Satellitennetzwerk Starlink in der Ukraine: Geht es auch ohne?

US-Präsident Donald Trump hat eine radikale Kehrtwende in der Ukraine-Politik vollzogen und laut einem Mitarbeiter im Weißen Haus die Aussetzung der US-Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land angeordnet.
Nach Medienberichten drohte Washington der Ukraine auch kürzlich damit, das für die ukrainische Armee wichtige Satellitennetzwerk Starlink abzuschalten. Trumps enger Berater, der Tech-Milliardär und Starlink-Chef Elon Musk, wies dies als „falsch“ zurück. Aber welche Folgen hätte dies überhaupt für die Ukraine?
Was ist Starlink und wofür wird es in der Ukraine genutzt?
Starlink ist ein vom US-Raumfahrtunternehmen SpaceX betriebenes Satellitennetzwerk, das in sehr abgelegenen Regionen, in denen die Kommunikationsinfrastruktur nicht mehr funktioniert, einen Zugang zum Internet ermöglicht. Dafür werden unter anderem sogenannte Terminals benötigt, die eine Verbindung zum nächstgelegenen Satelliten herstellen.
Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 hatte Musk der Ukraine Starlink zur Verfügung gestellt. Somit hatten die Ukrainer Zugang zum Internet, aber auch das ukrainische Militär konnte den Dienst für seine Kriegsführung nutzen.
Welche Auswirkungen hätte ein Starlink-Aus für die Ukraine?
Könnte die Ukraine nicht mehr über das Netzwerk verfügen, hätte dies „auf jeden Fall schwerwiegende Folgen“, sagt Wissenschaftlerin Juliana Süß, die sich bei der Stiftung Wissenschaft und Politik unter anderem mit Militärtechnologie und Weltraumpolitik beschäftigt.
Auf der militärischen Ebene betreffe dies etwa die Drohnen, die von der Ukraine in großer Zahl eingesetzt werden. Es seien zum Teil „relativ simple Drohnen“, die mithilfe einer von Starlink ermöglichten sicheren Internetverbindung über Programme wie Zoom Teams geflogen werden könnten, erklärte Süß.
Auf der zivilen Ebene sei zu bedenken, dass angesichts gezielter russischer Angriffe auf die Energie- und Kommunikationsinfrastruktur schnell ganze Städte und Regionen vom Rest der Welt abgeschnitten worden seien. „Und da war Starlink immer sehr entscheidend, weil es dazu führte, dass Städte und Gemeinschaften schnell wieder online waren“, sagt Süß.
Aus Äußerungen Musks lässt sich schließen, das Starlink in dem Krieg eine große Rolle zukommt: So erklärte der Milliardär etwa im September 2023, einen ukrainischen Angriff auf einen russischen Marinestützpunkt in der Stadt Sewastopol auf der Krim verhindert zu haben.
„Es gab eine dringende Anfrage von Regierungsbehörden, Starlink bis nach Sewastopol zu aktivieren“, schrieb Musk bei X. Hätte er ihrer Bitte zugestimmt, „wäre SpaceX explizit an einer großen Kriegshandlung und Konflikteskalation beteiligt“ gewesen, fuhr er fort. Sewastopol ist Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte auf der von Moskau annektierten Krim.
Lässt sich Starlink ersetzen?
„Es gibt auch andere Anbieter, aber die Frage ist: Wie schnell wäre das verfügbar?“, sagt Süß. Außerdem stelle sich die Frage nach der Internetgeschwindigkeit, fuhr sie fort: „Das wäre dann ein eher qualitativer Unterschied: Ist das Internet schnell genug, um taktisch reagieren zu können?“.
Die EU plant ebenfalls ein Satellitensystem namens Iris2. Die Verträge dafür wurden im Dezember unterzeichnet, doch bis es funktionsfähig ist, dürfte es noch einige Jahre dauern. Geplant ist, dass es bis 2030 in Betrieb genommen wird.
Wieviele Starlink-Satelliten gibt es und über wieviele Terminals verfügt die Ukraine?
Der Astronom Jonathan McDowell, der auf einer persönlichen Website die Starlink-Satelliten trackt, zählt mehr als 7.000. Musk teilte im September 2024 in seinem Onlinenetzwerk X den Beitrag eines Nutzers, der über den Start des 7.000. Starlink-Satelliten schrieb, und erklärte dazu, sie machten nun etwa zwei Drittel „aller aktiven Erdsatelliten“ aus.
Die Onlinezeitung „The Kyiv Independent“ berichtete unter Berufung auf ukrainische Regierungsangaben aus dem vergangenen Jahr, dass etwa 42.000 Terminals im Land in Betrieb seien.
Können die USA Starlink in der Ukraine überhaupt einfach abschalten?
Das ist durchaus fraglich. Polen etwa erklärte im Mai 2024, den Betrieb von 20.000 Starlink-Terminals in der Ukraine zu finanzieren – ob das Unternehmen bestehende Verträge so einfach auflösen könnte, ist unklar. (afp/red)
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