Aufregung um Gedenken an Hindenburg: Namensstreit auch auf Sylt entbrannt
Politiker wollen einen neuen Namen für den Sylter "Hindenburgdamm"–- der frühere Reichspräsidenten Paul von Hindenburg soll nicht weiter als Namensgeber für die Landverbindung nach Sylt dienen.

Der Hindenburgdamm ist die Landverbindung zur Insel Sylt.
Foto: dpa/dpa
Immer mehr Orte distanzieren sich vom früheren Reichspräsidenten der Weimarer Republik Paul von Hindenburg. In Lübeck etwa beschloss die Bürgerschaft erst in der vergangenen Woche, dass der Name „Hindenburgplatz“ aus dem Straßenverzeichnis verschwinden soll.
Nun soll auch die Landverbindung nach Sylt umbenannt werden. Dort ist die Politik jedoch uneins. Während SPD und Grüne den „Hindenburgdamm“ zwischen Festland und der Insel Sylt umbenennen wollen, sind CDU und FDP dagegen.
Der Grüne Landtagsabgeordnete Andreas Tietze sagte zur „Welt“: „Der frühere Reichspräsident ist unter dem Strich eine unrühmliche Person gewesen.“
CDU-Landtagsfraktionschef Tobias Koch hält dagegen: „Mit einer Umbenennung ist nichts gewonnen, aber die Chance der lehrreichen Auseinandersetzung vertan.“
Auch FDP-Kollege Christopher Vogt sieht „keinen Grund zur Umbenennung“ der Bahnstrecke nach Sylt. Der Name „Hindenburgdamm“ ist keine offizielle Bezeichnung des Bahndamms.
Paul von Hindenburg: Debatte um seine Rolle in der Geschichte
Das Ansehen von Hindenburg als erfolgreicher Feldherr ist aus Sicht von Historikern unstrittig. Der Umgang des gebürtigen Ostpreußen mit dem von ihm zunächst gering geschätzten Adolf Hitler ist hingegen bis heute Streitthema: Bis Ende Januar 1933 weigerte sich der frühere Generalfeldmarschall Hindenburg, den „böhmischen Gefreiten“ zum Reichskanzler zu ernennen. Dann ernannte er den NSDAP-Chef doch und gab ihm noch freie Hand.
Manche sehen Hindenburg deshalb als Wegbereiter des Holocausts. Andere wollen ihn wegen der Verdienste um Kaiserreich und Weimarer Republik ehren.
Deutsche Bahn: Hindenburgdamm heißt gar nicht Hindenburgdamm
Der Sprecher der Deutschen Bahn, Egbert Meyer-Lovis, weist gegenüber der „Welt“ darauf hin, dass die Bahnverbindung nach Westerland gar nicht „Hindenburgdamm“ heiße. Vielmehr sei sie unter ihrer Streckennummer „1210“ bekannt.
Die Bezeichnung „Hindenburgdamm“ sei auf eine entsprechende Wortwahl des damaligen Reichsbahn-Generaldirektors Julius Dorpmüller bei der Eröffnungszeremonie am 1. Juni 1927 zurückzuführen – eine Veranstaltung, an der Reichspräsident Hindenburg persönlich teilgenommen hatte.
Andere Quellen behaupten, dass die Sylter Bürger selbst es gewesen seien, die den Begriff geprägt hätten. Genau lasse sich das nicht mehr feststellen. Sicher sei nur, dass der Hindenburgdamm offiziell nicht Hindenburgdamm heiße, sondern namenlos sei. Eine Umbenennung könnte also schwierig werden, so Meyer-Lovis. (ma)
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