Demütigungen in Hartz IV Maßnahmen: Ausmalen und Ausschneiden statt echter Qualifizierung

Statt echter Qualifizierung bekommen Hartz IV Empfänger nicht selten Kinderaufgaben mit Ansprache per "Du", die den Anschein erwecken, es ginge einfach um eine Art von Beschäftigung. Da bei Weigerung Geldkürzungen drohen, ertragen die meisten die Demütigungen.
Titelbild
Ein 52-Jährigeer Hartz IV Leistungsberechtigter sollte in einer Qualifizierungsmaßnahme des Jobcenters Bastel- und Malvorlagen auf Grundschulniveau bearbeiten.Foto: Oliver Berg/dpa
Epoch Times7. März 2019

Hartz IV steht seit seinem Bestehen in der Kritik. Immer häufiger wird dabei auch von einer Beschäftigungsindustrie gesprochen, die sich um die Sozialhilfe und Hartz IV gebildet hat und mit zweifelhaften Maßnahmen Profit macht. Von echter Qualifizierung ist wenig zu sehen. Doch nicht nur das, die Aufgaben erniedrigen gestandene Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben und nun auf dem beruflichen Abstellgleis landen.

So sollte ein 52-jähriger Hartz IV Leistungsberechtigter in einer Qualifizierungsmaßnahme des Jobcenters Bastel- und Malvorlagen auf Grundschulniveau bearbeiten. Und zwar sollte ein Bild des Weihnachtsmannes mitsamt Geschenken und ein Ausschneidebild eines Blumenmännchens bearbeitet werden. Auch eine Bastelanleitung für eine Brücke aus vier Bögen Papier soll dabei gewesen sein.

“Was soll ein Mensch mit 52 Jahren mit gesundheitlichen Einschränkungen solche Malbilder ausmalen”, kritisiert der Hartz-IV-Betroffene, der zuvor viele Jahre als Putzer und Schweißer und später als Lagerarbeiter gearbeitet hatte.

Die sogenannte „Qualifizierungsmaßnahme“ fand in einer Einrichtung der evangelischen Diakonie statt. Diese verteidigt das Basteln. Dies sei eine Art “Check Up”. Die Teilnehmer sollen sich mit Ausmalen und Ausschneiden “entspannen”.

Teilnehmerin wurde aufgefordert, Bilder zu beschriften

Die Teilnehmerin eines Jobcenter-Kurses berichtet davon, dass sie in direkter “Du-Ansprache” – „Schreibe unter des Bild das passende Wort“ – aufgefordert wurde, Bilder zu beschriften. Die Aufgaben entstammten einem Grundschulkurs, wie später die Bundesagentur für Arbeit eingestand.

Weigerung kommt für viele nicht in Frage, obwohl sie sich erniedrigt fühlen. Denn wer dies tut, wird möglicherweise mit harten Geldkürzungen in Form von Sanktionen bestraft. Die Aufgaben sind teilweise so niedrigschwellig, dass schnell der Eindruck entsteht, hier geht es nicht um Qualifizierung, sondern um einfachste Beschäftigungsmaßnahmen, um die Statistik zu schönen.

Tochter einer Teilnehmerin: „Das ist pure Erniedrigung erwachsener intelligenter Menschen“

Bei einer anderen Maßnahme sollte eine Hartz IV Leistungsberechtigte die Rechtschreibung von Wörtern wiedergeben. Das Problem – die Aufgaben waren auf Grundschulniveau und selbst für kleine Kinder leicht zu lösen.

Der Tweet einer jungen Frau zeigt die Aufgabe, die die Mutter innerhalb einer Maßnahme erfüllen sollte. „Das ist pure Erniedrigung erwachsener intelligenter Menschen“, schrieb die Tochter neben dem abgebildeten Aufgabenblatt, das die Mutter ausfüllen musste.


Aufgrund von empfindlichen Sanktionen in Form von Geldkürzungen, die eine Weigerung nach sich ziehen könnte, erdulden die allermeisten die Demütigungen. Die Bundesagentur für Arbeit erklärte in einer Stellungnahme zu den bekannt gewordenen Aufgaben an die Hartz IV Empfängerin, dass die sogenannten Weiterbildungsmaßnahme, die die betroffene Frau besuchte, für “viele Menschen gedacht sei und zuerst die Sprachkompetenzen ergründet werden müssen”.

Daher könne man die Kritik nicht nachvollziehen. Dennoch „Wir können gut verstehen, dass die Teilnehmenden dies kritisieren und teilen diese Meinung auch“, so die Pressestelle der Bundesagentur. Dass die Teilnehmer geduzt würden, sei nicht in Ordnung. Auch deshalb könne man die Kritik nachvollziehen. (er)



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