Corona vor fünf Jahren: Lauterbach verlangt rasche Aufarbeitung nach der Wahl

Vor fünf Jahren gab es in Deutschland die ersten bestätigten Corona-Infektionen. Für Gesundheitsminister Lauterbach ist die Aufarbeitung nicht erledigt. Patientenschützer Eugen Brysch holt die damalige Lage in den Pflegeheimen wieder ins Bewusstsein und sagt: „Die Pandemie der Ungeimpften gab es nicht.“
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Die 2G-Regelung – Zutritt nur genesen oder geimpft – galt 2021. Hier ein Schild eines Ladengeschäftes in der Innenstadt in Frankfurt/Main.Foto: Julia Cebella/dpa/dpa
Epoch Times27. Januar 2025

Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert eine Aufarbeitung der Corona-Politik nach der Bundestagswahl. Der SPD-Politiker bezeichnete es im Deutschlandfunk als Fehler, dass dies nicht geschehen sei.

Die Aufarbeitung hätte die Ampelregierung leisten müssten. Sie bleibe dringend notwendig und müsse unmittelbar nach der Regierungsbildung erfolgen. Dies sei auch notwendig, um bei der Bevölkerung Bereitschaft zur Akzeptanz von Maßnahmen im Fall einer neuen Pandemie zu erreichen.

Lauterbach äußerte sich anlässlich der ersten bestätigten Corona-Infektionen in Deutschland vor fünf Jahren. Grundsätzlich wertete der Minister die vorsichtige Politik der Regierung als richtig.

Wir haben ganz klar mehr richtig gemacht.“

Auf eine neue Pandemie sei Deutschland heute auch technisch besser vorbereitet. Die Gesundheitsämter seien besser aufgestellt, die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangekommen. Es gebe ein Abwassermonitoring und Pandemie-Radar. Impfstoffe könnten schneller entwickelt werden.

Lauterbach zu Fehlern der Regierung

Als Fehler räumte Lauterbach die intensive und lange Schließung der Schulen ein. Man hätte hier etwas großzügiger und bei den Betrieben etwas strenger sein sollen.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte eine Aufarbeitung der Corona-Politik nach der Bundestagswahl verlangt – notfalls will er sie selbst in die Wege leiten.

„Wenn eine neue Regierung und ein neuer Bundestag sich dieser Aufgabe tatsächlich nicht widmen sollten, werde ich das tun“, sagte das Staatsoberhaupt dem Magazin „Stern“.

Aufarbeitung würde die Chance schaffen, Menschen zurückzugewinnen, die ihr Vertrauen in die Demokratie verloren haben oder zumindest daran zweifeln.“

Patientenschützer kritisiert Umgang mit Menschen in Pflegeheimen

Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, kritisiert den Umgang mit Menschen in Pflegeheimen während der Pandemie. „Pflegeheime waren die Corona-Brennpunkte und nicht die Brutstätten des Virus“, sagte Brysch den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Doch der Blick der Politik habe sich immer wieder auf die Situation in den Krankenhäusern gerichtet. Der Teil der Gesellschaft, „dessen Leib und Leben am stärksten durch das Virus bedroht waren“, sei vergessen worden.

Er erinnert daran, dass fast jeder zweite Corona-Tote hierzulande in einer Pflegeeinrichtung gewohnt habe. „Gelebt und gestorben wurde dort in Isolation und Einsamkeit.“

Brysch: Es gab keine „Pandemie der Ungeimpften“

Angehörigen und Besuchern sei der persönliche Kontakt zu ihren Liebsten lange verwehrt geblieben, führt Brysch aus. „In den rund 16.000 Pflegeeinrichtungen fehlte der Grundschutz, ein überzeugendes Testregime, zusätzliche externe Hilfskräfte und Ausweichquartiere im Falle eines Infektionsausbruchs.“

Auch die damals beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht habe „nur geschadet“. „Die Pandemie der Ungeimpften gab es nicht“, sagte der Patientenschützer.

Er fordert eine „lückenlose Aufarbeitung der Versäumnisse in der stationären Altenpflege“ – das sei „mehr als überfällig“, um daraus Lehren für zukünftige Pandemien zu ziehen.

„Es braucht endlich gesetzliche Vorgaben, medizinisch-pflegerisches Personal in pandemischen Lagen zwischen Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Diensten auszutauschen“, sagte Brysch den Funke-Zeitungen. (dts/red)

(dpa/red)



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