Chrupalla: „Es war ein Anschlag“ – Chronologie und Gewebeprobe
Tino Chrupalla fasst sich an den Oberarm. Plötzlich körperliche Probleme. Der Politiker gibt den anwesenden BKA-Beamten noch einen Hinweis auf zwei junge Männer in Schwarz. Dann bricht er zusammen. Personenschützer bringen ihn gestützt zum Polizeibus. Von dort geht es weiter in einen Krankenwagen, der mit Blaulicht und Martinshorn in die Klinik rast. Das ist im Grunde genommen der Vorfall aus Sicht des AfD-Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla und im Weiteren von Beobachtern des Geschehens.
Am Mittwoch, 11. Oktober, gab Tino Chrupalla nach weiteren vorliegenden Untersuchungsergebnissen eine Presseerklärung zu den Ereignissen von Ingolstadt ab. Zudem erklärte er bezüglich der Vorkommnisse um die Co-Vorsitzende der Partei, Alice Weidel: „Die Berichterstattungen mit Frau Weidel wurden natürlich in dem Kontext sicherlich zusammengefasst, stehen aber in keinem Zusammenhang – zumindest was wir aktuell wissen.“
Chrupalla: „Es gab einen Anschlag auf meine Person“
Eine von Chrupalla veranlasste pathologische Begutachtung mit Gewebeprobe bringt weitere medizinische Informationen über den Vorfall. Dennoch stehen laut dem AfD-Vorsitzenden noch weitere Untersuchungsergebnisse aus. Dabei handelt es sich den Angaben nach um weitere Ergebnisse der Gewebeproben oder die Untersuchungen an den Kleidungsstücken.
Die Kernaussage des AfD-Chefs zu den Ereignissen auf der Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt am 4. Oktober war eindeutig: „Insgesamt ist dieser Angriff auf mich als Anschlag zu werten. […] Hier geht es nicht nur um die Person Tino Chrupalla. Hier geht es für mich um eine Qualität, wie Politiker in diesem Land angegriffen werden – egal welcher Partei, das will ich ganz klar sagen.“
Auf Nachfrage eines Journalisten bezüglich einer unterschiedlichen Darstellung der Dinge durch die Staatsanwaltschaft, etwa, dass diese keinen Blutfleck erwähnt habe, sagte Chrupalla: Da sei er im Bereich der Vermutungen, in den er sich nicht begebe. „Ich habe Ihnen heute meine Sichtweise und Fakten genannt – und das sind Fakten. Auch die Aussagen der BKA-Leute, was den Blutfleck angeht, sind aufgenommen worden bei der Polizei.“ Chrupalla erklärte auch, dass die Polizei im Krankenhaus einen DNA-Abstrich an der Einstichstelle genommen habe. Zudem seien seine Jacke, Hemd und Unterhemd sichergestellt worden.
Chronologie des Ingolstadt-Ereignisses
Während seines Statements ging Chrupalla an mehreren Stellen auf den Ablauf der Geschehnisse in Ingolstadt ein. Hier eine Zusammenfassung der von ihm geschilderten Ereignisse in chronologischer Reihenfolge.
Chrupallas Schilderungen nach sei er „sehr ausgeruht und fit“ nach Ingolstadt gefahren. Fünf weitere Veranstaltungen hätten bis Samstag folgen sollen. Am Sonntag habe er noch den Wahlabend in München verbringen wollen, um am Montag wieder nach Berlin zu reisen.
Nach seiner Ankunft am Veranstaltungsort in Ingolstadt sei er aus dem Wagen ausgestiegen. Zeitnah hätten ihn mehreren Personen umringt und begrüßt. Unter anderem waren nach Chrupallas Aussage dabei die AfD-Kandidatin für den Bayernlandtag Katrin Ebner-Steiner, der AfD-Landtagsabgeordnete Martin Böhm und der österreichische Politiker und politische Kommentator Gerhard Grosz anwesend. Dann sei es zu Selfie- und Autogrammwünschen und weiteren Begegnungen mit Menschen gekommen. Zu diesem Zeitpunkt habe Chrupalla – auch nicht bei teilweise Umarmungen für Selfies – nichts festgestellt, auch keinen Einstich.
Nach etwa sieben, acht weiteren Minuten sei Chrupalla dann zur Bühne gegangen und „habe dann bemerkt, wie mein rechter Arm bis zum Ellbogen hart wurde und schmerzte“. Er habe auch einen Einstich „verspürt“, den er als „untypisch“ wahrgenommen habe. „Danach wurde mir auch relativ schnell schwindlig.“ Hinzu seien „Brechreiz und starke Kopfschmerzen“ gekommen. Chrupalla wandte sich an seinen Büroleiter, der ihn dann zusammen mit den BKA-Leuten hinter die Bühne gebracht habe.
Zuvor hatte Chrupalla bereits ausgeführt: „Nachdem dort mein Kreislauf versagt hat und ich mit Schwindel und Brechreiz zu Boden gegangen bin und mich das BKA geschützt und gestützt hat, wurde dort, vor Ort bereits, ein Blutfleck an meinem rechten Arm festgestellt.“ Dies hätten auch drei BKA-Leute gegenüber der Polizei bestätigt. Die BKA-Leute hätten der lokalen Polizei auch mitgeteilt, dass es sich hier wahrscheinlich um einen Tatort handle und man Tatortsicherungsmaßnahmen einleiten müsse.
