Deutsche Bahn und GDL setzen auf Schlichtung statt Streiks

Ab Mittwoch suchen die beiden Tarifparteien, Deutsche Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL, in einer Schlichtung nach einer Lösung. Arbeitsniederlegungen wird es während der Schlichtung nicht geben - es herrscht Friedenspflicht.
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Bahnstreik in Deutschland.Foto: Joerg Koch/Getty Images
Epoch Times8. Januar 2017

Dass die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL gescheitert sind, treibt Reisenden den Schrecken in die Glieder. In zu guter Erinnerung sind noch die Streiks zwischen September 2014 und Mai 2015. Doch neue Arbeitsniederlegungen müssen Bahnfahrer zunächst nicht fürchten. Denn ab Mittwoch suchen die beiden Tarifparteien erst einmal in einer Schlichtung nach einer Lösung.

Wie lange sind Streiks ausgeschlossen?

Arbeitsniederlegungen wird es während der Schlichtung nicht geben – es herrscht Friedenspflicht. Das Verfahren kann bis zu drei Wochen dauern und um eine Woche verlängert werden. Ist dies der Fall, gibt es bis zum 8. Februar keine Streiks.

Im vorangegangenen Tarifkonflikt war die Schlichtung gar um zwei Wochen verlängert worden, um nicht ohne Ergebnis auseinanderzugehen. Sollte auch diesmal eine zweite Verlängerung beschlossen werden, müssen Reisende bis Mitte Februar keine Streiks befürchten.

Warum gab es bisher noch keine Ausstände?

Das ist ein Ergebnis der schwierigen Tarifrunde 2014/2015. Damals verständigten sich die Deutsche Bahn und die GDL darauf, dass bei den nächsten Verhandlungen zuerst eine Schlichtung durchlaufen werden muss. Während der vergangenen Tarifrunde hatte es neun Streiks der GDL gegeben – darunter war auch der längste in der Geschichte der Deutschen Bahn. Erst danach begann damals die Schlichtung.

Wer soll zwischen Deutscher Bahn und GDL vermitteln?

Schlichter sind Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) und der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Sie haben schon im Juni 2015 erfolgreich zwischen beiden Parteien vermittelt, sind also erprobt und erfahren.

Was sind die Knackpunkte im Tarifstreit?

Natürlich geht es um mehr Geld und eine Senkung der Arbeitsbelastung. Die GDL fordert unter anderem eine echte Fünf-Tage-Woche mit anschließenden zwei Tagen Freizeit. Dieser Vorschlag ist für einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb wie die Bahn allerdings viel zu starr. Der Konzern ist aber bereit, Vorschläge der GDL zur Entlastung des Zugpersonals in einem Praxistest zu erproben.

Zudem bot das Unternehmen zuletzt 4,2 Prozent mehr Lohn in zwei Stufen, eine Einmalzahlung von 550 Euro sowie ein Wahlrecht für Mitarbeiter zwischen mehr Geld, mehr Urlaub oder einer geringeren Arbeitszeit. Solch ein Wahlrecht hat die Bahn bereits mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vereinbart.

Wie sah der Abschluss mit der EVG am Ende aus?

Die Mitglieder erhalten insgesamt 5,1 Prozent mehr Lohn. Zunächst gibt es zum 1. April 2,5 Prozent mehr Geld. Zum 1. Januar 2018 kommen dann noch einmal 2,62 Prozent hinzu. Hier können die Beschäftigten aber zwischen drei Möglichkeiten wählen: Sie können bei der 39-Stunden-Woche bleiben und mehr Geld bekommen, sie können bei gleich bleibendem Lohn ihre Wochenarbeitszeit um eine Stunde senken oder sie können bei gleich bleibendem Lohn und gleicher Wochenarbeitszeit sechs Tage mehr Urlaub bekommen. Zudem gibt es eine Einmalzahlung von 550 Euro.

Wie klärt die Bahn, welcher Mitarbeiter welcher Gewerkschaft angehört?

Gar nicht. Sie überweist Ende Januar zunächst allen rund 150.000 Beschäftigten, für die diese Tarifrunde gilt, die mit der EVG vereinbarte Einmalzahlung – auch wenn dann die Schlichtung mit der GDL noch läuft. Konkurrierende Regelungen zwischen den beiden Gewerkschaften will die Bahn ohnehin vermeiden. Ob ihre Beschäftigten einer Gewerkschaft angehören und wenn ja, welcher, fragt der Konzern nicht ab. (afp)



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