Wochenrückblick: Herbststrom mit Herbstlaub und Katastrophales Bildungsniveau
Herbststrom
36.000 Tonnen Herbstlaub sammelt sich alljährlich auf den 5.500 Kilometern Straße in Berlin. Das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie untersuchte nun, ob sich diese Mengen aus Sicht von CO₂-Emissionen besser für die Energie- statt Kompostgewinnung eignen. Die Forscher kamen zu dem klaren Ergebnis: Bei der Kompostierung fällt mehr CO₂ an. Würde das Laub über den Zwischenschritt Biogas fermentiert und in Blockheizkraftwerken verwertet, dann könnten zudem 7,6 Tonnen den durchschnittlichen Jahresstromverbrauch einer Person decken. Berlins Laub könnte also 4.800 Menschen versorgen. Die Situation dürfte in der Praxis komplexer sein, denn eine ökonomische Bewertung, um beispielsweise die Biogasanlagen auf die Laubvergärung umzustellen, steht noch aus.
110 Milliarden Euro verloren
Der massive Anstieg der Energiepreise kostet Deutschland fast 110 Milliarden Euro an verlorenem Realeinkommen. Das hat das Ifo-Institut errechnet. Daher gibt es bei Tarif- und Gehaltsverhandlungen künftig weniger zu verteilen, meinen die Münchner Ökonomen. Laut ihrer Einschätzung wird der Realeinkommensrückgang auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Sie prognostizieren auch weiterhin hohe Energiepreise, weil Russland als Lieferant wegfällt. Auch werde Deutschland weiterhin abhängig von importierter Energie sein.
612,6 Millionen Euro für Ahrtal-Aufbau
Die Europäische Union unterstützt den Wiederaufbau des durch die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr zerstörten Ahrtals mit 612,6 Millionen Euro. Das Geld stammt aus dem EU-Solidaritätsfonds. Wassermassen zerstörten Mitte Juli 2021 Dutzende Städte und Dörfer. Laut EU starben 296 Menschen. Den Gesamtschaden schätzte die Regierung auf 29,2 Milliarden Euro. Die Kosten der durch die EU förderfähigen Maßnahmen belaufen sich auf knapp 4,9 Millionen Euro.
Türkei blockiert NATO-Erweiterung
Die Türkei blockiert weiterhin den Beitritt von Schweden und Finnland in die NATO. Hauptgrund ist eine angebliche Unterstützung der syrischen Kurdenmiliz YPG durch die beiden skandinavischen Länder. Die türkische Regierung sieht die Miliz als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK an, die als Terrororganisation gilt. Die Türkei fordert unter anderem die Auslieferung von mehr als 70 Menschen aus Schweden. Ein Besuch von Schwedens neuem Regierungschef Ulf Kristersson hat keine Bewegung in die zähen Verhandlungen gebracht. Es seien noch viele Schritte nötig, hieß es aus Ankara. Ungarn blockiert die Norderweiterung der NATO ebenfalls. Allerdings wird erwartet, dass das Land mit der Ratifizierung im Dezember so weit sein wird und keine Bedingungen stellen wird.
Mauterhöhung ausgebremst
Eine Erhöhung der Maut-Gebühr für Lkw ist vorerst vom Tisch. Wie der in Frankfurt/Main ansässige Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung mitteilt, hat der Verkehrsausschuss des Bundestages den Beschluss zu einer Gesetzesänderung von der Tagesordnung genommen. Damit ist eine geplante Anhebung der Abgabe zum 1. Januar 2023 nicht mehr möglich, sagt BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt. Eine umfassende Mautreform solle 2024 auf den Weg gebracht werden. Dabei müsse auch die im Koalitionsvertrag versprochene Regelung zur Vermeidung einer doppelten Anlastung des CO₂-Preises über den Dieselpreis und zusätzlich über die Lkw-Maut berücksichtigt werden.
Katastrophales Bildungsniveau
Als „Katastrophe“ bezeichnet Olaf Köller, Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz, das Bildungsniveau von Schülern. Ob Lesen, Rechnen oder Schreiben – insgesamt habe sich das Niveau auf Pisa 2000 zurückentwickelt. Laut IQB-Bildungstrend erreicht ein Fünftel der Mädchen und Jungen nicht einmal den Mindeststandard. Es gibt große Risikogruppen, die weder lesen noch schreiben noch rechnen können, sagt Köller. Der Trend war vor der Pandemie schon rückläufig. So ist eine „deutliche Zunahme“ von Schülern mit Migrationshintergrund zu verzeichnen, darunter viele Flüchtlinge. „Dem System ist es den letzten zehn Jahren offensichtlich nicht gelungen, darauf mit den entsprechenden Förderprogrammen zu antworten“, lautet das Fazit des Bildungswissenschaftlers.
