Nationalistische Wende?
Deutsche haben wachsende EU-Skepsis und Wunsch nach mehr Patriotismus
Die Deutschen scheinen sich wieder mehr auf sich selbst besinnen zu wollen. Eine Mehrheit wünscht sich die Vermittlung eines positiveren Deutschland-Bildes in Schulen. Auch die EU-Skepsis ist gewachsen.

Eine kleine Deutschlandfahne.
Foto: iStock
Die Mehrheit der Bundesbürger ist dafür, dass Schülern ein positiveres Bild von Deutschland vermittelt werden soll, als wie es aktuell der Fall ist. Das geht aus einer Insa-Umfrage im Auftrag von „Junge Freiheit“ hervor.
Demnach vertreten 61 Prozent der Befragten diese Meinung, wobei es keine Kluft zwischen Ost- und Westdeutschen gibt. Im Osten stimmten 65 Prozent dafür, im Westen 60 Prozent. 19 Prozent sind unentschlossen und 14 Prozent lehnten es ab. Auch Menschen mit Migrationshintergrund stimmten mehrheitlich für eine Vermittlung eines positiveren Deutschland-Bildes (49 zu 22 Prozent).
Selbst die Anhänger der verschiedenen Parteien sind mehrheitlich einig. Linkspartei-Wähler stimmten mit 53 Prozent zu, bei 24 Prozent Ablehnung. Bei den Grünen verhält es sich 46 zu 26 Prozent. Am stärksten patriotisch eingestellt sind die Wähler der AfD (80 Prozent), gefolgt von Unions- und SPD-Wählern (jeweils 70 Prozent) sowie denen der FDP (69 Prozent).
Deutlicher wurde ein Gefälle bei den Altersgruppen. Während die 18-29-Jährigen nur zu 40 Prozent zustimmten, stieg der Wert bei den über 60-Jährigen auf 73 Prozent. Befragt wurden zwischen dem 4. und 7. Juni 2.015 Personen ab 18 Jahren in Deutschland.
Wachsende EU-Skepsis befördert „nationalistische Wende“
Dass die Deutschen sich scheinbar wieder mehr auf sich selbst besinnen wollen, zu so einem Ergebnis kam auch eine europaweite Umfrage im Auftrag des Thinktanks European Council on Foreign Relations (ECFR). Demnach hält die Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) das politische System der EU inzwischen für „unzulänglich“.
Ein wesentlicher Faktor der Unzufriedenheit ist die Impfstoffpolitik. 49 Prozent der Deutschen haben deswegen weniger (21 Prozent) oder sehr viel weniger (28 Prozent) Vertrauen in die EU.
Im November 2020 glaubte noch die Hälfte der Deutschen, dass das politische System der EU funktioniere, aktuell sind es nur noch 36 Prozent.
Gegenüber dem Vorjahr stieg auch die Zahl derjenigen Deutschen, für die die EU-Integration zu weit gegangen ist. 33 Prozent hegen nicht mehr den Wunsch nach einem engeren Zusammenschluss der Europäer.
Laut dem ECFR könnten die politischen Verantwortlichen damit nicht mehr so selbstverständlich mit einem breiten gesellschaftlichen Rückhalt für die EU rechnen. Es gebe „Warnsignale“, dass es auch in Deutschland zu einer „nationalistischen Wende“ kommen könne. (nmc) 
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