Venezuela: Hunderte Ex-Soldaten bereiten sich an Kolumbiens Grenze auf Einsatz gegen Maduro vor
Nachdem bereits der gestrige Dienstag (30.4.) in Venezuelas Hauptstadt und weiteren Städten von Zusammenstößen zwischen dem sozialistischen Regime des Diktators Nicolas Maduro und der Opposition rund um den von der Nationalversammlung gewählten Interimspräsidenten Juan Guaidó gekennzeichnet war, hat dieser für heute zu weiteren Kundgebungen aufgerufen. Dies berichtet der US-amerikanische Fernsehsender „Fox News“.
Guaidó wird mittlerweile von mehr als 50 Ländern als der rechtmäßige politische Führer Venezuelas anerkannt. Er rief dazu auf, die verfassungsmäßige Ordnung im Land wiederherzustellen, die Maduro verletzt habe, indem er die gewählte Nationalversammlung entmachtete, eine „Verfassungsgebende Versammlung“ aus handverlesenen, regimetreuen Funktionären ins Leben rief und sich in einer Wahl für eine zweite Amtszeit bestätigen ließ, die von mehreren Dutzend Staaten als illegitim betrachtet wird.
Dutzende Verletzte, 100 Personen verhaftet
Am Dienstag konnten Demonstranten, die Barrikaden aus Bauschutt errichteten, bis auf zehn Blocks an den Präsidentenpalast vordringen, ehe die Sicherheitskräfte mit erheblicher Gewalt die schnell auf mehrere tausend Personen angewachsene Menge zerstreuten. Dabei sind Berichten zufolge auch gepanzerte Fahrzeuge in die Menge gerast. Mindestens zwei Personen sollen dabei getroffen worden sein.
Angehörige der Nationalgarde feuerten zudem mit Tränengas und Schrotmunition in die Menge. Dabei wurden mindestens 69 Menschen verletzt, einige von ihnen durch Schüsse. Im nördlichen Bundesstaat Aragua wurde nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation ein Demonstrant getötet. Nach Regierungsangaben erlitt zudem ein Soldat nahe der Basis eine Schussverletzung. Etwa 100 Personen sollen Nichtregierungsorganisationen zufolge festgenommen worden sein.
Der Schwerpunkt der Proteste, zu denen Guaidó aufgerufen hatte, verfolgte das Ziel, die Streitkräfte dazu zu bewegen, sich ihm anzuschließen. Neben den regimetreuen Schlägertruppen der „Colectivos“ zählt die Armeeführung zu den letzten Bastionen, auf die Maduro seine Macht stützen kann. Beobachtern zufolge liegt dies unter anderem auch daran, dass Teile der Armeeführung den Drogenhandel kontrollieren und im Schutze der weit verbreiteten Korruption im Umfeld des sozialistischen Regimes agieren könnten.
Oppositionspolitiker aus Hausarrest befreit
Während Guaidó in einer Videobotschaft erklärte, Maduro habe die Unterstützung aufseiten der Streitkräfte verloren, berichten internationale Medien vorerst nur von etwa 20 dokumentierten Fällen von Soldaten, die sich der Opposition angeschlossen hätten. Immerhin, so berichtet die „Kronen Zeitung“, gelang es diesen, den seit Jahren unter Hausarrest stehenden Oppositionspolitiker Leopoldo Lopez zu befreien. Dieser begab sich mit Frau und Tochter erst in die chilenische und später in die spanische Botschaft, um Schutz zu suchen.
Maduro erklärte hingegen den „Putsch“, wie er es nannte, für gescheitert und kündigte an, dass die Generalstaatsanwaltschaft gegen die 20 abtrünnigen Soldaten ermitteln werde. „Diese Verräter werden ihr Schicksal noch kennenlernen“, drohte Maduro.
In einem Interview mit „PJ Media“ erklärt hingegen der Chef der internationalen Katastrophenschutzorganisation „Operation Blessing“, Diego Traverso, an der Grenze Kolumbiens zu Venezuela würden Exil-Venezolaner mit militärischer Ausbildung sich sammeln, um bei Bedarf auch mit Waffengewalt an einer Absetzung Maduros mitzuwirken.
Es seien etwa „200 bis 300 venezolanische Soldaten“, die zur Opposition übergelaufen seien und sich nun mit ihrem Symbol, dem blauen Band am Arm, zusammengefunden hätten, um bei passender Gelegenheit zum Kampf gegen das Maduro-Regime nach Venezuela zurückzukehren. Gleichzeitig würden tausende Zivilisten versuchen, von Venezuela aus über die Grenze und wieder zurück zu gelangen, um Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter aus Kolumbien zu ihren Angehörigen zu bringen.
Katastrophenhelfer: „Wir erwarten Horrorbilder“
Die Gruppe derer, die bereit wären, auch mit Waffengewalt eine Entmachtung Maduros zu erzwingen, werde stetig größer, erklärte Traverso. „Es gibt eine Menge Wut, viele sagen, diesmal wolle man es wissen – sie wollen ihre Demokratie und ihr Land zurück.“
Christliche Gemeinschaften, wie sie sich ebenfalls unter dem Banner der „Operation Blessing“ versammeln, bereiten sich unterdessen auf den Wiederaufbau vor. Sie hofften dabei auch auf Unterstützung von Kirchen aus aller Welt. Bei der Rückkehr erwarte man, so Traverso, „eine Horrortour“, ähnlich jener, wie sie amerikanische Soldaten bei der Einnahme Hitlerdeutschlands 1945 erlebt hätten. Tausende Menschen, so Traverso, seien vom Hungertod bedroht.
„Die Menschen, die Venezuela verlassen“, so Traverso, seien „diejenigen, die die Kraft und Energie und die Hilfe haben, um herauszukommen. Ich kann mir gar nicht ausmalen, wie es bei denen aussieht, die bei sich zu Hause und in den Krankenhäusern festsitzen.“
Unterdessen machen Gerüchte die Runde, wonach die USA sich darauf vorbereiten, eine mögliche militärische Lösung für das im Elend versinkende Land zu unterstützen. Eine eigene, direkte Intervention hat Washington stets ausgeschlossen. Allerdings wäre man unter Umständen bereit, logistische Unterstützung für eigene Oppositionstruppen oder für eine von Kolumbien geführte Befreiungsarmee zu leisten.
Russische Medien: Blackwater-Gründer will Befreiungsarmee bilden
US-Präsident Donald Trump wiederholte am Dienstag sein Bekenntnis: „Die US-Regierung unterstützt das venezolanische Volk vollkommen in seinem Verlangen nach Freiheit und Demokratie.“ Unbestätigte Meldungen sprechen zudem davon, dass die USA Flugzeugträger in Richtung Venezuela verlegen würden. Auch soll Berichten in staatlichen russischen Medien zufolge der Gründer des Militärdienstleisters Blackwater (heute: „Academi“), eine bis zu 5000 Mann starke Truppe aus venezolanischen Überläufern sowie Soldaten aus Kolumbien und anderen lateinamerikanischen Staaten aufbauen und trainieren.
Länder wie Russland und Bolivien warnten unterdessen vor einer militärischen Intervention mit Unterstützung oder Billigung der USA. Boliviens sozialistischer Staatschef Evo Morales sprach von einem „versuchten Staatsstreich“, den man „aufs Schärfste“ verurteile. US-Präsident Donald Trump brachte seinerseits auch die Möglichkeit verschärfter Sanktionen gegen Kuba ins Spiel. Das dortige Regime spiele eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung verfassungswidriger Zustände in Venezuela.
Kuba hatte zuvor die Aktionen der Opposition in Venezuela verurteilt. Kubas Regierungschef Miguel Díaz-Canel Bermúdez und Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla drückten über Twitter ihre Unterstützung für das venezolanische Bruderland aus. Dass allerdings kubanisches Militär in Venezuela im Einsatz ist, wie der US-Präsident unterstellt, hatte Kuba schon vor Tagen zurückgewiesen – und das nicht zum ersten Mal. „Wir beteiligen uns nicht an Militär- oder Sicherheitsoperationen“, sagte Kubas Außenminister Bruno Rodriguez. „Das ist eine vulgäre Verleumdung, die ich erneut zurückweise“, sagte er.
(Mit Material von dts, dpa und afp)
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