für Gürbüz empfehlenswert. Schließlich sei Englisch eine „Weltsprache“. Auch die Muttersprache der Kinder liegt ihm am Herzen. Das stärke nicht nur die eigene Sprache und Identität der Kinder, sondern auch die Mehrsprachigkeit. Gürbüz betont:
Wir fordern eine qualitative Förderung der deutschen Sprache, der Muttersprache und Englisch als Fremdsprache für alle Kinder in der Grundschule ab der ersten Klasse.“
NRW spricht 19 Sprachen – Was spricht man in Köln?
In Nordrhein-Westfalen bieten insgesamt 886 Lehrkräfte den herkunftsprachlichen Unterricht in 19 verschiedenen Sprachen an. Daran nahmen gemäß amtlicher Schuldaten im Schuljahr 2016/17 insgesamt 50.070 Schüler an 833 Schulen teil, 34.736 Schülerinnen und Schüler lernten Türkisch, so „WR“. An Grundschulen beträgt die Gruppengröße mindestens 15 Schüler, in der Sekundarschule bei mindestens 18.
An den 141 Grundschulen in Köln werden neben Deutsch und Englisch insgesamt 13 Sprachen unterrichten. Der „Kölner Express“ fragte nach.
An immerhin 106 Grundschulen wird Türkisch unterrichtet, das entspricht drei Viertel aller Kölner Grundschulen. An 14 Standorten wird Italienisch unterrichtet und Arabisch steht bei acht Grundschulen auf dem Stundenplan.
Weitere Sprachen sind Russisch (sechs Schulen), Spanisch (fünf), Kurdisch (vier), Portugiesisch (drei), Griechisch (zwei), Polnisch, Albanisch, Farsi, Bosnisch und Romanes (jeweils eine Schule).
Die zweite Muttersprache dient nach Angaben von Dirk Schneemann, Sprecher der Bezirksregierung Köln, als „zusätzliches Angebot, das für die meisten Herkunftssprachen der Schülerinnen und Schüler mit internationaler Familiengeschichte angeboten wird. Er hat das Ziel, die Herkunftssprache zu festigen und die damit verbundene Landeskunde zu vertiefen“, berichtet der „Kölner Express“.
„Der Besuch des herkunftsprachlichen Unterrichts ist freiwillig, jedoch ist die Teilnahme bei erfolgter Anmeldung verpflichtend. Die erzielte Leistungsnote der Schülerinnen und Schüler werden im Zeugnis vermerkt“, erklärt Schneemann weiter. (sua)
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