Boris Palmer zu Shit-Storm: Linke Identitätspolitik spaltet uns und führt zum Trump-Phänomen
Der Grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat mit Kritik an der Auswahl von Werbeträgern der Bahn für Empörung gesorgt. Die Bahn zeigt auf ihrer Internetseite Bilder von Reisenden mit unterschiedlichen Hautfarben, unter anderem den dunkelhäutigen Sterne-Koch Nelson Müller und die türkisch-stämmige Moderatorin Nazan Eckes.
„Der Shitstorm wird nicht vermeidbar sein. Und dennoch: Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die „Deutsche Bahn“ die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat“, schrieb Palmer auf Facebook. „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“
„Rassismus andersherum“
Palmer aktualisierte später seinen Facebook-Post noch zweimal. Erst schrieb er: „Alle, die mich jetzt fragen, warum ich dieses Thema aufgreife, frage ich zurück: Wenn die Auswahl dieser Bilder vollkommen belanglos, normal, unbedeutend ist, warum regt ihr euch dann so auf?“
„Was wir hier diskutieren, ist Identitätspolitik. Und zwar von Rechts wie Links. Die einen sagen, man wisse nicht mehr, in welchem Land man lebt, die anderen bekämpfen alte weiße Männer. Und gemeinsam haben die Identitätspolitiker es ziemlich weit damit gebracht, uns zu spalten.“
Am Mittwoch erklärt Palmer seine Position noch in einem längeren Post. Heute sei es eine Pflicht als Unternehmen über Diversity und Gender nachzudenken. Man stelle sich nur fünf Bilder von Menschen vor, die allesamt weiß und in der Mehrheit männlich wären, so Palmer. Man würde leicht eine Diskussion über Rassismus und Machos auslösen.
„Sechs Bilder von Personen, die einen Migrationshintergrund haben, sind so wenig ein Abbild unserer Gesellschaft wie sechs Bilder von alten weißen Männern.“
Trump-Phänomen
Gleichzeitig warnte er vor einer trennenden Identitätspolitik. Die 30-jährige linke Identitätsideologie in den USA, bei der weiße Männer jahrelang diskriminiert wurden, hätten zum Trump-Phänomen geführt.
Die linke Identitätsideologie mit der These, der weiße Mann sei grundsätzlich privilegiert und dürfe auch Diskrimierung erfahren, würde Aspekte wie Alter und Krankheit ausblenden, die ebenfalls zur gesellschaftlichen Ausgrenzung führen könnten.
„Also, liebe Freunde von Vielfalt, Toleranz und Offenheit, denkt mal drüber nach, ob die tausenden von empörten, herabwürdigenden und niederträchtigen Kommentare….wirklich dazu beitragen, die Gesellschaft so zu formen, wie ihr sie gerne sehen wollt. Ich fürchte, das Gegenteil ist der Fall.“
Kritik auch aus eigenen Reihen
Viele Grüne kritisierten offen den Oberbürgermeister der schwäbischen Universitätsstadt. Daniel Lede Abal, der Tübinger Landtagsabgeordnete der Grünen, wies Palmers Post als „einfach völlig daneben“ zurück.
„Das ist das Deutschland, das dem Tübinger OB offenbar fremd geblieben ist“, erklärte er. „Wenn er als Oberbürgermeister mit so einer Stadtgesellschaft nicht zurechtkommt, sollte er sich jetzt überlegen, ob er Oberbürgermeister bleiben kann.“
Der nordrhein-westfälische Grünen-Politiker Ali Bas forderte auf Twitter: „Es wird Zeit den Hut zu nehmen, Herr #Palmer!“ Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, lobte die Kampagne demonstrativ: „Die Bahn ist für alle da, und dass sie mit Vielfalt wirbt, begrüße ich“, sagte er. „Es zeigt die gesellschaftliche Realität.“
Auch bei der SPD sorgte die Äußerung von Palmer für Kritik. „Bei der grünen Ich-AG Boris Palmer hat Diskriminierung immer Hochkonjunktur“, erklärte der baden-württembergische SPD-Generalsekretär Sascha Binder am Mittwoch in Stuttgart. Die Grünen und der Stuttgarter Ministerpräsident Winfried Kretschmann „haben eine offene Flanke am rechten Rand!“
„Kein Problem mit einer offenen und bunten Gesellschaft“
Auf ein Twitter-Posting der Deutschen Bahn-Pressestelle reagierte Palmer postwendend. Er habe „kein Problem mit einer offenen und bunten Gesellschaft“:
(dpa/nh)
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