Wochenrückblick: Das UN-Hilfswerk und die Hamas sowie Bezahlkarte statt Bargeld (Teil 1)

Hat eine Taube spioniert? Der Huthi-Sprecher, der Chinas Militärakademie absolvierte. Und die neue Miss Japan stammt aus der Ukraine. Und ein Ableger der türkischen AKP-Partei bei der Europawahl. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, hier Teil 1.
Flammen und Rauch sind zu sehen, als Häuser während eines Waldbrandes in Chile niederbrennen.
Bei schweren Waldbränden in Chile sind mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen. Die Forstbehörde registrierte im ganzen Land 143 Brände auf einer Fläche von rund 21.000 Hektar, knapp 1000 Häuser wurden beschädigt. Es wurde der Ausnahmezustand in den betroffenen Gebieten verhängt. Es bestehe der Verdacht, dass zumindest einige der Brände absichtlich gelegt worden seien, sagte Innenministerin Tohá.Foto: Cristobal Basaure Araya/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
Von 4. Februar 2024

Ein kurioser Strafzettel

Ein ungewöhnlicher Strafzettel: Weil er einen regulären Parkschein gelöst hatte, statt eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe zu legen, bekam ein Autofahrer in Voitsberg ein Knöllchen. Eigentlich parken Autofahrer an der Stelle gebührenfrei drei Stunden mit Parkscheibe. Als die Stadt im Frühjahr 2020 ihre Parkraumbewirtschaftung änderte, wurden sämtliche Automaten mit Klebeband und Hinweisen überklebt. Eigentlich sollten diese auch schon längst abgebaut sein. Unklar ist, warum der Parkscheinautomat überhaupt noch funktionierte und der Hinweis auf dem Automaten fehlte. Für den auswärtigen Autofahrer gab es ein kleines Happy End – er musste seinen Strafzettel nicht zahlen. Die Strafe wurde in eine Ermahnung umgewandelt, schreibt die „Kleine Zeitung“.

Bezahlkarte statt Bargeld

Die Bezahlkarte für die Auszahlung staatlicher Leistungen für Asylbewerber soll nach Angaben von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) bundesweit eingeführt werden. Das teilte er als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch in Wiesbaden mit. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gehen beim Vergabeverfahren für die Einführung einer Bezahlkarte eigene Wege. Die Karte habe sich bewährt, so das Fazit aus einem Modellprojekt in den beiden Thüringer Landkreisen Eichsfeld und Greiz. Seit Dezember 2023 erhalten Asylbewerber in Greiz das Geld für Sachleistungen nicht mehr bar auf die Hand, sondern per Geldkarte. Damit sind Einkäufe nur in Geschäften in der unmittelbaren Umgebung möglich. Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind ausgenommen. Einige Migranten, vor allem aus dem Westbalkan, seien mit Start der Karte in ihre Herkunftsländer zurückgereist, sagt der Eichsfelder Landrat Werner Henning.

Hat die Taube spioniert?

Weil sie angeblich auf Spionagemission unterwegs war, hat eine Taube in Indien acht Monate in Polizeigewahrsam festgesessen – nun ist sie wieder frei. Sie sei in einem Hafen von Mumbai mit „chinesischen Schriftzeichen“ auf ihren Flügeln entdeckt, wurde unter Spionageverdacht „festgenommen“ und für die Dauer von Ermittlungen in einer Tierklinik festgesetzt worden. „Die Polizei hat einen Fall von Spionageverdacht gegen die Taube eröffnet. Aber nach Ende der Ermittlungen wurde die Klage fallengelassen“, hieß es in der „Times of India“. Lokale Medien berichteten, die Taube sei gesund und munter davongeflogen. Es ist nicht der erste Verdachtsfall dieser Art in Indien. Beamten fanden 2016 nahe der Grenze zu Pakistan eine Taube mit einer Drohnachricht für Ministerpräsident Narendra Modi.

