Shen Yun: Wenn Tanz, Kultur und die Kraft der Wahrheit ein Regime das Fürchten lehren

Wenn sich ein Regime durch eine Tanzshow bedroht fühlt, sucht es vielleicht nach Mitteln und Wegen, um diese zum Schweigen zu bringen – und dabei selbst möglichst im Verborgenen zu bleiben.
Titelbild
Die Aufführung „Flowing Sleeves“ aus dem Programm von Shen Yun Performing Arts 2009.Foto: Shen Yun Performing Arts
Von 3. Februar 2025

Am 27. Januar erreichte das Falun Dafa Information Center (FDIC) eine detaillierte Anschlagsdrohung gegen den New Yorker Hauptsitz des klassischen chinesischen Tanzensembles Shen Yun Performing Arts. Das anonym verfasste Schreiben in chinesischer Sprache wurde per E-Mail an FDIC verschickt. Drohungen wurden auch gegenüber Mitgliedern des US-Kongresses, die Falun Gong unterstützen, ausgesprochen, wie das FDIC mitteilte. Die E-Mail im Wortlaut:

Ich habe eine große Anzahl von Brandbomben aus Alkohol und Glasflaschen hergestellt. Am ersten Tag des chinesischen Neujahrs werden wir uns heimlich zum Dragon-Springs-Tempel [Hauptsitz und Trainingszentrum von Shen Yun] begeben, die umliegenden Fahrzeuge in Brand setzen, dann die Wachen niedermetzeln, in den Dragon-Springs-Tempel eindringen und Benzinbomben auf die Holzgebäude werfen! Wir werden jeden abschlachten, den wir sehen! Gleichzeitig werden unsere Leute Kongressabgeordnete angreifen, die Falun Gong unterstützen!“

Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation, Levi Browde, sagte, er vermute angesichts der koordinierten Drohungen gegen Falun Gong und Shen Yun „mit ziemlicher Sicherheit eine Verbindung nach Peking“. FDIC und Shen Yun hätten die Strafverfolgungsbehörden über die Bedrohung informiert, heißt es bei weiter auf deren Website. Laut Browde breite sich mittlerweile die „tödliche Propaganda und Gewalt des chinesischen Regimes gegen Falun-Gong-Praktizierende […] auf die Vereinigten Staaten und ihre Unterstützer im Kongress aus“.

Der im Betreff angekündigte Anschlagstermin am ersten Tag des chinesischen Neujahrs (29. Januar) verstrich glücklicherweise ohne die angekündigten Verbrechen. Jedoch sagte Browde, dass es immer dringlicher werde, dass die staatlichen Behörden „eine umfassende Spionageabwehruntersuchung einleiten, um die Verantwortlichen für diese und andere Bedrohungen zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen, bevor es zu einer Tragödie kommt“.

Tanzensemble Shen Yun seit Jahren unter Druck

Seit Jahren sieht sich das Tanzensemble Shen Yun Druck, Drohungen und Gewalt ausgesetzt. Es gab zerstochene Reifen an Tourbussen und Familienangehörige von Künstlern in China wurden eingeschüchtert, bedroht und inhaftiert. Auch wurden an aufführende Theater Bombendrohungen geschickt. Häufig hat das kommunistische Regime auch versucht, über seine Botschaften und Konsulate wirtschaftlichen Druck auf die Theater und Mandatsträger auszuüben – auch in Deutschland.

„Mehr als 130 solcher Fälle von Einmischung sind weltweit dokumentiert worden“, erklärt das amerikanische Künstlerensemble und berichtet zugleich von einer „Armee von Online-Kommentatoren“, die das Unternehmen und deren Veranstaltungen im Internet attackierten. Offenbar alles nur, um die Aufführungen der Tanzgruppe zu verhindern.

Doch warum betreibt Peking solch einen großen Aufwand, um ein Tanzensemble zum Schweigen zu bringen? Shen Yun hat sich die Wiederbelebung der vom Regime zerstörten traditionellen Kultur Chinas auf die Fahnen geschrieben. Die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die chinesische Kultur war für die Macht des Regimes von entscheidender Bedeutung, wie die mehr als zehn Jahre andauernde Zerstörung von 5.000 Jahren Kultur und Tradition während der Kulturrevolution in den 60er- und 70er-Jahren zeigt.

