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Deutsche Energiepolitik macht Strom auch in Nachbarländern teurer – und erhöht das Blackout-Risiko

Nach den jüngsten großflächigen Stromausfällen in Argentinien und Uruguay äußerten Kommentatoren in sozialen Medien die Befürchtung, Deutschlands Energiepolitik könnte früher oder später auch hier für ähnliche Blackouts sorgen. Experten meinen, der Kohleausstieg würde das Risiko zumindest erhöhen. Auch steigt der Unmut im Ausland.

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Im letzten Licht der tief stehenden Abendsonne werfen Büsche und Bäume lange Schatten zwischen die Windräder eines Windenergieparks.

Foto: Patrick Pleul/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

In den sozialen Medien waren es vor allem Spötter, die den großflächigen Stromausfall, der am vergangenen Wochenende (15./16.6.) Argentinien und Uruguay heimsuchte, mit Referenzen an die deutsche Energiewende kommentierten. „Welt“-Wirtschaftsredakteur Daniel Wetzel hält die darin zum Ausdruck kommenden Befürchtungen, Ähnliches könne künftig auch in Deutschland zum Alltag gehören, allerdings nicht für völlig aus der Luft gegriffen.

Die Voraussetzungen zur Gewährleistung einer jederzeitigen Stromversorgung, so schreibt er, würden sich infolge des geplanten Kohleausstiegs erheblich verschlechtern. Sollten Wähler und Politik sich weiterhin bereitwillig dem Anspruchsdenken der Klimajugend beugen, der es mit diesem gar nicht schnell genug gehen kann, könnte bald ein kritischer Punkt erreicht sein.

Da Deutschland und die EU zudem auch auf andere Mitgliedsländer der Staatengemeinschaft Druck ausüben, traditionelle Energieträger zugunsten volatiler Wind- oder Solaranlagen abzuschaffen, könnte es nicht nur teurer, sondern zudem auch noch unsicherer werden, fehlende Kapazitäten durch Importe aus dem Ausland zu kompensieren.

„Unterdeckung bei der gesicherten Leistung“

Die Energiewirtschaft warnt, dass sich derzeit noch vorhandene Überkapazitäten im Laufe der kommenden Jahre ihrem Ende zuneigen werden – und das, obwohl 2022 nicht nur die noch vorhandenen deutschen Atomkraftwerke ihren Betrieb einstellen werden, sondern bereits etwa 12,5 Gigawatt Kohlekapazität in Deutschland wegfallen werden. Dies führt nicht nur dazu, dass Debatten über die Beibehaltung einer Mindestreserve sich erübrigen könnten, der Präsident des Bundes der Deutschen Energiewirtschaft (BDEW), Stefan Kapferer, warnt gegenüber der „Welt“:

Vielmehr laufen wir sehenden Auges spätestens im Jahr 2023 in eine Unterdeckung bei der gesicherten Leistung.“

Die Rechnung ist wenig komplex: Dadurch, dass bis 2023 Erzeugungskapazitäten von 18,6 Gigawatt aus ideologischen Gründen beseitigt werden, demgegenüber aber nur noch 4,4 Gigawatt an Kapazitäten durch noch im Bau befindliche Kraftwerke dazukommen, sinkt die gesamte nicht volatile und gesicherte Leistung unter Berücksichtigung aller weiteren Faktoren insgesamt von derzeit 90 auf dann 75,3 Gigawatt.

Das Problem: Die deutsche Spitzenlast liegt bei 81 Gigawatt – und wird nicht zuletzt infolge der Forcierung von E-Autos und weiteren Prestigeprojekten noch steigen. Was fehlt, muss aus dem Ausland bezogen werden, das vielfach jetzt schon in kritischen Phasen aushilft. Dadurch, dass Deutschland aus den Ausland Strom bezieht, wird dieser dort jedoch knapper. Von der EU oder ökologistischen Kräften in den betroffenen Ländern forcierte „Energiewende“-Projekte belasten diese zusätzlich.

Teure Nachbarschaftshilfe

Die Folge ist, dass entweder die Versorgerländer selbst ihre Preise weiter erhöhen müssen – oder in Aussicht stellen, dass sie Deutschlands labileres Stromnetz nicht dauerhaft stabilisieren können. Je mehr Deutschland aber durch eigene politische Entscheidungen die Versorgungssicherheit unterminiert – wie es etwa „Fridays for Future“ fordert –, umso geringer ist die Bereitschaft Polens, Österreichs, Tschechiens oder der Schweiz, sich an der Versorgung des politisch ergrünten Nachbarlandes zu beteiligen, zumal dies langfristig auf Kosten der eigenen Bürger geht. Deutschland, so Kapferer, „steht mit Blick auf künftige Stromimporte vor großen Unsicherheiten“.

Die intensivere europaweite Zusammenarbeit bei der Stabilisierung der Stromnetze hat seinen Ursprung im Stromausfall vom 4. November 2006, als an jenem Samstag für 120 Minuten in Teilen Deutschlands, Frankreichs, der Beneluxstaaten sowie Italiens und Spaniens der Strom ausfiel. Millionen Menschen waren betroffen. Der Schaden hielt sich zwar nicht zuletzt der milden Temperaturen wegen, die im Herbst und Winter 2006/07 in Europa herrschten, in Grenzen, für die Netzbetreiber galt der Vorfall jedoch als Warnsignal.

Hackerangriffe und Unwetter als zusätzliche Risikofaktoren

Ein späterer Untersuchungsbericht kam zu dem Ergebnis, dass die Abschaltung einer Hochspannungsleitung über der Ems durch Eon, verbunden mit „menschlichen Fehleinschätzungen“, den Blackout ausgelöst hatten. Was den jüngsten Blackout in Südamerika anbelangt, gibt es noch keine belastbare Aussage über die möglichen Ursachen. Unwetter in Küstengebieten kommen ebenso in Betracht wie mögliche Hackerangriffe. Diese stellen auch für Deutschland ein zusätzliches Risiko dar.

Bislang ist das deutsche Stromnetz im internationalen Maßstab noch sicher. Wie der „Münchner Merkur“ unter Berufung auf die Bundesnetzagentur berichtet, war im Jahr 2017 nach Angaben der Bundesnetzagentur jeder Verbraucher im Durchschnitt gut 15 Minuten ohne Strom. Die Qualität der Stromversorgung in Deutschland liege damit „im europäischen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau“, heißt es aus der Behörde, der alle Stromausfälle gemeldet werden müssen, die länger als drei Minuten dauern. Hauptursachen für Stromausfälle seien Stürme, Hochwasser, Schnee oder andere Umweltereignisse.

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