Bauern leiden unter schlechtem Wetter: „Das ist kein Brotgetreide mehr“
Noch Anfang Juli hatten viele Bauern in Deutschland Regenfälle nach mehreren Wochen der Trockenheit und sommerlicher Temperaturen begrüßt. Mittlerweile ist bei vielen die Erleichterung jedoch in Beunruhigung umgeschlagen.
Zum Sommeranfang hatten sich Landwirte gegenüber dem NDR vor allem besorgt über das Schicksal des diesjährigen Weizens infolge der trockenen Phasen geäußert. Im Hinblick auf Raps und Mais war man entspannter – diese hätten eine größere Dürretoleranz. Nun sind es hingegen anhaltende Regenfälle ohne Trockenphasen, Kälte und wenig Sonnenschein, die das Getreide bedrohen.
Dauerregen schadet der Qualität der Ernte
Mittlerweile droht die Ernte von Weizen und Roggen aufgrund der Nässe zu einem Fiasko zu werden. Zahlreiche Bauern mussten die Getreideernte bereits unterbrechen. Die Körner sind zu feucht, selbst die teure Option, diese in speziellen Kammern zu trocknen, ist für viele Betroffene derzeit keine Option.
In Thüringen warnt der Bauernverband gegenüber dem MDR, dass sich „mit jedem Regenschauer die Qualität des Getreides“ verschlechtere. Vor allem der Weizen leide unter den Witterungsverhältnissen. Er soll in diesen Tagen gedroschen werden, doch vielerorts müssten die Mähdrescher unverrichteter Dinge in Hallen oder Höfen verharren. Einsätze seien lediglich in kurzen Trockenphasen möglich.
Je mehr die Backqualität mit jedem weiteren feuchten Tag abnehme, umso unbrauchbarer werde er als Brotweizen. Am Ende sei er nur noch als weniger gewinnträchtiger Futterweizen zu verwenden. Da die Preise stark schwankten, werde es für die Bauern auch immer schwieriger, ihre Erträge abzuschätzen.
Für viele Bauern ist auch die Trockenkammer keine Option mehr
Die Beschreibung bestätigt auch Christian Lohmeyer, niedersächsischer Landwirt und Funktionsträger der Freien Wähler. Er meldet sich auf Facebook mit einem emotionalen Video zu Wort, in dem er ein düsteres Bild vom Erntegeschehen zeichnet.
Der anhaltende Regen der vergangenen Wochen stelle die Landwirte in Niedersachsen vor Probleme, die weit über die üblichen Wetterschwankungen hinausgingen. Viele hätten ihre Getreideernte unterbrechen müssen, weil die Körner zu feucht seien.
Was die Situation in diesem Jahr von anderen unterscheide, sei, dass die Wetterkatastrophe mitten in die Ernte falle. Auch das teure und ertragsmindernde Trocknen ergebe wenig Sinn, da die verbleibenden Feldfrüchte nach wie vor dem Regen ausgesetzt blieben. Einige Bauern hätten in dieser Situation bereits mit der Strohernte begonnen, andere aber noch nicht einmal vollständig mit der Getreideernte.
Landwirt Lohmeyer kritisiert Vorgaben zur Flächenstilllegung
Vor allem qualitativ sieht es bezüglich der zu erwartenden Ernte schlecht aus, meint Lohmeyer:
Wenn man das Getreide sieht, dessen Qualität immer weiter absinkt, dann ist das kein Brotgetreide. Es eignet sich höchstens als Tierfutter.“
„In einem normalen Land“, so der Landwirt weiter, würde die Produktion „dann eben über den Trog erfolgen“. Aber selbst das werde abgeschafft, kritisiert Lohmeyer. Er nimmt Anstoß an politischen Vorgaben zur Flächenstilllegung, die in seinem eigenen Fall vier Prozent der Äcker beträfen.
Von der beabsichtigten Verordnung der EU zur Renaturierung drohen noch weitere Restriktionen für Bauern bezüglich der Bewirtschaftung von Ackerflächen.
Bauern dürfen dieses Jahr keinen weiteren Weizen auf Weizenflächen säen
Lohmeyer wirft der Ampelregierung in Anbetracht der prekären Lage für die Landwirte Untätigkeit vor. Er fordert, die Vorgaben zur Fruchtfolge angesichts des drohenden Verlustes der eigenen Broternte auszusetzen – zumal auch der Einsatz von Düngemitteln strikt reguliert werde.
Es wäre Bauern erlaubt, Hafer, Roggen und Gerste nach Weizen anzubauen, nicht aber erneut Weizen. Stattdessen dränge man Bauern zur Flächenstilllegung und importiere Getreide aus Ländern, die es selbst nötig hätten.
Der Landwirt zeigt sich verwundert, dass in dieser Situation nicht „die Alarmglocken angehen“. Die Verantwortlichen im Umfeld der Ampel „kapieren es nicht“, so Lohmeyer. Sie brächten „schlechtes Wetter nur mit Einbußen beim Urlaub in Verbindung, aber nicht mit schlechteren Lebensmitteln“.
„Weiter so“ nicht machbar
Bei Rentnern und „Hausbesitzern, denen man das Haus unter dem A**** wegreguliert“, komme es mittlerweile an, dass man sich ein „Weiter so“ nicht leisten könne. Sie bekämen nun als Erste zu spüren, was es bedeute, immer höhere Lebensmittelpreise zu haben. Lohmeyer äußert weiter:
Man sollte den Özdemirs & Co. verbieten, dass sie dieses Essen noch kaufen können.“
Was er verlange, sei nichts Ungewöhnliches, erst recht nicht in dieser Situation der Krise. Man wolle „einfach nur so reagieren können, wie es in der gesamten Menschheitsgeschichte die Landwirtschaft getan hat“.
Thüringen prognostiziert Minus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr
Der Vorsitzende des Bauernverbandes Nordostniedersachsen, Thorsten Riggert, erklärt gegenüber dem NDR, dass auch Biokartoffeln unter der Nässe litten. Es gebe Krautfäule. Allerdings dürften die Betriebe dagegen nicht mit chemischem Pflanzenschutz vorgehen.
Immerhin seien der Mais und die Zuckerrüben Nutznießer des Regens. In jedem Fall sei damit zu rechnen, dass sich in diesem Jahr die Erntezeit auf Mitte bis Ende August verschiebe. Im vergangenen Jahr sei die Ernte zum Teil bereits Ende Juli abgeschlossen gewesen.
In Thüringen hat das Statistische Landesamt bereits Prognosen bezüglich der zu erwartenden Getreideerträge abgegeben. Dort geht man für dieses Jahr von einer Erntemenge von 2,1 Millionen Tonnen aus. Das seien 12 Prozent oder 300.000 Tonnen weniger als im Mittelwert der Jahre 2017 bis 2022.
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