Dachziegel mit Wachsmotor

Neue Dachziegel können bei hohen Außentemperaturen kühlen und bei Kälte wärmen. Der Strombedarf für das Kühlen von Häusern sinkt demnach um das 3,1-Fache, jener für das Heizen um das 2,6-Fache. Entwickelt haben die Ziegel Forscher der University of California Santa Barbara. „Je nach der Temperatur, die der Ziegel hat, wechselt er vom Kühl- zum Heizzustand und umgekehrt“, so Charlie Xiao und sein Kollege Bolin Liao. Die Ziegel sind mit einem Wachsmotor ausgestattet, der auf die Außentemperatur reagiert. Basierend auf der Volumenänderung des Wachses wird Druck erzeugt, der mechanische Teile bewegt und Wärmeenergie in mechanische Energie umwandelt. Darüber werden Lamellen an der Oberseite der Ziegel bewegt, die sich je nach Außentemperatur öffnen oder schließen.

„Letzte Generation“ ändert Strategie

Die „Letzte Generation“ hat ein Ende der Straßenblockaden angekündigt. Künftig will sie auf andere Weise protestieren, „unignorierbar wird es aber bleiben“. Die Gruppe will ab März „zu ungehorsamen Versammlungen im ganzen Land“ aufrufen. Damit beginne „eine neue Ära unseres friedlichen, zivilen Widerstandes – das Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden endet damit“. Künftig sollen zusätzlich Politiker vor laufenden Kameras zur Rede gestellt werden. Zudem will die Gruppe verstärkt „Orte der fossilen Zerstörung“ für ihren Protest aufsuchen, also zum Beispiel Öl-Pipelines oder Flughäfen.

Als Frontmann der Dire Straits wurde Mark Knopfler berühmt. Er gilt als einer der versiertesten Gitarristen. Jetzt aber trennt er sich von einem Großteil seiner Instrumente. Christie’s versteigert am 31. Januar 2024 mehr als 120 Gitarren und Verstärker aus seiner 50-jährigen Karriere. Hier ein Mitarbeiter des Auktionshauses mit einer durchsichtigen Dan-Armstrong-Ampeg-E-Gitarre (Mindestpreis 2.500 bis 4.000 Britische Pfund). Foto: Leon Neal/Getty Images

KP China trainierte Huthi-Militär

Der Sprecher der Huthi-Rebellen, Brigadegeneral Yahya Sarie, ist auch bekannt als Yahya Saree oder Ye Haiya. Am 21. Januar veröffentlichte das chinesische Internetportal „NetEase“, dass Yahya „in China studiert hat, Chinesisch kann und die Shijiazhuang Army Academy absolviert hat“. Auf Weibo meinten User, dass er im Ausland studiert habe – unter anderem fortgeschrittene Militärtechnologie –, talentiert in Literatur und Kampfkünsten sei, gut aussehend sei und großes Interesse an der chinesischen Kultur habe. Viele Militärakademien in China würden ausländische Studenten, Soldaten oder Diplomaten ausbilden, so Su Ziyun, Direktor des taiwanischen Instituts für nationale Verteidigungsstrategie und -ressourcen. Laut Su Ziyun habe Brigadegeneral Yahya die „Kunst des Krieges“ gelernt – den Militärklassiker des chinesischen Militärstrategen Sun Tzu. Doch vermutlich habe er „Kunst des Krieges“ nicht durchgelesen und sein Vorgehen – die Angriffe der Huthi auf die Schifffahrt – nicht wirklich durchgerechnet. Denn „wenn die Rohölexporte der arabischen Länder betroffen sind, wird ihre Wirtschaft leiden, und das wird auch dem Jemen und der Hamas schaden.“

UN-Hilfswerk und die Hamas

Vielen Mitarbeitern des UNRWA (Palästinenser-Hilfswerk der UN) wird vorgeworfen, in den Überfall der terroristischen Hamas auf Israel involviert zu sein – in der Wochenmitte wurde von rund zehn Prozent gesprochen. Anhand von Handydaten und Textnachrichten zeigte sich beispielsweise, dass ein Mitarbeiter aufgefordert worden sei, raketengetriebene Granaten aus seinem Haus zu dem Massaker mitzubringen. Ein anderer sei an der Entführung einer Frau aus Israel beteiligt gewesen, ein weiterer an einem Massaker in einem Kibbuz. Einige der Beschuldigten gehören der Hamas an, andere dem Islamischen Dschihad. Deutschland und andere Länder haben ihre Zahlungen an das UNRWA eingestellt – das reguläre Budget lag 2022 einschließlich verschiedener Projekte bei 1,1 Milliarden Euro. Größte Geldgeber waren 2022 die USA (320 Mio. Euro) und Deutschland (rund 190 Mio. Euro). Von der EU kamen über 100 Millionen Euro; weitere große Geldgeber sind beziehungsweise waren Schweden, Norwegen und Japan.