Shen Yun ist bestrebt, der Welt und damit auch den Chinesen im Ausland ein „China vor dem Kommunismus“ zu vermitteln, so das übergeordnete Motto der Tanzaufführungen, die auch moderne Szenen beinhalten, welche die Verfolgung von Falun Gong in China thematisieren.

Im Juli 1999 begann das chinesische Regime eine groß angelegte Kampagne zur Ausrottung der spirituellen Bewegung Falun Gong, die auch auch Falun Dafa genannt wird. Der damalige Staatschef, Jiang Zemin, sah in der Meditationspraxis, die zwischen 70 und 100 Millionen Anhänger hatte, eine Bedrohung für die Autorität der Partei. Diese Verfolgung hat das Regime mittlerweile auch auf das Ausland ausgeweitet.

Eine neue Kampagne von Chinas Stasi

Peking arbeitet jedoch auch mit anderen Mitteln. Gegen den Shen-Yun-Campus mit dem Namen Dragon Springs im Bundesstaat New York wurden fragwürdige Umweltklagen eingereicht. Auch wenn diese letztlich vom Gericht abgewiesen wurden, ist der Schaden für das Ensemble groß. In einer Stellungnahme erklärte Dragon-Springs-Präsident George Xu, dass es von Anfang an klar gewesen sei, „dass die Kläger nicht klagen wollten, um zu gewinnen. Sie wollten unsere Ressourcen binden und negative Berichterstattung erzeugen“.

Der Sinn des Ganzen erschließt sich spätestens mit der Kenntnis eines Richtliniendokuments der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) aus dem Jahr 2017, welches der Epoch Times vorliegt: „Greift das Hauptquartier und die Stützpunkte von Falun Gong im Ausland systematisch und strategisch an“, heißt es darin.

Im August 2024 informierte das US-Justizministerium über einen in den USA lebenden Agenten für das Ministerium für Staatssicherheit, der sich schuldig bekannt hatte, Informationen über Falun-Gong-Praktizierende in den USA gesammelt zu haben. Im November wurden ein US-Bürger mit chinesischen Wurzeln und ein chinesischer Staatsangehöriger wegen Agententätigkeit für die KPCh „im Zusammenhang mit einem Komplott gegen in den USA ansässige Praktizierende von Falun Gong“ verurteilt, so das Justizministerium. Sie hatten einem Beamten der Steuerbehörde IRS, der in Wirklichkeit ein verdeckter Ermittler war, 50.000 US-Dollar in Aussicht gestellt, „für die Eröffnung einer Untersuchung des Shen Yun Performing Arts Centers“.

Regime sorgt sich vor Aufdeckung seiner Verbrechen

Doch dies dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Wie kürzlich ein Informant innerhalb des Sicherheitsapparats der KPCh berichtete, sind die höchsten Führungskreise in Peking in Sorge, dass die Aufdeckung der Verbrechen der Partei gegen das eigene Volk das Regime destabilisieren könnte. Die Details der Verbrechen seien so „unmenschlich“, dass sie lautstarke Rufe nach Rechenschaft auslösen würden, falls sie in das öffentliche Bewusstsein drängen, hieß es.

Dabei könnte es auch um den staatlich sanktionierten Organraub gehen. Dieses Menschheitsverbrechen von bisher kaum abschätzbarer Größenordnung, dessen Hauptopfer Falun-Gong-Praktizierende sind, hat der von Donald Trump nominierte FBI-Chef Kash Patel als „grotesk, widerlich und weitreichend“ bezeichnet.

Auch wurde von dem Whistleblower eine neue Strategie gegen Falun Gong im Westen offenbart. Diese sei bestrebt, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und die Unterstützung der US-Regierung für Falun Gong zu untergraben.

Im Juni 2024 verabschiedete das US-Repräsentantenhaus den „Falun Gong Protection Act“. Im Falle seiner Verabschiedung durch den US-Senat und der Unterzeichnung durch den Präsidenten würde das Gesetz die Vereinigten Staaten dazu verpflichten, jegliche Zusammenarbeit mit China im Bereich der Organtransplantation zu vermeiden und gezielte Sanktionen und Visabeschränkungen anzuwenden, um gegen die Verfolgung von Falun Gong vorzugehen.

