Zwei berüchtigte Strafvollzugsanstalten
Venezuela: 700 wegen Wahl Verhaftete in Hochsicherheitsgefängnisse verlegt
Hunderte Demonstranten wurden in Venezuela in Hochsicherheitsgefängnisse verlegt. Keinem der Gefangen wurde erlaubt, Familie oder Anwälte zu konsultieren. Einige der Festgenommen sind erst 13 Jahre alt.

Bei Demonstrationen gegen die offiziellen Ergebnisse der Wahl wurden Hunderte Menschen festgenommen.
Foto: Jeampier Arguinzones/dpa
In Venezuela sind mehr als 700 bei Protesten nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl verhaftetete Demonstranten nach Angaben von Aktivisten in Hochsicherheitsgefängnisse verlegt worden.
Die Gefangenen seien zuvor in verschiedenen Polizeistationen des Landes festgehalten und im Laufe der Woche in zwei berüchtigte Strafvollzugsanstalten gebracht worden, erklärte die Venezolanische Beobachtungsstelle für Gefängnisse am Samstag. Die Verlegungen seien „mit vielen Unregelmäßigkeiten durchgeführt“ worden.
So seien etwa die Angehörigen einiger Insassen nicht über die Verlegung in die Gefängnisse Tocuyito und Tocorón informiert worden, gab die NGO an. Keinem der verlegten Gefangenen sei es erlaubt worden, seine Familie oder Anwälte zu kontaktieren.
Wahlbetrug wird mit Gewalt unterdrückt: 27 Tote
Die Präsidentschaftswahl vor einem Monat hatte die Spannungen in dem südamerikanischen Land weiter verschärft. Amtsinhaber Nicolás Maduro wurde trotz fehlender Wahlunterlagen zum Sieger erklärt. Die Opposition spricht von Wahlbetrug und organisierte Massenproteste gegen den Staatschef.
Bei den Demonstrationen wurden nach Angaben der venezolanischen Generalstaatsanwaltschaft mindestens 27 Menschen getötet und fast 200 weitere verletzt. Die Behörden nahmen offiziellen Angaben zufolge 2.400 Demonstranten fest.
Von diesen 2.400 Festgenommen wurden 1581 von der Organisation Foro Penal als politische Gefangene eingestuft. Der Organisation zufolge handelt es sich bei 114 der Festgenommenen um Jugendliche. Rund 40 der Jugendlichen seien am Samstag auf Kaution entlassen worden, gab Foro Penal an.
Einige der bei den Protesten Festgenommenen seien erst 13 Jahre alt und mit älteren Kriminellen in Gefängnisse gesteckt worden, erklärte Oppositionsführerin Maria Corina Machado in dieser Woche. Was die Maduro-Regierung getan habe, sei „brutal“.
Sozialistische Wirtschaft im Zusammenbruch
Die Wirtschaft des Landes befindet sich seit mehreren Jahren im Zusammenbruch. Venezuela leidet unter einer Hyperinflation mit einer jährlichen Inflationsrate von 190 Prozent im Jahr 2023.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte zwischen 2014 und 2021 um etwa drei Viertel. Das Land hat eine geschätzte Schuldenlast von 150 Milliarden Dollar oder mehr.
Etwa 19 Millionen Menschen sind in Not und haben keinen Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung und Ernährung. Bis Juni 2024 haben seit 2014 über 7,7 Millionen Venezolaner das Land verlassen und damit eine der größten Migrationskrisen der Welt ausgelöst. 9,3 Millionen Venezolaner sind mäßig bis stark von Ernährungsunsicherheit betroffen – ein Drittel der Bevölkerung.
In Venezuela leben derzeit 28,4 Millionen Menschen, die Geburtsrate ist enorm gesunken. (afp/red)
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