Durch Digitalisierung und für mehr politische Einmischung: Linken-Politiker fordern 30-Stunden-Woche
Um allen "ausreichend Zeit für Familie und Sorgearbeit, für politische Einmischung, persönliche Weiterbildung und Muße zu ermöglichen" sollte die Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche ermöglicht werden. Das fordern drei Politiker der Linken im Zuge der Digitalisierung.

In der Produktion.
Foto: iStock
Linken-Chefin Katja Kipping und zwei weitere führende Linken-Politiker haben die Einführung einer 30-Stunden-Woche für alle Arbeitnehmer vorgeschlagen. Ermöglicht werde eine Verkürzung der Arbeitszeit durch die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Das schreiben Kipping, der Europaabgeordnete Martin Schirdewan und die Berliner Abgeordnete Katalin Gennburg in einem Positionspapier.
„Wir brauchen eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche in Vollzeit, um die Produktivitätsfortschritte allen zu Gute kommen zu lassen und allen ausreichend Zeit für Familie und Sorgearbeit, für politische Einmischung, persönliche Weiterbildung und Muße zu ermöglichen“, heißt es demnach in dem Papier.
Macht der Digitalkonzerne begrenzen
Die neuen digitalen Technologien hätten das Potenzial, menschliche Arbeit zu erleichtern und Produktivitätspotentiale zum Nutzen aller freizusetzen. Sie könnten eine Befreiung von körperlich schwerer oder monotoner Arbeit sowie eine Verkürzung der Arbeitszeit für alle ermöglichen.
Um die emanzipatorischen Potenziale der technischen Möglichkeiten in der Produktion zu nutzen, seien zudem die Mitbestimmungsrechte der Belegschaften und ihrer Betriebsräte über den Einsatz der Technologien zu schützen und zu erweitern, schreiben die Linken-Politiker.
Kipping, Schirdewan und Gennburg plädieren außerdem dafür, die Macht der marktbeherrschenden Digitalkonzerne wie Amazon, Facebook, Google und Apple zu begrenzen. „Die neuen Monopole müssen entflochten werden“, heißt es in dem Papier. „Digitalkonzerne, die ihre Betriebssysteme als Standard durchsetzen, um anschließend Anwendungen und Innovationsgeschwindigkeiten zu bestimmen, werden dann zum Fall für das Kartellamt.“
Bruttoverdienste sind wegen Kurzarbeit gesunken
Die Bruttomonatsverdienste der Voll- und Teilzeitbeschäftigten sanken im zweiten Quartal 2020 durchschnittlich um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die bezahlte Wochenarbeitszeit der Beschäftigten reduzierte sich unterdessen im Durchschnitt um 4,7 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen der Vierteljährlichen Verdiensterhebung mit.
Die größten Rückgänge der Bruttomonatsverdienste im Vergleich zum Vorjahresquartal gab es in den Wirtschaftszweigen Beherbergung mit -18 Prozent, Herstellung von Kraftwagen mit -17 Prozent sowie im Bereich der Reisebüros beziehungsweise Reiseveranstalter mit -15 Prozent.
Dies ist vor allem auf den durch Kurzarbeit bedingten überdurchschnittlichen Rückgang der Arbeitszeit zurückzuführen. Dieser lag bei -20 Prozent (Beherbergung, Herstellung von Kraftwagen) beziehungsweise -18 Prozent (Reisebranche). Ebenfalls stark von einer negativen Bruttolohnentwicklung betroffene Wirtschaftsbereiche sind die Luftfahrt, die Gastronomie und auch der Einzelhandel.
IG-Metall schlägt Vier-Tage-Woche vor – um Stellenabbau zu verhindern
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann schlägt vor, in der kommenden Tarifrunde eine Vier-Tage-Woche als Option für die Betriebe zu vereinbaren, um einen Stellenabbau zu verhindern. „Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie. Damit lassen sich Industriejobs halten, statt sie abzuschreiben“, sagte Hofmann der Süddeutschen Zeitung (Samstagausgabe).
Unternehmen wie Daimler, ZF und Bosch vereinbarten gerade kürzere Arbeitszeiten, sagte Hoffmann zur Begründung. Künftig solle allen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie dieser Weg offenstehen. „Mit einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können“, sagte der Chef der größten deutschen Gewerkschaft mit 2,3 Millionen Mitgliedern.
Von der Regierung fordert der IG-Metall-Chef in der Corona-Krise noch mehr Anstrengungen: „Um Arbeitsplätze zu sichern, sollte die Regierung die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate verlängern.“ Wenn die Wirtschaft nach der Urlaubszeit wieder laufe, müsse die Lage erneut überprüft werden. „Mein Gefühl ist: Die Regierung muss dann beim Konjunkturprogramm nachsteuern.“ (afp/dts/ks)
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