Oktober
Türkei: Inflation steigt auf 85,5 Prozent
Die Inflation in der Türkei nimmt weiter rasant an Tempo auf. Verbraucher müssen noch tiefer in die Taschen greifen. Eine Leitzinserhöhung kommt für die türkische Notenbank aber dennoch nicht infrage.

Türkische Lira. Symbolbild.
Foto: iStock
Der Anstieg der Verbraucherpreise in der Türkei hat im Oktober einen neuen Rekord erreicht. Die Inflation legte im Jahresvergleich nach offiziellen Angaben um 85,51 Prozent zu. Das ist der höchste Anstieg seit 1997; damals lag die Inflation bei 85,67 Prozent.
Seit etwa einem Jahr geht es mit den Verbraucherpreisen in dem Land stark nach oben. Ende 2021 hatte die Teuerung noch bei etwa 20 Prozent gelegen. Wie stark der Preisdruck derzeit ist, zeigen vor allem die Erzeugerpreise, die im Oktober um 157,7 Prozent im Jahresvergleich gestiegen sind.
Inflationszahlen geschönt?
Unabhängige Experten zweifeln die offiziellen Zahlen an; laut der Recherchegruppe zur Inflation beträgt die Inflationsrate 185 Prozent im Jahresvergleich.
In der Türkei hatte der Anstieg der Verbraucherpreise mit Beginn der Jahrtausendwende begonnen. In den vergangenen Monaten wurde die Entwicklung noch durch die unorthodoxe Geldpolitik der Zentralbank verstärkt. Sie senkte den Leitzins nach einer fast achtmonatigen Pause im August, September und im Oktober ab, er liegt jetzt bei 10,5 Prozent.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan weist die gängige Lehrmeinung zurück, dass Zentralbanken bei hoher Inflation die Zinsen anheben sollten. Die Zentralbank ist eigentlich unabhängig, aber seit 2019 hat Erdogan drei Chefs des Instituts gefeuert. Kürzlich kündigte er an, die Zinsen würden weiter sinken, „solange ich an der Macht bin“.
Wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl setzt Erdogan wirtschaftspolitisch voll auf Wachstum. Die Inflation zwingt Bürger und Unternehmen zu erhöhtem Konsum, weil ihr Geld ansonsten massiv an Wert verliert. (afp/dpa/dl)
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