TV-Duell: Hitzige Debatten und legendäre Sprüche vor Stichwahlen in Frankreich

Morgen ist es in Frankreich so weit: Die Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen treffen in einem TV-Duell aufeinander. Seit 1974 können Zuschauer hitzige Debatten vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen mitverfolgen, und so sahen diese Debatten aus.
Epoch Times2. Mai 2017

In einem mit Spannung erwarteten TV-Duell treten am Mittwoch die französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen gegeneinander an. Seit 1974 sind die TV-Debatten vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen große Medienereignisse – mit hitzigen Debatten und legendären Sprüchen:

 1974

Rund 25 Millionen Zuschauer verfolgen das erste Fernsehduell von Präsidentschaftsfinalisten in der französischen Geschichte. Der Höhepunkt des Schlagabtauschs zwischen dem Liberalen Valéry Giscard d’Estaing und dem Sozialisten François Mitterrand:

Als Mitterrand die Verteilung des Wohlstands als „Herzensangelegenheit“ bezeichnet, entgegnet Giscard d’Estaing: „Sie haben nicht das Monopol des Herzens.“ Der Satz geht in die Geschichte ein – und Giscard d’Estaing gewinnt die Wahl.

 1981

Mitterrand nimmt Revanche. Als Giscard d’Estaing ihn als „Mann der Vergangenheit“ (l’homme du passé) bezeichnet, nennt der Sozialist den Amtsinhaber einen „Mann der Negativbilanz“ (l’homme du passif).

Und als Giscard d’Estaing von Mitterrand den Kurs der Deutschen Mark erfragt, antwortet dieser trocken: „Ich bin nicht Ihr Schüler. Hier sind Sie nicht Präsident, sondern mein Widersacher.“ Mitterrand gewinnt die Stichwahl.

 1988

Einen ähnlichen Dialog erleben die Fernsehzuschauer, als Präsident Mitterrand auf seinen Herausforderer trifft, den konservativen Premierminister Jacques Chirac.

„Heute Abend sind Sie nicht Präsident, wir sind zwei gleichberechtigte Kandidaten“, sagte Chirac. „Erlauben Sie mir also, Sie Herr Mitterrand (und nicht Herr Präsident) zu nennen.“ Mitterrands spöttisch-herablassende Antwort: „Aber Sie haben vollkommen Recht, Herr Premierminister.“ Mitterrand wird wiedergewählt.

 1995

Eher höflich geht es im Duell zwischen Jacques Chirac und dem Sozialisten Lionel Jospin zu. In Erinnerung bleibt ein Spruch von Jospin, der für eine Verkürzung der Amtszeit des Präsidenten von sieben auf fünf Jahre wirbt: „Lieber fünf Jahre mit Jospin als sieben Jahre mit Chirac.“ Es werden dann aber erst einmal sieben Jahre für Chirac.

 2002

Amtsinhaber Chirac verweigert ein TV-Duell mit dem überraschend in die Stichwahl gekommenen Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen. Er wolle nicht dazu beitragen, dass „Hass und Intoleranz zur Normalität werden“, sagt der Konservative, der anschließend mit 82 Prozent wiedergewählt wird.

 2007

Kämpferisch gibt sich die Sozialistin Ségolène Royal gegen den Konservativen Nicolas Sarkozy. In einem Moment wirft Sarkozy ihr vor, „die Nerven zu verlieren“. Ein Präsident müsse Ruhe bewahren können.

„Ich habe nicht meine Nerven verloren, ich bin wütend“, entgegnet Royal. „Und es gibt sehr gesunde, sehr nützliche Wut.“ Ihre Wut trägt die Sozialistin aber nicht in den Elysée-Palast – Sarkozy gewinnt die Wahl.

 2012

Der sozialistische Herausforderer François Hollande prägt das Duell gegen Sarkozy mit der Formulierung „Ich als Präsident…“, die er nicht weniger als 15 Mal hintereinander benutzt, um seine Vorstellungen vom Präsidentenamt darzulegen und sich vom Amtsinhaber abzugrenzen.

Spätestens jetzt kennen alle Franzosen das rhetorische Stilmittel der Anapher. Das „Ich als Präsident…“ wird in den folgenden Jahren aber immer wieder herangezogen, um politische Schlappen des Staatschefs zu kommentieren. (afp)

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion