Diakoniechef: Kirchen sollen keine AfD-Spenden annehmen – AfD-Politiker kündigt Kirchenaustritt an
Die Diakonie Mitteldeutschland warnt kirchliche Einrichtungen, Spenden der AfD anzunehmen, berichtet der Evangelische Pressedienst.
Christoph Stolte, Leiter des Diakonischen Werkes Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland, erklärt: „Es geht nicht um den Überbringer, sondern um die Absicht.“
Stolte sagt, dass er kein Geld von der „rechtspopulistischen Partei“ wolle, „wenn sie versucht, unseren Auftrag umzudeuten, christliche Nächstenliebe anders zu definieren und Grenzen in der Zuwendung zum anderen zu ziehen“.
Das könnte passieren, wenn eine Spende nur für bedürftige Deutsche einzusetzen wäre und nicht mehr allen Bedürftigen zugute komme. Die Diakonie akzeptiere es nicht, wenn Spender zwischen guten und falschen Bedürftigen unterscheiden würden.
Diakonie unterstellt AfD einseitige Spendenabsicht
Woher kommt der Gedanke, die AfD wolle nur Deutschen spenden und nur diese Bedürftigen unterstützen?
Ende letzten Jahres wollte der AfD-Politiker Dr. Friesen in Sonnenberg für die Diakonie-Tafel spenden. Das Geld wurde dem Politiker zurückgeschickt. In einem Brief an Dr. Friesen heißt es:
„Vielen Dank für Ihren Besuch in der ‚Sonnenberger Tafel‘ am Freitag, dem 08.12.2017 und Ihrem Interesse an unserer Einrichtung. Sie hatten uns freundlicherweise eine Spende in Höhe von 100 Euro zukommen lassen. Diese Spende senden wir Ihnen nun wieder dankend zurück. Das Menschenbild von Diakonie und Kirche ist mit dem der AfD nicht vereinbar und wir möchten uns klar davon abgrenzen …“
War die Spende an eine Hilfeleistung für eine bestimmte Ethnie oder Menschen aus einem bestimmten Kulturkreis gebunden?
Albrecht Steinhäuser, Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung, erklärte dem MDR als Reaktion auf den Vorwurf der AfD, die Kirchen grenzten sie aus, dass die Kirche als Anwalt für christliche Werte verpflichtet sei, sich für Menschenwürde, Achtung, Toleranz und Solidarität zu engagieren. Die Kirche sei stets an der Seite der Ausgegrenzten und setze sich für eine offene und pluralistische Gesellschaft ein.
Doch einige Leser des MDR-Artikels sahen in dieser Stellungnahme eine Ausgrenzung der AfD und eine fehlende Aufrichtigkeit seitens der Kirche.
So schrieb ein Leser des Artikels „AfD wirft Kirchen Ausgrenzung vor“ auf MDR Sachsen-Anhalt:
Ergänzung: allein damit, dass die Kirchen sich gegen die ach so böse AfD zusammenschließen zeigt, dass sie Millionen Menschen ausgrenzen, die AfD gewählt haben, Millionen Menschen, die als Nazis verunglimpft werden, Millionen Menschen, die sie einfach ignorieren. Jesus hat ALLE Menschen angenommen.“
Ein weiterer Leser des Artikels „AfD wirft Kirchen Ausgrenzung vor“ auf MDR Sachsen-Anhalt schrieb:
Natürlich grenzen die Kirchen aus! Sie schwenken auf die staatlich verordnete linke Welle ein! Die „Angst“ vor der AfD geht durch das Land. Warum? Weil die AfD endlich konkret, ohne Palaver, die Probleme im Land benennt. Auch die Kirchen stellen jeden in die braune Ecke, der z.B. den Antisemitismus der Muslime im Land kritisiert – das fordernde Verhalten an den Tafeln (FAKT 3.4.18). (…)“
„Effekt“ für mehr Spenden begrüßt
Im Artikel des „epd“ geht es dann weiter mit der Zurückweisung einer AfD- Spende für die Sonneberger Tafel. Hier heißt es, dass die öffentliche Debatte, ob es richtig sei, die Spende eines AfD-Mandatsträgers zurückzuweisen, einen klaren Effekt erzielte. Es seien danach deutlich mehr Spenden bei der Tafel eingegangen. Es hätten Unterstützer Geld gegeben, die bis dahin nicht für die Sonneberger Tafel gespendet hätten. Stolte wertete das als „ein klares Signal, dass die Arbeit der Tafel für alle Bedürftigen, gleich welcher Nationalität, Kultur und Religion, gewollt ist“.