Nach Chrupallas Aussagen sei die Einstichverletzung bereits im Krankenwagen festgestellt worden. Später sei die Verletzung auch in der Diagnose im Abschlussbericht des Krankenhauses festgeschrieben worden, so der AfD-Spitzenpolitiker. Hemd, Unterhemd und Jacke von Chrupalla wurden von der Polizei zur Untersuchung sichergestellt. Die Kleidungsstücke sollen sich noch in der forensischen Auswertung befinden. Ergebnisse lägen derzeit noch keine vor.
Bisherige Untersuchungsergebnisse um 4-Millimeter-Einstich
Nachdem Chrupalla am Donnerstag aus dem Krankenhaus entlassen worden sei, habe er sich am Freitag in das städtische Klinikum Dresden begeben. Dort habe er den gesamten Bereich des Einstichs entfernen und pathologisch untersuchen lassen. Die pathologische Auswertung ergab unter anderem, dass der „Einstich/Stichkanal (mindestens 4 mm)“ erreichte. Chrupalla erklärte, dass es sich daher nicht um den Stich einer „Biene, Wespe, Mücke“ gehandelt habe, wie teilweise spekuliert worden sei. Weitere Befunde der Blutuntersuchungen stünden noch aus. Auch weitere pathologische Untersuchungen seien noch ausstehend, unter anderem zu Partikeln, die im Einstich gefunden worden seien.
Chrupalla erklärte noch, dass er sich darüber informiert habe, dass, wenn man Gifte nachweise oder überprüfe, es teilweise Wochen dauere. Man müsse auch genau wissen, nach welchen Substanzen man suche. Eines konnte Chrupalla bereits zu einem der durchgeführten Tests sagen: „Quecksilber wurde nicht gefunden.“ Wie Chrupalle erklärte, habe er selbst auch weitere Blutproben an verschiedene Labore schicken lassen. Er erwähnte dabei, dass sich manche Tests erst nach drei bis vier Wochen durchführbar seien, „weil man erst dann im Blut nachweisen kann, um was für Substanzen es sich dabei handelt, um welche Infektionen es sich handel.“
Für sein psychisches Wohlbefinden habe er sich auch dafür entschieden, die sich „hart anfühlende“ Stelle am Einstichkanal aus seinem Körper entfernen zu lassen. Aus diesem Grund habe er auch weitere ärztliche Einschätzungen veranlasst.
Zu seinem Gesundheitszustand berichtete der Politiker, dass er sich „kräftemäßig bei 70 Prozent sehe“, dass es ihm morgens noch übel gehe und er unter Appetitlosigkeit leide. Dennoch hoffe er, sich auf einem „guten Weg der Besserung“ zu befinden.
Eine Journalistin fragte nach einer Äußerung der bayerischen AfD-Politikerin Katrin Ebner-Steiner, die von einem gescheiterten Attentat gesprochen habe und ob diese eine besondere Kenntnis des Motivs eines mutmaßlichen Täters habe. Chrupalla dazu: Das habe sie nicht. Er selbst habe solche Informationen nicht einmal. Allerdings: „Ob er gescheitert ist, das wissen wir ja noch nicht einmal“, meinte Tino Chrupalla nachdenklich.
Chrupalla-Gewebeprobe-Befund aus dem Klinikum in Dresden. Foto: Screenshot Youtube/AfD
Was ist los in diesem Land?
Tino Chrupalla sagte im weiteren Verlauf der Presseerklärung zudem: „Ich finde es einen Skandal, dass man sich als Opfer in eine Rechtfertigung begeben muss, weil Falschinformationen oder Weglassen von Informationen in den öffentlichen Aussagen zum Standard geworden sind.“ Er fragte in die Runde, wie es wohl gewesen wäre, wie die Medien reagiert hätten, wenn bei einer Person einer anderen Partei ein solcher Vorfall geschehen wäre.
Der Politiker sprach auch von anderen Vorkommnissen, die sich teils sogar im Bundestag zugetragen hätten. „Vielleicht haben wir eine andere Situation in Deutschland, was die Sicherheitslage angeht.“ Das betreffe nicht nur die AfD, obwohl sie diejenigen seien, die am meisten angegriffen werden. Chrupalla selbst berichtete von „privaten Angriffen, von Beschmierungen meines Wohnhauses x-mal, vom Anschlag auf mein Familienauto zu Hause, was abgebrannt wurde“. Chrupalla berichtete jedoch auch von „Beschmierungen von Bürotüren im Bundestag, der Vorsitzenden, von Beschmierungen der Autos im Bundestag, von den Vorsitzenden. Was nicht aufgeklärt wurde. Selbst im Bundestag kann man nicht sicher sein. Da müssen sie mal verstehen, was in den Personen, in den Menschen vorgeht.“ Der AfD-Politiker stellte die Frage: „Wo kann man eigentlich noch frei und öffentlich in diesem Land auftreten, ohne permanent die Angst, die Gefahr zu spüren, dass heute was passieren könnte.“
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