Vergeigte Handball-EM

Der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, Bob Hanning, vergab nach dem Aus der deutschen Handballer bei der Europameisterschaft zwei unterschiedliche Noten. „Die Stimmung in den Arenen war prächtig. Atmosphärisch und organisatorisch war das Turnier eine glatte 1.“ Die sportlichen Leistungen benotete er weniger gut und gab der DHB-Auswahl die Schulnote 4. „Unterm Strich stehen vier Siege bei vier Niederlagen und einem Remis. Zieht man den Heimvorteil ab, bleibt nicht sehr viel. Mit Verlaub: Einen Sieg gegen Nordmazedonien abzufeiern, ist legitim. Im Prinzip [ist es] aber so, als wenn Bayern Münchens Fußballer gegen Cottbus gewinnen.“ Die Handballer verspielten das direkte Olympiaticket für Paris und verloren den Kampf um Platz drei gegen Schweden. Wie bei der Heim-WM 2019 gingen die deutschen Handballer als Vierter leer aus.

Italienische Mafia in Deutschland

519 Mitglieder der ‘Ndrangheta, 134 der Cosa Nostra, 118 der Camorra: Laut dem Bundeskriminalamt lebten in Deutschland im Jahr 2022 dauerhaft 1.003 Mitglieder der italienischen Organisierten Kriminalität. Die Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 87. Meist seien sie in der Gastronomie, im Lebensmittelhandel und im Kfz-Gewerbe tätig. Straftaten würden mit illegalen Betäubungsmitteln sowie durch Geldwäsche und Steuerbetrug begangen, hieß es. Es wurden kriminelle Erträge von rund 2,3 Millionen Euro festgestellt, davon aber nur rund 683.000 Euro sichergestellt. Zur Zahl der Straftaten der Mafia und die Höhe der tatsächlichen Gewinne macht das Innenministerium keine Angaben.

Aktivisten von Verdi, AWO, dem Paritätischen und Greenpeace paddeln in der Spree. Demonstriert wird für eine schnelle Einführung des Klimagelds.

Etwa 60 Menschen, organisiert von Verdi, AWO, dem Paritätischen und Greenpeace, paddelten am 30. Januar in der Spree. Sie demonstrierten für eine schnelle Einführung des Klimageldes. Von den 60 Teilnehmern paddelten 40 im Wasser und die anderen hielten sich in Kanus auf. Es sei alles friedlich verlaufen. Die Wasserschutzpolizei sei mit zwei Jetskis im Einsatz gewesen, hieß es weiter. Die Spree wurde in dem Bereich zwischen 09:20 Uhr und circa 11 Uhr gesperrt. Foto: Britta Pedersen/dpa

„Mensch ärgere dich nicht“

„Mensch ärgere dich nicht“ ist eines der erfolgreichsten Gesellschaftsspiele überhaupt. Jetzt wird es 110 Jahre alt. 100 Millionen Exemplare wurden nach Angaben von Schmidt Spiele mit Sitz in Berlin bisher verkauft. Vermutlich hat jeder Haushalt in der einen oder anderen Form ein „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel. Der Erfinder war Josef Friedrich Schmidt. Der Durchbruch kam 1914 mit dem Ersten Weltkrieg: Schmidt schickte 3.000 Exemplare an Lazarette, wo verwundete Soldaten das Spiel lieben lernten und später mit nach Hause zu ihren Familien nahmen.

