„Skandalös“ – Europarat zieht Pro-Kopftuch-Kampagne nach Protesten zurück
Der Europarat hat eine Online-Kampagne gegen die Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen nach scharfen Protesten aus Frankreich zurückgezogen. Die Tweets seien gelöscht worden und ihr Inhalt werde überdacht, teilte eine Sprecherin des Europarats in Straßburg mit.
Sie zeigten die Fotomontage einer lächelnden jungen Frau, die links ein rosa Kopftuch zum weiten Umhang trägt und rechts rote Locken und eine Latzhose.
„Beauty is in diversity as freedom is in hijab“, lautete die Überschrift auf Englisch – etwa „Schönheit liegt in der Diversität, wie die Freiheit im Hidschab“. Der Hidschab ist ein islamisches Kopftuch, das Haare, Ohren und Hals bedeckt.
Dieser folgende Videoclip wurde auf Twitter veröffentlicht:
?? New clip promoted by Council of Europe:
„Beauty is in diversity
As freedom is in hijab“You have an idea about „EU values“ now. pic.twitter.com/TYaORsXo2u
— Expat in Poland ?? (@BasedPoland2) November 2, 2021
Der Europarat versteht sich als „Hüter von Menschenrechten“ und Demokratie. Ihm gehören 47 Länder an, darunter auch die Türkei und Russland.
Im französischen Präsidentschaftswahlkampf stieß die Darstellung parteiübergreifend auf Protest. Die Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen nannte die Kampagne „skandalös und unanständig“. Millionen von Frauen lehnten sich gegen die „Unterwerfung“ durch den Islam auf, argumentierte sie.
Aber auch im linken Lager und in der Regierung stieß die Anzeige auf Widerspruch. Die französische Jugend-Staatssekretärin Sarah El Haïry sagte dem Sender LCI, Frankreich habe dem Europarat seine „extrem große Missbilligung“ deutlich gemacht. Daraufhin seien die Tweets zurückgezogen worden.
Die EU-Kommission in Brüssel steuerte nach eigenen Angaben insgesamt 340.000 Euro zu der Kampagne bei, die „Online-Hass“ gegen Muslime und Juden bekämpfen soll. Ein Kommissionssprecher betonte: „Frauen müssen tragen dürfen, was sie wollen, solange sie die Gesetze des jeweiligen Landes beachten.“ (afp/dl)
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