Behörden durchsuchten Redaktionsräume
Unabhängige belarussische Nachrichtenseite Tut.by nach Razzia vom Netz genommen

Strafverfolgungsbeamte halten am 8. November 2020 in Minsk einen Mann während einer Versammlung gegen die Ergebnisse der offenbar manipulierten belarussischen Präsidentschaftswahlen, fest.
Foto: STRINGER/AFP über Getty Images
In Belarus haben die Behörden das wichtigste unabhängige Nachrichtenportal des Landes, die Website Tut.by, vom Netz genommen. „Der Mitbegründer von Tut.by, Kirill Woloschin, gibt bekannt, dass die Domain des Portals gesperrt wurde“, erklärte das Medium am Dienstag im Messengerdienst Telegram. Zuvor hatten die Ermittlungsbehörden die Redaktionsräume von Tut.by durchsucht.
Nach Angaben von Chefredakteurin Marina Solotowa wurden auch die Wohnungen mehrerer Journalisten durchsucht. „Beamte der Abteilung für Finanzermittlung des staatlichen Kontrollkomitees sind in meiner Wohnung und in den Wohnungen mehrerer Journalisten“, sagte sie am Dienstagmorgen der Nachrichtenagentur AFP.
Die Behörde bestätigte die Razzien bei Tut.by sowie bei Hoster.by, einem Unternehmen, das Speicherplatz für Websites bereitstellt. Infolge von Protesten gegen den autoritär regierenden belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko waren zuletzt mehrere Medienvertreter ins Visir der Ermittler geraten.
In der vergangenen Woche waren zwei Journalisten, die über einen Prozess gegen den Oppositionspolitiker Pawel Sewjarynez berichtet hatten, zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Am Montag wurde ein Journalist von Tut.by wegen „Teilnahme an einer nicht genehmigten Massenveranstaltung“ zu 15 Tagen Haft verurteilt.
In Belarus gibt es seit der von massiven Betrugsvorwürfen begleiteten Präsidentschaftswahl vom August 2020 immer wieder Proteste gegen Lukaschenko. Die Bewegung verlor allerdings zuletzt an Zulauf – ein Grund dafür ist das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten. (afp)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.