Shen Yun Aufführung des tibetischen ethnischen Tanzes „Celebrating the Divine“. Foto: © 2016 Shen Yun Performing Arts

Eine Artikelserie in der „New York Times“

Seit August 2024 veröffentlicht die „New York Times“ (NYT) eine Serie von Artikeln über angeblich problematische Zustände bei Shen Yun. Was sich in der Lesart der einflussreichen Tageszeitung nach ausbeuterischen Arbeitsbedingungen anhört, beschreiben die Mitglieder der Tanzkompanie hingegen als Ausdruck eines außergewöhnlichen Einsatzes, starken Teamgeists und schließlich dem Erfolg durch harte Arbeit und Hingabe.

William Li, dessen Kindheit in China von Überwachung und Verfolgung geprägt war, ist heute Erster Tänzer bei Shen Yun und schon seit dem Jahr 2007 Teil des Ensembles. In einem Interview mit der Epoch Times im Dezember 2023 berichtete Li: „Das ist der amerikanische Traum. Du bist ein Flüchtling, du kommst nach Amerika und fängst mit nichts an. Und dann baust du dein eigenes Geschäft auf und beginnst ein neues Leben. Es ist wirklich erstaunlich, dass wir das in Amerika tun können.“

In einer Stellungnahme bestreitet Shen Yun die Vorwürfe der NYT, dass das Ensemble „auf Minderjährige und Teenager angewiesen sei“.

„Diese Darstellung widerspricht den Tatsachen und basiert auf den persönlichen Berichten einer Handvoll unzufriedener ehemaliger Künstler.“ 85 Prozent der Mitglieder der acht Tourneegruppen seien Erwachsene – die übrigen Plätze seien für „talentierte Jugendliche reserviert“. Auch würden Studenten im Rahmen eines vom Bildungsministerium des Staates New York genehmigten Lehrplans bei Shen Yun auftreten.

Verzerrte Berichterstattung

Die NYT verwende zudem „extreme und seltene Beispiele für lange Arbeitszeiten und strapaziöse Terminpläne“ und vermittle dem Leser dazu, dass dies bei Shen Yun an der Tagesordnung sei. Der Hauptbeweis der NYT „für einen angeblich langen Arbeitstag“ sei beispielsweise der Aussage eines Erwachsenen entnommen worden. Dem Leser sei das jedoch nicht deutlich gemacht worden. Stattdessen seien „ungenaue Begriffe“ verwendet und „Beispiele aus den Kategorien Kinderarbeit, ‚junge‘ Darsteller und erwachsene Mitarbeiter“ vermischt worden. Damit versuche die NYT „offensichtlich, ihre Darstellung von angeblichen generellen Verstößen gegen das Kinderarbeitsgesetz zu untermauern“, heißt es in der Stellungnahme des Ensembles.

Als „Beweis“ für die angeblich schlechte Bezahlung der Künstler bei Shen Yun habe die NYT aus einem „Einstellungsschreiben“ zitiert. Allerdings wurde deren Lesern dabei vorenthalten, dass es sich dabei nicht um ein Standardarbeitsverhältnis gehandelt habe, sondern um ein nicht an Mindestlohnvorschriften gebundenes freiwilliges Praktikumsprogramm für Studenten. Die Zeitung sei darauf von Shen Yun hingewiesen worden. Zudem war demnach dieser besondere Umstand auch dem „Einstellungsschreiben“ selbst zu entnehmen.

Das Hauptquartier der „New York Times“ in New York am 11. Juli 2016. Foto: mizoula/iStock

Ein künstlerisches Schulleben mit Extras

Wie das Tanzunternehmen weiter erklärt, würden viele der Künstler an der Fei Tian Academy und dem Fei Tian College ausgebildet und einige der Schüler hätten auch die Chance, an Aufführungen teilzunehmen. Die Fei Tian Academy verfüge über eine uneingeschränkte Zulassung des New Yorker Bildungsministeriums. Die Zulassung des Fei Tian Colleges sei von der New England Commission of Higher Education vorgenommen worden, die auch Harvard, Yale und andere renommierte Universitäten zulasse.

Man erklärte, dass beide Schulen „den üblichen Schuljahresablauf umgekehrt“ hätten, um es den Studenten in den Wintermonaten zu ermöglichen, bei Aufführungen eingesetzt zu werden. Man versicherte, dass die „akademischen Anforderungen“ dennoch erfüllt seien – und noch mehr: „Für aufstrebende junge Künstler, die nach einer Möglichkeit suchen, Weltklasseniveau zu erreichen und Teil einer sinnstiftenden Glaubensgemeinschaft zu sein, ist eine Tournee mit Shen Yun die Chance ihres Lebens.“

Für die Schüler gibt es dabei ein umfassendes Gesamtpaket: „Alle Schüler erhalten ein Vollstipendium, das auch Unterkunft und Verpflegung umfasst, in Höhe von rund 50.000 US-Dollar pro Jahr“, so das Ensemble. Auch auf den Tourneen würden „alle Kosten übernommen, einschließlich Unterkunft in erstklassigen Hotels, Verpflegung und sogar die meisten Freizeitaktivitäten“.

Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen

In der NYT seien die finanziellen Unterstützungen der Schüler als „Mittel zur emotionalen Ausbeutung und Manipulation dargestellt“ worden, wie FDIC berichtete. Ein von der NYT befragter ehemaliger Geiger des Shen-Yun-Orchesters, Eugene Liu, hatte angeblich Bedenken hinsichtlich der Bezahlung von studentischen Künstlern geäußert. Nach der Veröffentlichung der NYT-Artikel war Liu überrascht. Er kritisierte auf X, dass seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Seine Zeit bei Shen Yun hingegen bezeichnete er als „unschätzbar“ und „nur positiv“.

Liu sprach von einem „gesunden Umfeld“, in dem er „schädliche Gewohnheiten“ habe vermeiden können, „die viele Menschen in meinem Alter betreffen, wie Internet- und Spielsucht sowie weitverbreiteten Drogenmissbrauch“. Er meinte auch, dass er nie das Gefühl gehabt hätte, dass ihm „etwas Materielles vorenthalten“ worden sei, so der Musiker, der Shen Yun im Jahr 2017 verlassen hatte. Epoch Times berichtete im Dezember über Lius Geschichte. Wie FDIC feststellte, hätten es solche Perspektiven jedoch nicht in die NYT geschafft.

Harte Arbeit, persönliche Belastbarkeit und Charakterbildung

Was zu der Altersfrage der Künstler noch erwähnenswert ist: „Ähnlich wie beim Turnen (wo das Durchschnittsalter der Olympiasiegerinnen bei 18 Jahren liegt) sind die goldenen Jahre für klassische chinesische Tänzerinnen und Tänzer die Zeit zwischen Mitte Teenager[alter] und Anfang 20“, so Shen Yun in einer Stellungnahme. Daher ermögliche das Ensemble „herausragenden Studenten“, im Rahmen ihres Studiums mit dem Ensemble auf Tournee zu gehen.

Der spirituelle Hintergrund von Shen Yun bleibt dabei keinesfalls verborgen. In der Erklärung des Ensembles heißt es dazu, dass Shen Yun und die Fei-Tian-Schulen von Falun-Gong-Praktizierenden gegründet worden seien und die Schule eine religiöse Gemeinschaft sei. „Die Bildungsphilosophie der Schulen ist in der Tradition verwurzelt und ein Schlüsselelement davon ist der Glaube an den Wert harter Arbeit und die Entwicklung persönlicher Belastbarkeit.“ Die Schüler würden sich mit voller Unterstützung ihrer Eltern für diesen Ansatz entscheiden und oftmals genau das „Versprechen der Charakterbildung“ am meisten schätzen.

„Natürlich gibt es auch einige, die die Schule verlassen, weil sie feststellen, dass sie nichts für sie ist, aber die große Mehrheit der Schüler wird Ihnen sagen, dass Fei Tian ihr wahr gewordener Traum ist, und die Eltern schwärmen von den positiven Veränderungen, die ihre Kinder durchlaufen haben“, erklärte Shen Yun.

In Teil 2 erfahren Sie, was den „New York Times“-Lesern noch vorenthalten wurde und was Künstler über ihre Zeit bei Shen Yun sagen.

Die Epoch Times ist ein langjähriger Medienpartner von Shen Yun Performing Arts.



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