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Erdrutschsieg für ehemalige SED-Frau

CDU-Pleite in Bernburg: Linke-Kandidatin gewinnt OB-Stichwahl mit 69 Prozent

Die frühere anhaltinische Residenzstadt Bernburg an der Saale wird künftig nicht nur die erste weibliche Oberbürgermeisterin haben. Dr. Silvia Ristow wird auch die erste Amtsinhaberin aus der Linken in der Stadt sein. Die CDU verlor mehr als 2.000 Wähler in drei Wochen.

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Wie geht es weiter mit der CDU als Oppositionspartei?

Foto: Sean Gallup/Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Eine besonders schmerzhafte Pleite erlebte die CDU am Sonntag (17. 10.) bei den Stichwahlen zum Amt des Oberbürgermeisters in Bernburg an der Saale in Sachsen-Anhalt. Ihr Kandidat Thomas Gruschka konnte gegen seine Gegenkandidatin von der Linkspartei, Dr. Silvia Ristow, im zweiten Durchgang nur 3.149 Stimmen (30,6 Prozent) auf sich vereinen.
Obwohl Bernburg seit der Wende traditionell als Hochburg der Christdemokraten galt, konnte die Finanzdezernentin der Stadt, die 1982 in die SED eingetreten war und von dort in PDS und „Die Linke“ übernommen wurde, einen Erdrutschsieg landen.

FDP hatte Unionskandidaten unterstützt

Bei der letzten OB-Wahl im Jahr 2014 hatte der von den bürgerlichen Parteien nominierte, parteilose Amtsinhaber Henry Schütze bereits im ersten Wahlgang 73,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen und sich so seine Wiederwahl sichern können. Im Stadtrat ist die CDU mit 32 Prozent stärkste Kraft, die Linke landete dort 2019 mit 19,4 Prozent nur hauchdünn vor der FDP (19,2), die ebenso wie die CDU zur Wahl von Gruschka aufgerufen hatte.
Die Stichwahl offenbarte jedoch enorme Schwierigkeiten der Union, Wähler zu mobilisieren. Nach dem ersten Wahlgang lag Ristow mit 6.528 Stimmen (39 Prozent) zwar bereits vor dem Chef der Bernburger Freizeit GmbH, der auf 5.320 Stimmen (32 Prozent) gekommen war. Hinter ihnen landeten der parteilose frühere CDU-Politiker Kai Mehliß (2.449 Stimmen, 15 Prozent) und die Gastronomin Henriette Hellfritsch-Hüttl, die als erste Kandidatin der AfD in Bernburg überhaupt kommunal in Erscheinung trat und dabei auf 2.379 Stimmen (14 Prozent) kam.

CDU-Krise im Bund schlägt sich auch kommunal nieder

Während Ristow in der Stichwahl gegenüber dem ersten Wahlgang lediglich 617 Stimmen dazugewinnen konnte, konnte Gruschka nicht nur keine Nettozugewinne aus den Reihen der ausgeschiedenen Kandidaten verbuchen, sondern verlor sogar 2.171 eigene Stimmen. Die Wahlbeteiligung fiel auf knapp 38 Prozent.
Da CDU und FDP sich in der Stadtpolitik keine nennenswerten Skandale geliefert und auch die kommunalen Freizeiteinrichtungen, für die Gruschka zuständig war, die Corona-Krise hinreichend intakt überstanden haben, könnte sich die bundesweite Krise der Christdemokraten hier auf die kommunale Ebene durchgeschlagen haben.
Einen ähnlichen Effekt hatte es bereits 2016 gegeben, als der langjährige prominente Landespolitiker und Museumschef Jürgen Weigelt sein Direktmandat an die in Bernburg völlig unbekannte und auch bald aus der Partei ausgetretene AfD-Politikerin Sarah Sauermann verloren hatte. Im Juni gelang es dem CDU-Kandidaten Stefan Ruland noch, das Stimmkreismandat zurückzuholen. Das Bundestagsmandat verlor die Union im September im Wahlkreis Anhalt-Bitterfeld jedoch an die AfD.

Gysi kam persönlich zum Wahlkampf nach Bernburg

Ristow, die seit 1993 in der Stadtverwaltung tätig ist, unterstrich im Wahlkampf ihre langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik und nannte es als ihr Ziel, eine „lebenswerte Stadt über alle Lebensphasen hinweg“ zu gestalten.
Wie wichtig der zuletzt arg gebeutelten Linkspartei die Kommunalwahl in der früheren Residenzstadt des Herzogtums Anhalt war, zeigte der Umstand, dass sogar der langjährige Fraktionschef im Bundestag und Parteipromi, Gregor Gysi, im Wahlkampf persönlich nach Bernburg angereist war, um Ristow Schützenhilfe zu geben.

Kommentare

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Michael Bauervor 4 Jahren

Die Linken sind links, die CDU ist durch Merkel ebenfalls links, streitet diese allerdings ab. Wer will diese Lügner und Corona-Faschisten denn noch wählen? Und die Alternative wurde durch diese Regierung ebenfalls verhindert. Insofern kommt es wie perfide geplant.

Roland Müllervor 4 Jahren

Das gleiche Spiel wie in Graz. Eine Frau sagt, dass sie Politik für die Bevölkerung machen will und der Gegenkandidat sagt, dass er die Welt und seinen Futtertrog retten will.

Anonymousvor 4 Jahren

...und beide sind von beidem weit entfernt...

Reaktion 2021vor 4 Jahren

Herzlichen Glückwunsch. Ist bestimmt Putin Schuld dass das Ergebnis so ausgefallen ist.