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Impfgegner

Zu viele medizinische Skandale: Franzosen skeptisch gegenüber Corona-Impfung

„Im Moment ist Frankreich nicht bereit, eine Massenimpfung zu akzeptieren“, erklärte Stéphane Paul, Immunologe an der Universitätsklinik Saint-Etienne und Mitglied des Covid-Impfstoffkomitees. Was ist der Hintergrund für die weit verbreitete Skepsis?

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Eine Mitarbeiterin lagert Kisten mit Pfizer-BioNTech Covid-19-Impfstoffen in einem Ultratiefkühlschrank in der AP-HP-Zentralapotheke am Rande von Paris am 26. Dezember 2020 ein, bevor sie zu Krankenhäusern in Sevran und Dijon transportiert werden.

Foto: STEPHANE DE SAKUTIN/POOL/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

In Frankreich wollen sich nur 28 Prozent der unter 35-Jährigen impfen lassen. In der Opposition ist der Anteil der Impfgegner am höchsten und liegt zwischen 68 (Le Pen-Anhänger) und 59 Prozent (Linke-Anhänger von Jean-Luc Mélenchon), berichtet das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).
Stéphane Paul, Immunologe an der Universitätsklinik Saint-Etienne und Mitglied des Covid-Impfstoffkomitees, erklärt in „Liberacion“: „Im Moment ist Frankreich nicht bereit, eine Massenimpfung zu akzeptieren.“
Frankreich bestellte Impfdosen, um 100 Millionen Menschen zu impfen (bei einer Einwohnerzahl von rund 66,9 Millionen Menschen). In der ersten Phase sollen bis zu 1 Million Menschen im Alter von 75+ geimpft werden – vor allem Bewohner von Altenheimen, sowie das Gesundheitspersonal, das sie pflegt. Das soll bis Mitte Februar andauern. Anschließend kommen andere für den Impfstoff in Frage, sie werden brieflich benachrichtigt.
Die Gesundheitsbehörde (Haute Autorité de santé) empfiehlt den Impfstoff derzeit nicht für Schwangere und Menschen mit allergischen Reaktionen. Auch Personen, die bereits Covid-19 hatten, müssen nicht geimpft werden, da sie eine natürliche Immunität entwickelt haben werden.

Meinungsforscher: Die Menschen sind skeptisch

Was ist der Hintergrund für die weit verbreitete Skepsis? Dem Meinungsforscher Edouard Lecerf zufolge bestehe diese generell „gegenüber allen Entscheidungen, die von oben kommen“: Nur 35 Prozent der Franzosen finden, dass ihre Regierung die aktuelle Gesundheitskrise gut gemeistert habe – gegenüber 63 Prozent der Deutschen und 50 Prozent der Italiener, so das RND.
Frankreichs erste Dosen des Pfizer-BioNTech-Coronavirus-Impfstoffs wurden am frühen Morgen des 26. Dezember 2020 in die Zentralapotheke des Pariser Krankenhaussystems außerhalb der Hauptstadt geliefert, wie ein AFP-Journalist beobachtete. Ein Kühl-LKW brachte die rund 19.500 Dosen von der Pfizer-Fabrik in Puurs, im Nordosten Belgiens, nach Paris, sagte die Krankenhausbehörde APHP der Hauptstadt.
Einer von drei Franzosen gab in einer Studie vom Juni 2019 an, Impfstoffe für unsicher oder unwirksam zu halten. Weniger als die Hälfte der Franzosen will sich an der Impfkampagne, die am Sonntag zunächst in Altenpflegeheimen in Dijon und Sevran bei Paris begonnen hat, beteiligen.

Medizinische Skandale machen vorsichtig

Zum anderen könnte nach Meinung des RND eine Ursache darin liegen, dass in Frankreich eine Reihe medizinischer Skandale publik wurden. In den 80er Jahren kam es zu massenhaften Infektionen von Patienten mit HIV durch kontaminierte Blutkonserven.
In einem anderen Fall wurde der große französische Pharmakonzern Servier zur Verantwortung gezogen, weil eines seiner Medikamente mit dem Namen „Mediator“ zum Tod von bis zu 2.100 Menschen führte. Ihm wurde vorgeworfen, wissentlich das Arzneimittel vertrieben zu haben.
2009 bestellte das französische Gesundheitsministerium Medikamente gegen die Schweinegrippe – und hatte 70 Millionen Impfdosen über. Die Bevölkerung warf daraufhin der Regierung vor, vor allem die Pharmaindustrie „mästen zu wollen“. Als die Anzahl der Pflichtimpfungen für Kinder von drei auf elf im Jahr 2018 heraufgesetzt wurden, kam der Vorwurf erneut auf. (ks)

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