Trump will G7-Gipfel auf den Herbst verschieben und um weitere Teilnehmer erweitern
Erst wollte US-Präsident Trump den G7-Gipfel wegen der Corona-Pandemie zur Videoschalte machen. Jetzt schlägt er den Herbst für ein persönliches Treffen der Staatschefs vor. Ausserdem möchte er den Kreis der Teilnehmer erweitern.

G7-Gipfel in Frankreich 2019.
Foto: Dylan Martinez - Pool/Getty Images
US-Präsident Donald Trump will den G7-Gipfel in den USA auf September verschieben und das Treffen um Russland, Indien, Australien und Südkorea erweitern.
Er habe nicht das Gefühl, dass die „sehr veraltete Gruppe“ der sieben großen Industriestaaten das Geschehen auf der Welt richtig abbilde, sagte Trump am Samstagabend (Ortszeit) nach Angaben mitreisender Journalisten auf dem Flug von Cape Canaveral nach Washington. Er wolle Russland, Südkorea, Australien und Indien zu dem Treffen einladen, das vorzugsweise im September stattfinden solle.
Rolle Chinas muss geklärt werden
Eine Sprecherin des Weißen Hauses sagte, damit würden traditionelle Verbündete zusammengebracht, um über den Umgang mit China zu diskutieren. Trump wirft China vor, die Ausbreitung des Coronavirus nicht verhindert zu haben. Zur „Gruppe der Sieben“ gehören neben den USA auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan. Die Aussagen Trumps an Bord der „Air Force One“ wurden vom sogenannten Pool verbreitet – Journalisten, die den Präsidenten begleiten und die Informationen dann an andere Medien weitergeben. Trump hatte im US-Bundesstaat Florida den Start eines bemannten Raumschiffs zur Internationalen Raumstation ISS live verfolgt.
Merkel hatte am Samstag deutlich gemacht, dass sie wegen der Corona-Krise voraussichtlich nicht für einen G7-Gipfel in die USA reisen würde. Die Kanzlerin dankte Trump für seine Einladung. Zugleich stellte ein Regierungssprecher klar: „Stand heute kann sie in Anbetracht der Pandemie-Gesamtlage ihre persönliche Teilnahme, also eine Reise nach Washington, nicht zusagen.“ Zuvor hatte sich Großbritanniens Premierminister Boris Johnson für ein reales G7-Treffen im kommenden Monat ausgesprochen.
Russland: Wichtig, aber kein traditioneller Verbündeter
Für Diskussionen innerhalb der G7 dürfte Trumps Vorstoß sorgen, Russland einzuladen. Russland war nach dem Anschluss der Krim an Russland 2014 ausgeschlossen worden. Beim bislang letzten G7-Gipfel im französischen Biarritz im vergangenen August war Trump mit seinem Vorschlag gescheitert, Russland wieder in die Gruppe wichtiger Wirtschaftsmächte aufzunehmen. Russland ist – anders als die anderen Länder, die Trump einladen möchte – kein traditioneller Verbündeter der USA.
Trump hatte in Biarritz gesagt, er sei der Ansicht, dass eine Wiederaufnahme Russlands in den Kreis der wichtigen Industriestaaten „vorteilhaft“ und „positiv“ wäre. Er hatte zugleich nicht ausgeschlossen, Putin zu dem Gipfel in die USA einzuladen.
Corona-Krise sorgte für Verschiebung
Trump ist in diesem Jahr Gastgeber des G7-Gipfels. Ursprünglich war das Treffen der Staats- und Regierungschefs für den 10. bis 12. Juni am Landsitz des Präsidenten in Camp David geplant gewesen. Im März hatte die US-Regierung den Gipfel wegen der Corona-Pandemie abgesagt und stattdessen eine Videokonferenz angesetzt. Kürzlich hatte Trump sich dann doch wieder dafür ausgesprochen, das Treffen stattfinden zu lassen.
Dem Pool-Bericht zufolge ließ Trump den genauen Zeitpunkt des geplanten Gipfels offen. Demnach sagte er, das Treffen könnte vor oder nach der UN-Generalversammlung stattfinden, die Mitte September beginnen soll. Es könnte aber auch auf die Zeit nach der US-Präsidentschaftswahl im November verschoben werden – lieber wäre ihm das Treffen aber vor der Wahl. (dpa/al)
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