Debatte in Freiburg: Mehrere Nachtclubs wollen keine Asylbewerber mehr einlassen

In Freiburg gibt es eine Diskussion darüber, wie man mit schwarzen Schafen im Nachtleben umgeht, ohne pauschal allen Asylbewerbern den Zutritt zu Discos und Clubs zu verweigern. Dies geschah nämlich in einigen Lokalen nach Zwischenfällen, darunter sexuelle Übergriffe auf Besucherinnen. Die Stadt ist darüber nicht begeistert und will an einem Runden Tisch mit den Betreibern andere Lösungen finden. Das berichtet die Badische Zeitung.
Titelbild
Nachtleben. Symbolfoto.Foto: Agung Parameswara/Getty Images
Epoch Times24. Januar 2016

In vielen Clubs oder Diskotheken in Freiburg haben Asylbewerber keinen oder nur noch begrenzt Zutritt. Viele Nachtgastronomen sehen darin den einzigen Ausweg, weil sonst andere Gäste wegbleiben würden. Freiburg ist eine offene und unvoreingenommene Studentenstadt. Doch die Willkommenskultur, die man gern hätte und die Realität sind im Moment schwer vereinbar. Mindestens sechs Betriebe haben nach Informationen der Badischen Zeitung die Einlasspolitik geändert.

So schrieben die Betreiber des links-alternativen Musik-Clubs White Rabbit in einer Mail an Partyveranstalter, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen: "Wir haben beschlossen, dass wir vorerst keine Menschen mehr in das White Rabbit reinlassen werden, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen", hieß es dort. Dies sei kein einfacher Schritt gewesen, aber man sehe derzeit keinen anderen Weg, "wie wir gewisse Probleme mit Geflüchteten in den Griff kriegen können". Mittlerweile dementierte das White Rabbit jedoch auf Facebook, jemals eine solche Regelung angewandt zu haben. Der Club arbeite „intensiv daran, wie man Geflüchtete besser in das Nachtleben integrieren kann“ und wolle eben NICHT diskriminieren, so die Betreiber. Medien hätten ihre Mail propagandistisch ausgeschlachtet. 

Messerattacke, Stalking, versuchte Vergewaltigung

Im White Rabbit hatte es neben Taschendiebstählen und einer Messerattacke auf einen Türsteher massive sexuelle Belästigungen gegeben: Stalker stiegen Frauen bis in die Kabinen des Damen-WCs hinterher, K.o.-Tropfen wurden schon verabreicht, sogar Fall von versuchter Vergewaltigung war dabei. All dies listete die Email auf

Auch in anderen Lokalen gab es Taschendiebstähle und Belästigungen. So sagte der Betreiber eines Innenstadtclubs sagt, er lasse bereits seit mehreren Monaten Asylbewerber nur noch zu bestimmten Veranstaltungen wie Reggae-Abenden ein. In einem anderem Lokal wurde die Einlasspolitik verschärft, nachdem Warnschilder in mehreren Sprachen nicht halfen. Die Studentendisko El.Pi, gibt nur noch einer kleinen Gruppe pro Abend Zugang.

"Wir haben den politischen Anspruch, ein weltoffener Club sein", sagt Michael Musiol vom Jazzhaus, man könne es aber „auch nicht so laufen lassen. Anspruch und harte Realität gehen da auseinander."

Der Betreiber der Diskothek Kagan sagt, dass viele Frauen sich direkt vor die Türe bringen lassen, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen und nicht mehr, wie früher, von Disko zu Disko ziehen.

Polizei hat "keine Zunahme von Straftaten" festgestellt

Das Dilemma ist, dass die Polizei in Freiburg keine Zunahme der Straftaten in diesem Bereich festgestellt haben will. Es seien jedoch mehr Taschendiebstähle registriert worden, weshalb die Polizei nachts in der Innenstadt mehr kontrollieren möchte.

Harry Hochuli, Leiter des Innenstadtreviers Freiburg-Nord geht davon aus, dass bei sexuellen Belästigungen die Dunkelziffer hoch sei und im Nachtleben vieles durch Freunde oder Türsteher geklärt werde. Was ihm aber auffällt: Die Zahl der Männergruppen, die nachts in der Stadt umherziehen, habe zugenommen, auch habe sich das Feier-Gebiet vergrößert. "Wenn viele an der Tür abgewiesen werden, werden sie aggressiv, und das Problem verlagert sich auf die Straße", so der Revierleiter. Deshalb sollen jetzt mehr Personenkontrollen erfolgen.

Auch schlägt Hochuli vor, dass die Clubs eine vor rund zehn Jahren mit Erfolg angewandte Hausverbots-Aktion wiederbeleben könnten: Damals hatten sich 30 Nachtgastronomen zur Kampagne vereint nach dem Motto: "Fliegst du einmal raus, kommst du nirgends mehr rein". Indem Hausverbote in Zusammenarbeit mit der Polizei automatisch für alle Clubs und Diskotheken galten, war es gelungen, Gewalttätigkeiten im Nachtleben einzudämmen.

Rechtlich ein schmaler Grat

Die Freiburger Clubs bewegen sich mit ihrer Politik auf einem schmalen Grat und könnten wegen des Rechts auf Gleichbehandlung von Migranten jederzeit wegen Diskriminierung verklagt werden. Und da müssten sie vor Gericht beweisen, dass sie nicht diskriminiert haben. "Ich bin ratlos, wir brauchen Hilfe von Fachleuten“, sagt dazu Alexander Hangleiter, Geschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in Freiburg, der die Club-Betreiber versteht, aber dieses Problem kommen sieht.

Der Freiburger Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach sieht in dem Zutrittsverbot eben jene Diskriminierung. Es könne nicht eine ganze Gruppe für das Fehlverhalten einiger weniger bestraft werden. Seiner Ansicht nach sei die große Mehrheit der 3.000 in Freiburg untergebrachten Migranten rechtstreue Menschen.

Beim White Rabbit ist der Eintritt jetzt nur noch über eine Clubkarte möglich, die laut Betreibern jeder erhalten kann, der Gewalt, Sexismus und Diskriminierung ablehnt, schreibt die Badische Zeitung.(rf)



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