Drosten: „Wir dürfen grundsätzlich keine sehr hohe Inzidenzen zulassen. Auch nicht bei den Jüngeren“
Für das nächste halbe Jahr sagte der Chef-Virologe der Berliner Universitätsklinik Charité sehr kontroverse Diskussionen über das richtige Vorgehen voraus. „Wir werden in eine Situation kommen, wo wir große Teile der Risikogruppen geimpft haben und es dann Kräfte geben wird, die sagen, dass es jetzt keinen Grund mehr gibt für Einschränkungen. Letzteres wird allerdings eine Fehleinschätzung sein, denn wir dürfen grundsätzlich keine sehr hohe Inzidenzen zulassen. Auch nicht bei den Jüngeren.“
„Ich schaue schon optimistisch auf das neue Jahr, aber ich glaube, dass die erste Jahreshälfte sehr kompliziert werden wird, sagte Drosten der „Berliner Morgenpost“. Er gehe davon aus, „dass ab der zweiten Jahreshälfte eine Entspannung eintreten könnte, aber nur, wenn man es schafft, ganz viele Personen in den ersten sechs Monaten zu impfen“.
Zur Kritik am Vorgehen bei der Impfstoffbeschaffung sagte Drosten, es sei „jetzt praktisch unmöglich, das im Nachhinein zu bewerten“. Die EU habe den Impfstoff mit Monaten Vorlauf bestellen müssen und zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gewusst, „ob der betreffende Impfstoff auch funktionieren würde“.
Der Wissenschaftler verwies darauf, dass nach dem Biontech-Impfstoff nun in Großbritannien der AstraZeneca-Impfstoff bereits zugelassen sei. „Da sollte man in der EU ganz schnell hinterherkommen, denn dieser Impfstoff kann auch in normalen Arztpraxen geimpft werden. Bei diesem Impfstoff hat man nicht die besondere Kühlpflicht.“
Mit Blick auf die Diskussion über eine Verlängerung des Lockdowns in Deutschland sage der Virologe, angesichts einer geringeren Zahl an Test über die Feiertage lägen derzeit keine belastbaren Daten vor. Der Anteil der positiven Tests zeige jedoch, „dass die Zahlen derzeit nicht nach unten gehen. Das ist nicht gut“. Erst Mitte Januar könne gesagt, werden, ob der Lockdown bis in den Februar hinein verlängert werden müsse. (afp/dpa)
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