
Schweiz meldet Zahlen der Impf-Nebenwirkungen – Alles normal, oder doch nicht?
Die Schweizer Heilmittelbehörde „Swissmedic“ in Bern veröffentlichte Zahlen zu den Nebenwirkungen der beiden in der Schweiz verwendeten mRNA-Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna. Die eigentliche Brisanz zeigt sich allerdings erst im Vergleich mit einem „normalen“ Impfjahr wie 2019.

Die Schweizer Heilmittelbehörde „Swissmedic“ in Bern.
Foto: Robert Hradil/Getty Images
Nach Angaben des Schweizerischen Heilmittelinstituts „Swissmedic“ in Bern wurden bei der Untersuchung der Nebenwirkungen nach den Corona-Impfungen „das bekannte Nebenwirkungsprofil weitgehend bestätigt“. Wenn man allerdings die Zahlen mit denen eines Nicht-Corona-Impfjahres vergleicht, könnte man zu anderen Schlussfolgerungen kommen.
36 Prozent der Nebenwirkungen schwerwiegend
Nach Informationen des Schweizer Bundesamts für Gesundheit (BAG) wurden bis zum 2. Mai rund 2,8 Millionen Impfdosen in der Schweiz verteilt und etwa 954.000 Menschen vollständig geimpft. Wie Swissmedic mitteilte, wurden von den Geimpften bis zum 4. Mai dieses Jahres 1.953 Meldungen über vermutete Impfnebenwirkungen der beiden mRNA-Impfstoffe ausgewertet.
In 35,9 Prozent der Fälle wurden die Nebenwirkungen als schwerwiegend deklariert, die Menschen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Im Durchschnitt waren die davon betroffenen 701 geimpften Personen 67,7 Jahre alt. In 76 Fällen davon verstarben die Geimpften schließlich. Den Angaben nach waren sie im Durchschnitt 82,7 Jahre alt gewesen und hätten mehrheitlich schwere Vorerkrankungen gehabt.
Alles normal?
Man versicherte jedoch in der Auswertung, dass die Meldungen das aus den Zulassungsstudien bekannte und in den Arzneimittelinformationen aufgeführte Nebenwirkungsprofil bestätigt hätten und das „positive Nutzen-Risiko Verhältnis“ der beiden Impfstoffe nicht ändern würden. „Trotz einer zeitlichen Assoziation führten nach jetzigem Kenntnisstand Erkrankungen, die unabhängig von den Impfungen auftreten, wie z.B. Infektionen, kardiovaskuläre Ereignisse oder Erkrankungen der Lungen und Atemwege zum Tod“, hieß es.
Die Meldungen wurden fast ausschließlich (88,2 Prozent) von medizinischem Personal abgegeben und bezogen sich in 870 Fällen auf das Präparat „Comirnaty“ von Pfizer/BioNTech und in 1.061 Fällen auf den Moderna-Impfstoff. In 22 Fällen wurde der Impfstoff nicht angegeben.
2019: nur 7 Prozent schwerwiegend
Wie Reitschuster berichtet, bemerkte man beim Vergleich der „Swissmedic“-Zahlen vom Mai 2021 mit den Meldungen über Impfnebenwirkungen des Jahres 2019 einen gewaltigen Unterschied im Detail.
Im gesamten Jahr 2019 wurden demnach 273 Verdachtsmeldungen über Nebenwirkungen aufgenommen. In 19 Fällen oder sieben Prozent waren diese schwerwiegend. Reitschuster verwies auf einen Anstieg um das Fünffache.
Und noch etwas: die Dunkelziffer. Laut Angaben von „Swissmedic“-Sprecher Lukas Jäggi liege die beim elektronischen Meldeportal der Schweiz bei 85 Prozent. (sm)
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