Taliban greifen erstmals seit Rückzug internationaler Truppen Provinzhauptstadt an
Erstmals seit dem Beginn des Rückzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan haben die Taliban eine Provinzhauptstadt angegriffen.
Die radikalislamischen Kämpfer starteten am Mittwoch eine Großoffensive auf Kala-i-Naw, Verteidigungsminister Bismillah Mohammadi sprach von „einer sehr angespannten militärischen Situation“. Ungeachtet der seit einiger Zeit wieder drastisch zunehmenden Kämpfe zwischen Taliban und Armee trafen sich beide Seiten im Iran zu neuen Gesprächen.
Der Sturm auf Kala-i-Naw begann nur wenige Stunden nach der Erklärung der US-Armee, dass der Rückzug aus Afghanistan zu 90 Prozent vollzogen sei. Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen im Mai haben sich die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Taliban massiv verstärkt.
Beobachter befürchten, dass die Miliz nach dem vollständigen Abzug der internationalen Streitkräfte wieder die Macht in dem Land übernehmen könnte. Die Islamisten sind in vielen Landesteilen auf dem Vormarsch – am Mittwoch nun starteten sie einen Großangriff auf Kala-i-Naw.
Heftigen Kämpfe im Westen des Landes
In der Hauptstadt der Provinz Badghis im Westen des Landes kam es zu heftigen Kämpfe. Berichten zufolge nahmen die Taliban mehrere Polizeireviere und Stützpunkte des Geheimdienstes ein. „Der Krieg tobt“, erklärte Verteidigungsminister Mohammadi.
„Der Feind ist in die Stadt eingedrungen, alle umliegenden Bezirke sind gefallen“, teilte der Gouverneur von Badghis, Hessamuddin Schams, Journalisten in einer Textnachricht mit. Später veröffentlichte er ein Video, in dem er die Bevölkerung zur Ruhe aufrief: „Meine Botschaft ist, bitte bleibt ruhig. Ich versichere Euch, dass wir alle alles tun werden, um gemeinsam die Stadt zu verteidigen“, sagte Schams, der offenbar mit einem Gewehr bewaffnet war. Im Hintergrund der Aufnahme waren Schüsse zu hören.
Zeitgleich zu den heftigen Kämpfen in Kala-i-Naw trafen sich Vertreter der afghanischen Regierung und der Taliban in Teheran. Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif begrüßte bei der Eröffnung des Treffens den US-Truppenabzug im Nachbarland. Er betonte jedoch: „Heute müssen das Volk und die politische Führung Afghanistans schwierige Entscheidungen für die Zukunft ihres Landes treffen.“
Iran unterstützt die Taliban finanziell und mit Waffenlieferungen
Doch dies ist nicht die einzige Verbindung zwischen beiden Ländern. Der Iran unterstützt die Taliban finanziell und mit Waffenlieferungen. Die religiösen Unterschiede, der Iran mehrheitlich schiitisch und die Taliban, radikal sunnitisch, spielen dabei keine entscheidende Rolle.
Beide verfolgen teilweise die selben Interessen. Beide wollen sie das US-Militärs aus Afghanistan haben und beide bekämpfen die islamistische Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS), die auch in Afghanistan an Einfluss gewonnen hat.
Der Iran ist um seine Ostgrenze zu Afghanistan besorgt. Radikale Gruppen sollen keinen Handlungsspielraum im Grenzgebiet haben. In den vergangenen Jahren hat der Iran Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen.
Auch zwischen Pakistan und den Taliban gibt es enge Verbindungen. Sie bieten den Taliban ein wichtiges Rückzugs- und Ausbildungsgebiet für ihren Kampf um die Rückeroberung des Landes, um es in einen radikal islamischen „Gottesstaat“ umzuwandeln. Pakistan unterstützt die Taliban zu dem finanziell und logistisch. (afp/er)
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