US-Truppenrückzug stößt in Deutschland auf Kritik und Enttäuschung
Mit Enttäuschung und Kritik haben Bundespolitiker und die betroffenen Bundesländer auf den angekündigten Teilrückzug von US-Truppen reagiert. Der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen sagte der „Augsburger Allgemeinen“, die US-Regierung handle mit dem Schritt gegen ihre eigenen Interessen. „Statt der Stärkung der Nato führt der Truppenabzug zu einer Schwächung des Bündnisses“, warnte Röttgen.
Die Beweggründe der Amerikaner halte er für eine „Fehleinschätzung“, sagte Röttgen: „Natürlich leisten US-Soldaten auch einen Beitrag zur Sicherheit Deutschlands, aber in erster Linie dient Deutschland den USA als logistische Drehscheibe für die eigene internationale Militärpräsenz.“
Besonders betroffen von dem Teilrückzug ist Stuttgart: Die USA wollen das komplette Europa-Kommando ihrer Streitkräfte von dort nach Belgien verlegen. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) kritisierte den Schritt der USA: „Mit ihrer Entscheidung kündigt die US-Administration unter Präsident Trump Hals über Kopf die seit Jahrzehnten gewachsene enge Zusammenarbeit in einer Strafaktion gegen einen Verbündeten und ohne Konsens im US-Kongress auf.“
Teilrückzug für betroffene Regionen ein „schwerer Schlag“
Der Innenminister von Rheinland-Pfalz, wo derzeit rund 18.500 US-Soldaten stationiert sind, kritisierte die Entscheidung als „grundsätzlich falsch“. Für die betroffenen Regionen sei der Teilrückzug ein „schwerer Schlag“, erklärte Minister Roger Lewentz (SPD). „Leider müssen wir uns auch auf den Verlust von deutschen Arbeitsplätzen durch diese Entscheidung der US-Administration einrichten.“
Der rheinland-pfälzische US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem sei von dem Rückzug schwer betroffen, erklärte der Minister. Nicht betroffen seien die US-Einrichtungen in Ramstein, Kaiserslautern und Baumholder.
Nach Angaben der Mainzer Landesregierung zählen die US-Streitkräfte zu den größten Arbeitgebern im Land. Es gebe an den Stützpunkten rund 12.000 US-Zivilbeschäftigte sowie etwa 7200 lokale zivile Kräfte.
Entsetzt auf die Pläne reagierte der Bürgermeister der bayerischen Gemeinde Vilseck; dort ist bislang ein US-Kavallerieregiment mit fast 5000 Soldaten und modernen Schützenpanzern stationiert, das in Krisenfällen schnell verlegt werden kann. Der Standort Vilseck stehe vor dem Aus, sagte Bürgermeister Hans-Martin Schertl am Mittwoch den „Nürnberger Nachrichten“.
Schertl hofft auf anderen US-Präsident
„Das ist ein herber Verlust für die Stadt und die gesamte Region“, sagte Schertl. Allein in Vilseck seien 300 bis 400 Zivilangestellte betroffen. Der Bürgermeister äußerte die Hoffnung, dass es sich in den USA nur um „Wahlkampfgetöse“ handele und die Pläne nicht verwirklicht werden, wenn im November ein anderer US-Präsident gewählt würde.
Die USA wollen rund 11.900 Soldaten aus Deutschland abziehen. Die Zahl der in Deutschland stationierten US-Truppen werde von rund 36.000 auf 24.000 Soldaten gesenkt, sagte US-Verteidigungsminister Mark Esper am Mittwoch.
Knapp 5600 Soldaten sollen in andere Nato-Staaten wie Italien, Belgien und – entsprechende Vereinbarungen vorausgesetzt – Polen sowie die baltischen Staaten verlegt werden. Rund 6400 Soldaten sollen in die USA zurückkehren. US-Präsident Donald Trump begründete den Abzug mit den weiterhin zu geringen Verteidigungsausgaben Deutschlands. (afp/so)
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