Auch leitende Kleriker missbrauchten Kinder – Strafverfahren wurden oft eingestellt
Unter katholischen Kirchenleuten, die Kinder missbraucht haben sollen, waren nach einem Medienbericht auch Kleriker mit Leitungsfunktion. Das geht laut der „Zeit“ aus einer ihr vorliegenden Studie hervor, die von der Deutschen Bischofskonferenz demnächst veröffentlichen werden soll. Demnach hatten von 1670 Beschuldigten 164 (9,6 Prozent) zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens ein höheres Kirchenamt inne. 36 der Beschuldigten (2,2 Prozent) bekleideten ein solches Amt vor und nach der angeschuldigten Ersttat.
Belegen können die Forscher dem Bericht zufolge, dass mutmaßliche Täter aus der unteren Kirchenhierarchie – etwa beschuldigte Priester – später in höhere Posten aufstiegen. Bei 110 Beschuldigten (6,6 Prozent) war ein höheres Kirchenamt nicht vor, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nach der angeschuldigten Ersttat verzeichnet.
Die Studie belegt laut „Zeit“ ferner, dass Strafverfahren gegen mutmaßliche Täter aus der katholischen Kirche überproportional oft eingestellt wurden. Bei Kirchenvertretern waren es 67,1 Prozent der Verfahren, bei vergleichbaren Fällen in Schulen und Sportvereinen nur 20,5 Prozent. Als Hauptgrund wird Verjährung genannt: 46,6 Prozent der Verfahren gegen Kleriker wurden deswegen eingestellt, in der Vergleichsgruppe war dies nur bei 3,8 Prozent der Fall. Entsprechend wurden mutmaßliche Täter aus der Kirche seltener verurteilt: Bei Klerikern betrug die Verurteilungsrate 30,9 Prozent, in der Vergleichsgruppe 67,9 Prozent.
Teile der Studie waren bereits von „Spiegel“ und „Zeit“ publik gemacht geworden. Für den Zeitraum von 1946 bis 2014 wurden demnach sexuelle Vergehen an 3677 überwiegend männlichen Minderjährigen protokolliert. Insgesamt 1670 Kleriker hätten diese Taten begangen. 4,4 Prozent aller Kleriker der deutschen Bistümer waren demnach mutmaßlich Missbrauchstäter.
Auch weltweit ist der Missbrauch ein Dauerthema für die katholische Kirche. Papst Franziskus hat für Februar die Chefs aller nationalen Bischofskonferenzen zu einem Gipfeltreffen zusammengerufen. (dpa)
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