KaDeWe-Gruppe hat Insolvenz angemeldet

Die KaDeWe-Gruppe mit den Luxuskaufhäusern KaDeWe (Berlin), Oberpollinger (München) und Alsterhaus (Hamburg) hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der Häuser gehe aber weiter, teilte das Unternehmen mit. Beantragt ist ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Die Mieten machten „ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“, hieß es. Die Insolvenz des Handelsunternehmens The KaDeWe Group GmbH folgt kurz nachdem das Signa-Firmengeflecht des österreichischen Investors René Benko in Schieflage geraten war. Signa ist an der KaDeWe-Gruppe beteiligt. Die KaDeWe-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von knapp 728 Millionen Euro – ein Plus von fast 24 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019. Der Chef der Handelsberatung BBE schätzt die Mietbelastung je nach Standort auf 13 bis 20 Prozent des Umsatzes.

„Trop is te veel“

„Trop is te veel“ – so lautet die Übersetzung des Protestmottos deutscher Landwirte „Zu viel ist zu viel“ auf Belgisch. Nach den deutschen und französischen, polnischen, rumänischen und niederländischen Landwirten protestieren nun auch wallonische Landwirte. Sie wollen Bürger und Politiker auf ihre Situation aufmerksam machen – ebenso wie Landwirte anderswo – gegen steigende Produktionskosten und sinkende Preise für ihre Produkte. Unterstützt vom wallonischen Landwirtschaftsverband FWA fordern sie eine gründliche Überprüfung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU und eine „wirtschaftliche, ökologische und soziale Bewertung aller Rechtsvorschriften und Beschränkungen, die sie dem Sektor in den letzten Jahren auferlegt hat“. Belgische Landwirte haben es nicht weit nach Brüssel – was sie entsprechend ausnutzen.

Schaulustige beobachten die Sprengung der Haarbachtalbrücke.

Schaulustige beobachten die Sprengung der Haarbachtalbrücke an der A544 bei Aachen. Sie wurde am 30. Januar 2024 um 13 Uhr gesprengt. Die Brücke war 20 Meter hoch und wog 2.900 Tonnen. Die Sprengung war Teil der Vorbereitungen für den Neubau der Brücke, die seit 1956 bestand. Foto: Oliver Berg/dpa

AKP-Ableger bei Europawahl

Bei den Europawahlen wird ein Ableger der türkischen AKP-Partei mit dem Namen „Dava“ (Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch) für Deutschland kandidieren. Die AKP steht unter Führung des türkischen Staatschefs Erdoğan. Dava besteht derzeit aus vier Personen, die schon alle zuvor auch für die AKP oder ihre Organisationen kandidiert haben. „Ein Erdoğan-Ableger, der hier zu Wahlen antritt, ist das Letzte, was wir brauchen“, schrieb Cem Özdemir (Grüne) auf X. Jens Spahn (CDU) erklärte dort, ein Erdoğan-AKP-Ableger in Deutschland, „das wäre eine weitere extreme Partei im Land“. Die neue Europa-Partei sei ein „Stachel in der Funktionsfähigkeit unserer freiheitlichen Demokratie“, es werde keine „Klientelparteien für Parallelgesellschaften“ in Deutschland benötigt, sagte CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor. Bei der Europawahl gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde, daher haben neue Parteien größere Chancen. In Deutschland gibt es aktuell rund 1,3 Millionen Staatsbürger mit türkischem Hintergrund (rund 1,6 Prozent der Bevölkerung).

Miss Japan ist Ukrainerin

Die neue schönste Frau Japans stammt aus der Ukraine: Karolina Shiino gewann die Misswahl 2024. Sie lebt seit 20 Jahren in Japan und kam im Alter von fünf Jahren ins Land. Miss Nippon ist längst eingebürgert, spricht und schreibt fließend japanisch. Sie sei „japanischer als wir“, erklärt Ai Wada von der Organisation der Miss-Japan-Wahl zur BBC. Das Wahlergebnis steht in der Kritik. Typische Fragen in den sozialen Medien drehen sich um ihre Herkunft: Welches Bild sendet die Wahl aus, wenn die schönste Frau Japans westliche Züge trägt? Bei „Japan Today“ kommentierte ein Leser: „Dies ist ein trauriger Tag für Japan, denn es zeigt, dass japanische Traditionen und japanische Identität verwestlicht werden.“ Japans Ausländeranteil ist gering und beträgt nur drei Prozent.



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