Fat-Test-Dummys
Weil immer mehr Menschen in Europa übergewichtig sind, hat die Autoindustrie reagiert und nutzt nun auch Crashtest-Dummys, die bis zu 124 Kilo auf die Waage bringen. Das entspricht einem Body-Mass-Index von 135. Die Experten des europäischen Verkehrssicherheitsprogramms „Euro NCAP“ befürchten nämlich, dass die Testergebnisse mit den schlankeren – nur bis zu 98,5 Kilogramm schweren – Dummys verfälscht werden könnten.
Virtuelle Irrwege
Wer sich mit digitaler Unterstützung auf Wandertour durch Wälder begibt, kann durchaus auch mal in die Irre geführt werden. So geht es für Naturfreunde auf offiziell nicht ausgewiesenen Pfaden gelegentlich auch querfeldein, weil diese Wege in Apps eingetragen sind. Dabei dringen sie dann zum Beispiel in Ruhezonen von Tieren vor. Der Nationalpark Harz will diesem „beträchtlichen Problem“ nun Herr werden – und dafür digitale Technik nutzen. Dabei werden die offiziellen Touren, die auf der eigenen Internetseite veröffentlicht sind, in den Wanderapps veröffentlicht und die von Fremden eingetragenen illegalen Routen gelöscht.
Fußball-Spitzen
FC Bayern, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und RB Leipzig haben es ins Achtelfinale der Champions League geschafft. Die Auslosung in Nyon bescherte den deutschen Mannschaften Topgegner. So trifft der FC Bayern auf Paris St. Germain mit Neymar, Messi und Mbappé. Borussia Dortmund spielt gegen den FC Chelsea. Eintracht Frankfurt hat den italienischen Tabellenführer SSC Neapel als Gegner und RB Leipzig trifft auf Pep Guardiolas Manchester City.
Ukraine enteignet fünf Konzerne
Die Ukraine enteignet „strategisch wichtige“ Unternehmen, um sein Militär zu versorgen. Betroffen sind der Öl- und Gaskonzern Ukrnafta, Flugzeughersteller Motor Sitsch, Reaktorhersteller Saporoschtransformator, Lkw-Hersteller Awtokras und das Ölraffinerieunternehmen Ukrtatnafta. Ihre Vermögenswerte sollen künftig vom Verteidigungsministerium verwaltet werden. „Diese Unternehmen müssen rund um die Uhr für die Verteidigungsbedürfnisse des Staates arbeiten“, erklärt der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmygal.
Der digitale Kranke
Seit 2021 müssen die gesetzlichen Krankenkassen eine elektronische Akte anbieten. Nur 556.000 der insgesamt 74 Millionen gesetzlich Versicherten entschieden sich jedoch bisher aktiv für eine elektronische Akte. Gesundheitsminister Karl Lauterbach geht das zu langsam. Künftig soll ein Opt-out-Verfahren gelten: Nur wer widerspricht, soll keine digitale Patientenakte erhalten. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll zeitnah vorgelegt werden. Die Nutzung soll „der Regelfall“ werden. Zuständig ist die Firma Gemantik, die über arvato Systems mit dem Bertelsmann-Konzern verbunden ist und die zentralen Telematikinfrastruktur für das Gesundheitswesen entwickelt. In der Bevölkerung ist die Akte umstritten, jeder Fünfte will sie nicht nutzen.
Streit im Mittelmeer
Italien fordert, dass die Flaggenstaaten von Schiffen, die Migranten im Mittelmeer aufnehmen, anschließend wenigstens teilweise die Verantwortung für die Personen übernehmen. Seit dem 27. Oktober kamen mehr als 6.200 Menschen an, vor der Küste warteten auf See bis vor Kurzem zwei norwegische und ein deutsches NGO-Schiff. Die italienische Regierung ließ nur Krankheitsfälle und Minderjährige an Land. Nach zwei Tagen Warten vor der Küste durften die Menschen von Bord: Die Gesundheitsbehörden entschieden, dass sie aus humanitären Gründen an Land dürfen.
Teurer Sammelrausch
Sein Sammelrausch kam einen Rentner teuer zu stehen. Weil ihn Zollbeamte am Grenzübergang Rheinfelden-Autobahn statt des erlaubten Kilos mit seiner drei Kilogramm schweren und überwiegend aus Steinpilzen und Pfifferlingen bestehenden Ausbeute erwischten, musste der 80-Jährige 200 Euro Strafe zahlen. Von der rechtlichen Regelung will er nichts gewusst haben. Der Zoll beschlagnahmte die Pilze und vernichtete sie nach der Begutachtung durch einen Fachmann, da sie bereits zu verfallen begannen.
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