Zugleich betonte Stolte gegenüber dem „epd“ das klare Eintreten der Kirche gegen die AfD-Politik. Die Diakonie Mitteldeutschland sei eine der ersten Institutionen gewesen, die die Erklärung „Gegen ein Klima der Angst und Denunziation“ in Sachsen-Anhalt unterzeichnet hatte, die sich gegen das Agieren der AfD richtet. Man sei zwar grundsätzlich zum Dialog mit der Partei bereit, „aber nicht, indem wir unsere evangelische Identität aufgeben und populistischen Äußerungen recht geben“, bekräftigte Stolte.
Antwort der AfD zur Position der christlichen Kirchen
Oliver Kirchner, neuer Fraktionschef der AfD Sachsen-Anhalt, äußerte sich in einer Pressemitteilung seiner Fraktion zu dem Positionspapier christlicher Kirchen gegen die AfD.
Diesem Positionspapier schlossen sich unter anderem die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, und der katholische Bischof des Bistums Magdeburg, Dr. Gerhard Feige, an:
Ganz offensichtlich versuchen Kirchenvertreter hier selbst Politik zu machen. Sie sind sich noch nicht einmal zu schade, offiziell angemeldete Demonstrationen der AfD durch Glockengeläut zu stören und als Hautprofiteure der Asylkrise die AfD schlechtzureden, wann immer es geht,“ so Kirchner in der Pressemitteilung.
Weiter heißt es in dem Schreiben der AfD, dass gerade die Ausgrenzung Andersdenkender nicht nur unserem Grundgesetz, sondern insbesondere dem christlichen Gedanken völlig widerspricht. Dies spiele offensichtlich für die evangelische und katholische Kirche keine Rolle.
Daher sei es nicht verwunderlich, dass ihnen die Mitglieder scharenweise davonlaufen.
AfD-Abgeordeter kündigt Austritt aus der Kirche an
Tobias Rausch, stellvertretender AfD-Fraktionsvorsitzender Sachsen-Anhalts, kündigte in der Pressemitteilung der AfD als Reaktion auf die Position der Diakonie seinen Austritt aus der evangelischen Kirche an.
Ich habe lange gewartet, bis ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe. Er fällt mir persönlich auch nicht leicht, aber ich verlasse nicht meinen Glauben, sondern nur die unglaubwürdige Vertretung der Kirche in Sachsen-Anhalt,“ so Rausch.
Er möchte es nicht länger hinnehmen, dass „Kirchenvertreter ihn für sein politisches Engagement beschimpfen und ausgrenzen und er das auch noch finanzieren soll.“
Wenn die Kirchen keine Spenden von der AfD annehmen wollen, ist es ihnen auch nicht zuzumuten, meine Kirchensteuer anzunehmen.“
So zahle er jährlich rund 2.000 Euro an Kirchensteuern und weitere Spenden für unterschiedliche gesellschaftliche und karitative Zwecke, erklärt Rausch. Konsequent wäre es für ihn in der Hinsicht, „dass die Kirchen allen AfD-Mitgliedern und AfD-Wählern ihre Kirchensteuer zurückerstatten.“
Und: „Wenn die christlichen Kirchen nicht umdenken, machen sie sich damit selbst überflüssig“, so Rausch.
(er)
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