Streit der Bischöfe nach Impfgegner-Schelte – Weitere Austritte befürchtet
Nachdem die Zahl der Austritte aus der Katholischen Kirche in Österreich im Corona-Jahr 2020 auf 58.727 gesunken war, ist sie im Vorjahr wieder auf 72.055 Personen österreichweit empor geschnellt. Den Löwenanteil dabei stellte die Bundeshauptstadt Wien, wo sie, wie der ORF berichtet, im Vorjahr um rund 20 Prozent auf 12.475 anstieg. Nun sorgt ein öffentlich ausgetragener Streit von Landesbischöfen um den Umgang mit Impfgegnern erneut für Wirbel.
„Lieber Gott, lass Hirn regnen“
In der „Pressestunde“ des öffentlich-rechtlichen ORF warf Wiens Kardinal Christoph Schönborn der österreichischen Bevölkerung „ständiges Nörgeln“ über die Maßnahmen der Regierung in der Corona-Pandemie vor – und der Regierung, dem Unmut zu häufig nachgegeben zu haben.
Es sei nicht die Regierung, die einen Zickzackkurs in der Pandemiebekämpfung fahre, sondern das Virus, so Schönborn. Die Österreicher sollten sich, so der Kardinal, dessen bewusst werden, „wie gut es ihnen geht“.
Mit Blick auf die verhältnismäßig hohe Zahl an Impfgegnern in Österreich, die sich unter anderem auch in der parlamentarischen Verankerung einer neuen Partei, der MFG, Ausdruck verschaffte, äußerte Schönborn den Satz: „Lieber Gott, lass Hirn regnen.“
Schwarz: Kirche hätte auch Impfgegner „hereinnehmen“ sollen
Wie der „Standard“ berichtet, zeigte sich Schönborns St. Pöltener Amtskollege Alois Schwarz „persönlich erschrocken“ über diese Aussage. Ein Bischof müsse gleichermaßen da sein „für die, die sich impfen lassen und die, die Gründe haben, dass sie sich nicht impfen lassen“.
Gegenüber dem ORF Niederösterreich äußerte Schwarz am Samstag, 16. April, die Befürchtung, dass Schönborns Äußerungen eine neue Welle an Austritten aus der katholischen Kirche bewirken könnte.
Schwarz äußerte zum Teil Verständnis für kritische Briefe, die ihn erreichten und in denen die Frage nach dem Sinn einer so eindeutigen Positionierung mancher Bischöfe aufgeworfen würde:
Es stimmt und da haben sie vielleicht auch Recht. Wir haben zu wenig darauf geachtet, alle Menschen hereinzunehmen und mit ihnen zu reden.“
Diakonie: Onlinegottesdienste in Österreich oft besser besucht als reale
Auch die in Österreich traditionell weniger bedeutende evangelische Kirche ist von einer weiteren Austrittswelle betroffen. Genaue Daten für 2021 hat sie noch nicht veröffentlicht. Es ist jedoch auch hier von einer Zahl deutlich über 1.000 bundesweit auszugehen – bei zuletzt 43.900 Mitgliedern.
Die Direktorin der Diakonie, Maria Katharina Moser, nimmt die Kirche gegenüber dem ORF mit Blick auf ihr Gebaren in der Corona-Krise in Schutz. Eine generelle Tendenz zur Individualisierung führe zu einem Verlust der Bedeutung von Gemeinschaftsinstitutionen.
Man sei für die Menschen, die einen gebraucht hätten, jedoch da gewesen – auch, wenn das Gemeindeleben eher unterhalb der öffentlichen Wahrnehmbarkeitsschwelle verlaufen sei. Jeden Sonntag besuchten auch in der Pandemie rund 600.000 Gläubige der christlichen Kirchen einen Gottesdienst, so Moser.
Das seien mehr als Besucher bei irgendwelchen Demonstrationen. Man sei „nach einem ersten Schock“ umgestiegen auf Onlinegottesdienste, von denen „einige besser besucht gewesen“ seien als die realen Sonntagsmessen. Zudem habe es viel an sozialem Engagement und wechselseitiger Unterstützung gegeben.
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